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merksamkeit auf den Prof. Haußer in Hei­delberg gerichtet, um ihre Stadt an Biffings Stelle in der zweiten Kammer zu vertreten. Die Wahl würde eine in jeder Beziehung glück­liche seyn. (Schw. M.,'

Ausland.

Schweiz.

Noch im Februar hatte die französische Ne­gierung in Paris, Bern und Genf der Schweiz die Versicherung ertheilt, die savoyische Angelegen­heit stehe jezt nicht in Frage, unv käme zu einer AdNetung, so würde die Schweiz EhablaiS und Faucigny erhalten; ähnliche Versicherungen empfing auch die englische Negierung. Im schneidenden Widerspruch mit seinen heuchleri­schen Versicherungen will Frankreich jezt ganz Savoyen verschlucken. Am 15. März legte der schweizerische Gesandte in Paris Verwahrung ein, indem er sich auf den Vertrag von 1816 berief. Die Schweizer Negierung weist in der Denkschrift an die Mächte überzeugend nach, daß jene Gebirgslandschaften am südlichen Ufer des Genfer See's nicht nur durch das Recht, sondern auch durch ihre Jntressen» wie die der angränzcndcn Schweizer Conwne, auf die Schweiz angewiesen ist. Würdig und fest vertheidigt die Schweiz ihr gutes Recht und fordert alle Mächte, von denen ihr Recht verbürgt ist, auf, ihr Hülse zu leisten. Wir hoffen, daß an dieser Hülse nicht fehlen werde.

Bern, 28. März. Der Bundesrath hat gestern in außerordentlicher Sizung neue Instructionen für die Gesandten in Paris und Turin beschlossen. Dieselben sollen verlangen, daß in den neutralisirten Provinzen Savoyens der Status yuo vollständig erhalten werde, bis die Frage definitiv gelöst sey. Ferner, daß die Schweiz in den Stand gesczt werde, ihre Rechte und Interessen geltend zu machen. Zu diesem Zwecke verlangt der Bundesraih eine Conferenz der Mächte mit Siz und Stimme für die Schweiz.

(F> 2-)

Frankreich.

Ueber den Plan Napoleons, eine Land­wehr zu errichten, sagt ein Pariser Correspon- dent der j-Ztg.:Die Sache scheint mir wenig­stens wichtiger als manches Andere, über was die Glätter jezt viel Geräusch machen; vcr- räth dieser Plan, daß die Negierung des Kai­sers sich auf einen großen Krieg rüstet, einen Krieg, an den sic die ganze Kraft Frankreichs bis auf den lezten Blutstropfen sezen muß, also einen Krieg gegen eine europäische Coali- tion. Wenn aber der Kaiser selbst an das Zustandekommen einer Coalition gegen ihn glaubt, dann muß er wirklich Arges im Sinne haben mit dem armen alten Europa."

Miszellen.

Die Glücksspiele in Deutschland.

Aus demRheinthal. Biele gesellschaftliche Mißstände entspringen aus dem Bestreben reich zu werden.

aus dem Widerstreben, sich kn gegebene Verhältnisse zu fügen. Der AnsammlungStricb zwar ist ein mächtig wirkender Hebel auf Fleiß, Thätigkeit und Sparsamkeit; die Glücksspiele aber sind es, die diesen nüzlichen Trieb in allen Schichten der Gesellschaft zur Leidenschaft an- fachen. Sehet nur -in auf das Börsenspiel, in dessen furchtbaren Schlund täglich Millionen aus- und einströ« men; betretet die Paläste mit asiatischer Pracht, wo die Spielbanken thronen; leset die pomphaften Verkündig­ungen der Classen-Lotterien; fasset endlich das Zahlen - Lotto in'S Auge, das sich hauptsächlich von der Armut- und Dummheit ernährt. Alle diese Anstalten eben so schlimm in den Grundlagen, als in den Folgen, haben schon mehr Unheil gestiftet und mehr Menschen zu Grunde gerichtet, als Kriegs-Verheerung und MißwachS. Da­von geht kein Iota ab. Zählen wir nicht die Opfer der Spiellucht nach Tausenden in den Schulkgefängniffen und Strafanstalten, in den Häusern der Prostitution und in den Gräbern der Selbstmörder? Ihr vcrmöget eher die Zahl der Sterne am Firmamente zu schäzen, als die Zahl der Fälle, wo die Spielwuth Vermögen und Gesundheit zu Grunde gerichtet, Faimlienglück zer­stört, und das menschliche Elend in seiner gräßlichen Mannichfaltigkeit hcrvorgerufen hat. Und derartige Verführungs-Anstalten duldet ein Staat? Nicht blos dieses. Staaten sind es, die sogar auf eigene Rechnung Anstalten errichtet haben, um durch tausendfaches Un­glück, durch Ensitilichung ihrer Bürger die Einkünfte der Staatssäckel zu mehren. Christlich germanische Staaten'. Ihr danket, gleich dem Pharisäer, daß Ihr nicht sepd, wie Jene. Wohlan, schauet Euch ein Bis­chen um, wenn's beliebt. Sehet z. B. hinüber nach Frankreich. Dort find die Spielhäuser seit 1838 ge­schloffen. *3 Die französischen Croupiers find nun zu uns übergcfiedelt; rupfen und schlachten ihr Gevögel auf deutschem Boden, und treiben Menschcnjagd, wo die Heilquellen der Naiur sprudeln. Dasselbe Frank­reich hat längst sein Zahlcn-Lotto geschloffen und an dessen Stelle Sparkassen errichtet. Aber in Bayern sage in Bayern sind in 500 60«) Stuben fortwährend viele, viele Lotto-Hände hohl, um für die Ziehungen von zehn zu zehn Tagen die Kreuzer und Gulden, in Kupfer, Silber und Gold, jährlich nahezu 7 Millionen Gulden, als Einlage der -Spielsreunde und Spieigäste- frcundlichst entgegen zu nehmen. Wer anders bringt dieses Geld, als der Taglöhner, der sich den Bissen am Muabc adbricht und die Familie hungern läßt; als der Hanvwerksmann, den das Spiel zum Müßiggänger und Betrüger seiner Kunden macht; als der Dienstdote, der zum Verräther an seiner Herrschaft, die Ehefrau die zur Diebin an ihrem Gatten geworben ist? Hiezu gesellt sich noch der Bettler, der einen Theil des Almosens zum Spiel verwendet. Hört, hört! Welche übertriebene Schilderung! Ja hört, diese und noch schärfere Worte find schon ani 6 dis 11 Dec. 1820 in einer Sizung des Asfisengerichtes zu Zweibrücken (wo ein Criminal-Proceß wegen Verfälschung von Lot­to-Listen zur Erlangung eines Gewinnes von 60,000 fl. abgeurtheilt wurdet öffentlich gesprochen, und mit tie­fem Eindrücke gehört worden. (Pfälz. K.)

*) Die Pariser Spielhäuser machten jährlich die Klei­nigkeit von 18,400.000 Frcs.Gewinn. Derselbe wurde getheilt: Pachtgeld für die Stadt 5,500,000 FrcS., Gratifikationen und Geschenke 1,500,000; Berwalt- ungSkostcn 1,800,000; reiner Gewinn 9,700,000 FrcS. Von lezterem erhielt die Stadt wieder ^ 4 , die Pächter-Gcsellschaft V».

Appert,ckvurnul cles xrisons» 1826, Heft 2. S. 58.

In einigen Ncgerreichen wird die Wanze, welche die Europäer als eine der größten Plagen be­trachten, sorgsam gesiegt, weil die Neger ihren Geruch als köstliches Aroma schäzen.

Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'schea Buchvruckerei ia Neuenbürg.