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folgen oder werden sie es ruhig geschehen lassen, daß der bcftellte Hüter der deutschen Südwestgrenze dem Willen Frankreichs gebeugt, dessen Machtwort unter­worfen wird? Wäre dem deutschen Volke selbst eine Stimme in seinen allgemeinen Angelegenheiten ver­gönnt, so würde dasselbe sicher keinen Augenblick zögern» dem stammverwandten Rachbarlande gegen die drobende RechtSverlezuug deizustehen. Da nun aber die Ver­heißungen einer nationalen Vertretung bis jezt nicht in Erfüllung gegangen find, so ist es um so mehr eine Pflicht der einzelnen Landesvertretungen, für den durch die Edre und e ne gesunde Politik vorgezeichmtcn Weg ihre Stimme zu erheben. Voraussichtlich wird bei d>m Wiederzusammentritt der württembergischen Kammern das Schicksal Savopens und der Schweiz längst ent­schieden sepn- Es bleibt daher den Unterzeichneten nichts übrig, als aus diesem Wege Zcugniß von der Gesinnung des Landes abzugebcn. Wir ersuchen demnach einen hohen Ausschuß als das stellvertretende Organ der Ständeversammlung:

1) der k. Siaatsregierung unsere Bitte vorzulegen: dieselbe möge an ihrem Theile darauf hinwirken, daß die Schweiz in der Berthcivigung ihrer Rechte und Interessen gegenüber von der beab­sichtigten Einverleibung Savopens in Frankreich von Deutschland mit Einsezung seiner ganzen Macht unterstüzt werde;

2) diese Petition, sofern eS »in hoher Ausschuß seiner veisafflingSinäßigen Stellung entsprechend erachten sollte, bei rer k. Staatsregierung zu befürworten.

Ehrerbietigst re.

Stuttgart, den lO. April >880.

Baden.

Karlsruhe, 8 April. Es ist ein Mani­fest des Großberzogs erschienen» worin der Grundsa; der Selbstständigkeit der katholischen Kirche prorlamirt und beigefiigt wird: Ein Ge- sez, unter dem Schuz der Verfassung stehend, wird der Rechtsstellung der Kirche eine sichere Grundlage verbürgen. In diesem G^se; und Len darauf zu bauenden weitern Anordnungen wird der Inhalt der Uctereinkunft seinen be­rechtigten Ausdruck finden. Auch der protestan­tischen Kirche, sowie auf andern Gebieten des Staaisledens wird möglichst freie Entwicklung zugesagr. Finanz»,,'nister Negenauer pensionirt. Vvgelmann sein Nachfolger.

Miszellen.

In einer Berliner Correspondenz derWeser-Zei­tung- findet sich folgende Erklärung einer in dem Hu mb olo t'scheu Briefwechsel notirtc» Acu- ßerung Sr. Mas. des Königs:Ein Bauer hatte sich mit einer Bitte an den König gewandt, der König ihn, wie stets, gütig angehhrt und Abhülfe versprochen, so viel diese in seiner Kraft stände, bei der Bitte des Bauers handle eS sich aber um Interessen des Staa­tes, und diese müßten erst geprüft werden, ehe ihm eine bestimmte Antwort ertheilt werden könne. Damit war die Audienz zu Ende. Nach einiger Zeit kam der Bauer wieder und beschwerte sich beim Könige, daß

ihm eine abschlägige Antwort zugegange» sep. Ev wisse wohl, meinte er, daß der König für seine Person das Beste aller seiner Unterthanen wolle, aber der »Racker von Staat" thäte nicht, was der König befehle. Natürlich rief das Wort ein schallende- Gelächter bei allen Anwesenden hervor und erhielt sich als scherzhafte Bezeichnung für Dinge, bei denen der König nicht selbstständig entlche den konnte oder wollte.

Wie anders liest sich jezt diese Stelle im Buche Lud- millen'SI Wahrscheinlich hatte Humboldt die Kenotniß dieier Anekdote bei Varnhagen vorausgesezt. Ein anderer Scherz dieser Art möge zu weiterer Erklärung dienen. Bei ähnlicher Audienz war einst der General- Adjutant N. gegenwärtig, ein ungewöhnlich großer und starker Mann, seiner Zeit eine der imposantesten Persönlichkeiten des Hofes. AIS nun ein Bauer über Bedrückungen von Seiten des Fiscus beim Könige klagte »nd der König ihm auseinander sezte, daß Rechts­fragen nicht von ihm, sondern von den Gerichten ent­schieden werden müßten, der Bauer aber immer weit­läufiger und zudringlicher wurde, machte ihn General - N. darauf aufmerksam, daß er ruhig die Entscheidung abwarten und den König nicht länger aufhallen möge.

Der Bauer erzählte nachher: »Ach! der König ist wohl gut, der hätte mir gewiß meine Bitte bewilligt, aber da war derinfame große Kerl, derFiscuS"« dabei, der har mich abgewiesen."

Das LeipzigerTageblatt- schreibt: »Die Bu- chertchen F»u e rlö schv osen haben auch bei dem am 7. März stattgehabten Brande der hiesigen Tho- masmühle ihre Wirkung bewiesen In dem dicht an der sogenanten alten Mühle, in welcher bekanntlich das Feuer entstand, und hinter dem ebenfalls abgebrann­ten BcrkaufS'Local, also in einer sehr gefährlichen Lage befindlichen Comptoir war eine Löichdos« von lv Pfund auf dem Gelbschrank, für den Fall eines derartige» Unglücks, ausgestellt. Durch die von mehreren Seiten hereinbrechenven Flammen entzündet, sezte sie nun der Verbreitung derselben eine» so nachdrücklichen Wider­stand entgegen, daß rer Geldtchrank mit seinem In­halte und die vorhandenen Utensilien (ein Theil der lezteren konnte noch ausgeräumt werden) unversehrt blieben, ^ie Aufstellung von derartigen Lötchdosen in Bureaur, Archiven, Comptoirs u. s. w. und in Räu­me», in denen selbstentzündliche und besonders feuer­gefährliche Materialien lagern, dürfte also sehr zu empfehlen scpn.«

Darmüadt, 2l. März. Vom großherzogl. Land­gericht Zwingcnbcrg ist ein Einwohner der Stadt BenShcim »wegen Proceß-WahnsinnS» unter Curalcl gestellt worden.

Ein Magdeburger Blatt stellt Untersuchung zur Ermittlung der gegenwärtigen Zahl der Juden auf der Erde an. Es kommt zu dem Resultat» daß jezt etwa 4,232,370 Juden eristiren.

Gold-Cours

derK. württemb.Staatskassen-Verwaltung Württemberg Dukaten (Fester CourS) 5 fl. 45 kr. Dukaten mit veränderlichem CourS . . 5 fl. 26 kr.

Preußische Pistolen.. S fl. 54 kr.

Andere ditto.9 st. 30 kr.

20 Franks-Stücke.9 fl. 15 kr.

Stuttgart, den 2. April 1860.

(Mit einer Beilage.)

Redaktion, Druck und Verlag der M ee h'schen Buchdruckerei in Ueueudür,.