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Bäume mit Kupfervitriollösung und Kalkmilch (4 kx Kupfervitriol und 4 kx ungelöschten oder 8 kx ge­löschten Kalk zu 100 Liter Wasser). So wurde des Belehrenden viel gezeigt und besprochen, daß die vielen Zuhörer ihrer kalten Füße darob ganz vergaßen.

Abends versammelte sich noch eine stattliche Zahl von Obstbaufreunden in der Bierbrauerei von Dreiß, wo Herr Oberamtmann Völter dem Redner im Namen aller dankte und ihn einlud, uns im Laufe des Som­mers wieder zu besuchen, um uns über den Sommer­schnitt, über das Pincieren, zu belehren. Herr Hof­gärtner Hering dankte seinen aufmerksamen Zuhörern und betonte, daß die Baumpflege in Calw im allge­meinen, besonders aber in dem von ihm besuchten Garten wohl bestellt sei. Der Obstbauverein des Bezirks wird es sich angelegen sein lassen, auf Grund gemachter Erfahrungen die für unsere Bodenverhält­nisse und für unser Klima passenden Obstsorten zu bezeichnen. Mit wenigen, bewährten Sorten wird der Baumzüchter mehr erzielen als mit dem bunten Vielerlei. Möge ein reiches Obstjahr dem Baum­züchter wieder neuen Mut und neue Freude machen!

Calw. Gestern vormittag wurden in der eo.

Stadrkirche 40 Knaben, darunter 2 Armenier, und 37 Mädchen konfirmiert. Sägmühlebesitzer Chr.

Kirchherr im Tsinachihal hat sein Wohnhaus mit Sägmühle an Hrn. Handels fchuldirektor Spöhrer hier um 56000 verkauft.

Calw. Am Samstag nachmittag wurde Schlossermeister R. hier von einem Mißgeschick be­troffen, indem ihm von einem Hunde (Uliner Dogge) in der Bahnhofstraße, ein Ohr fast ganz abgeknssen wurde, so daß er ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte.

sAmtlicheS aus dem Staatsanzeiger.s Seine Königliche Majestät haben am 7. März geruht, die erledigte eoangel. Pfarrei Gechingen,

Dekanats Calw, dem zweiten Stadtpfarrer Andler in Giengen a. Br., Dekanats Heidenheim, zu übertragen.

Infolge bestandener Aspirantenprüfung ist in die Präparandenanstalt in Nagold ausgenommen worden: Unger, Rudolf, von Gechingen.

Stuttgart, 26. März. Der Lebens­mittelmarkt ist gut beschickt, aber angesichts der naßkalten Witterung schwach besucht. Obst ausschließ­lich eingeführt, einheimisches Obst fehlt fast gänzlich.

An Blumen treten Schlüsselblumen bereits in Massen auf, wetteifernd mit dem feinen Blau der Scilla; aber von den Blumengestalten, welche den Lenz zuerst verkündigten, beginnt das zierliche Schneeglöck­chen bereits wieder dahinzusinken, ein ewiges Werden und Vergehen, ein ewiger Wechsel. An das früheste Frühjahr erinnert nur noch eine kleine Probe des Seidelbast. Sezware mehrt sich von Markt zu Markt.

Jetzt freut man sich bereits zahlreicher Proben von jungem Waldmeister. Salatsetzlinge werden korbweise angeboten. Gurken zahlreich und stattlich, das Stück ' durchschnittlich zu 1 An jungen Rettichen große Auswahl. Französische Spargel in stattlichen Ge-

Es wäre ungalant, daran zu zweifeln, wenn Sie es sagen, mein gnädiges Fräulein. Doch wage ich, zu bemerken, daß die Zahl dieser Frauen doch nur eine sehr kleine ist."

Nicht so klein, wenn man die Schwierigkeiten erwägt, die auch dabei noch für die Frauen zu überwinden sind," wiedersprach sie, durch die ironische Art der Behandlung dieses sie so nahe berührenden Themas gereizt.

Schwierigkeiten? Doch wohl hauptsächlich die, daß die Kunst eiligst an den Nagel gehängt zu werden pflegt, sobald sich die Gelegenheit bietet, zu heiraten."

Sind Sie etwa ein Feind des Heiratens, Herr Professor?"

Durchaus nicht! Ich spreche nur mit Paulus: Heiraten ist gut, nicht heiraten besser."

Ich hatte Sie wirklich für zu geistreich gehalten, um sich noch auf diesen mißverstandenen Ausspruch des Apostels zu berufen."

Mein Himmel, gnädiges Fräulein, wer kann denn immer geistreich sein, und noch dazu auf einem Gebiet, das mir eigentlich sehr fern liegt."

Fern? Gedenken Sie etwa, Junggeselle zu bleiben?"

Welche Gewissensfrage? Wenn ich jetzt die Frage nun an Sie stellte, gnä­diges Fräulein?"

So würde ich offen antworten: es kommt darauf an!"

Nun, dasselbe antworte ich. Wenn ich die Rechte fände!"

Und das ist schwer?"

Sehr schwer!"

Deshalb werden die Ehen auch immer seltener."

Ja, ganz auffallend. Ich zähle hier schon in dieser kleinen Gesellschaft ein halbes Dutzend mir bekannter Herren, die man in die Rubrik der alten Jung­gesellen zählen kann."

Jahren gemeinschaftlich ein Häuschen und es wohnen beide Familien im Parterre, sie leben schon sehr lange in bitterer Feindschaft. In letzter Zeit hat nun Frau Rentschler über den Bohnenberger ein Ge­rücht im Ort verbreitet, das den Bohnenberger zum Zorn reizte; er ging am 24. Dez. 1897 ins Wirts­haus, trank Schnaps und Bier und kehrte gegen Abend angetrunken heim; er schimpfte und fluchte über Rentschler und seine Familie, wollte in deren Woh­nung eindringen und als ihm dies nicht gelang, schoß er im Oehrn einen Karabiner ab. Dies veranlaßt« den Rentschler aus seiner Wohnung herauszutreten. B. schlug ihm mit der Waffe einigemale auf den Kopf, daß das Blut floß; Rentschler wurde in feine Wohnung geschafft, wo die Tochter ihrem Vater die Wunden auszuwaschen begann. Während sie nun mit ihrem linken Arm den Kopf des Vaters etwas zur Seite beugte, sah sie den Angekl. vor dem Fenster stehen und zielen; zugleich fiel ein Schuß, der sie in den linken Arm traf. Die Hasenschrote drangen teilweise durch den Arm hindurch und die Rentschler war 6 Wochen arbeitsunfähig. Der Angeklagte fand mit seiner Behauptung, daß er sinnlos betrunken gewesen sei, keinen Glauben.

Heilbronn, 23. März. Der Schutzmann H., der am 19. Februar in Ludwigsburg Hochzeit haben sollte, daselbst aber nicht eintraf und seither vermißt wurde, ist heute früh als Leiche am Rechen der Scheuffeleschen Papierfabrik aus dem Neckar ge­zogen worden. Da dienstlich nichts Nachteiliges gegen ihn vorlag, so wird man wohl eher auf ein Unglück als auf Selbstmord schließen dürfen.

Heilbronn, 25. März. (Diebstahl.) Ein Bäckerlehrling kam dieser Tage in ein Haus, um dort Brot zu verkaufen. Da niemand in der Stube an­wesend war, benützte er die Gelegenheit und visitierte die Schubladen, wobei ihm ein Geldbeutel mit größerem Inhalt in die Hände kam, welchen er auch sofort zu sich steckte und dann damit verschwand. Nach der Entdeckung leugnete er anfangs den Diebstahl begangen zu haben, gestand aber später, nur sagte er absolut nicht, wohin er das Geld gebrächt habe, bezw. haben sich seine diesbezüglichen Angaben für falsch erwiesen. Es erfolgte seine Festnahme und Einlieferung an das Gericht. Wegen unberechtigten Fischrns im Neckar wurden gestern zwei hiesige Fischer und ein Taglöhner festgenommen und dem Gericht übergeben. Dieselben sollen namentlich zur Nachtzeit ihre Raubzüge aus­geführt und dabei recht gute Beute gemacht haben, welche sie unter sich teilten. Auch die Fanggeräte wurden beschlagnahmt.

Dimbach OA. WeinSberg, 26. März. Das 7 Jahre alte Töchterchen des Christoph Fromm hier brachte seine rechte Hand in die Futterschneidmaschine eines Nachbarn und wurde dieselbe am Knöchel voll­ständig abgeschnitten.

Eschenau OA. Weinsberg, 25. März. Ver­gangene Nacht ist in das Kassenzimmer des Stations­gebäudes ein Einbruchversuch gemacht worden. Der

Ottomar lachte.

Sind Ihnen alle Junggesellen so unleidlich?"

Im Gegenteil, ich habe ein gewisses Tendre für sie, weil ich es für sehr wahrscheinlich halte, daß ich eine alte Jungfer werde."

Das wäre sehr zu bedauern, gnädiges Fräulein. Leider scheint es so, als ob gerade die wertvollsten Ihres Geschlechtes es oft vorziehen, ledig zu bleiben."

Wie seltsam! Eine ganz ähnliche Aeußerung hörte ich kürzlich von einem alten Bekannten, dem Baron von Teschen; Sie kennen vielleicht feinen Namen, als Maler? Nicht? Nun, er hat einige recht gute Bilder auf der letzten Aus­stellung gehabt. Er stammt aus meiner Heimat, und wir kennen ihn seit unserer Kindheit. Doch diese Aeußerung bezog ich keineswegs auf mich, wie Sie viel­leicht vermuten, sondern auf eine jüngere Künstlerin, die jetzt viel von sich reden macht, und vor deren Bilde wir vor einigen Wochen gemeinsam in der Münchener Ausstellung standen. Unter all dem Wust des Unbedeutenden und Häßlichen, das dort zu sehen war, hatte mich dieses aufs höchste überrascht und angezogen."

Ein einfacher Vorwurf. Ein Kind aus dem Hochgebirge, eine Sennerin, die einem am Fuße verletzten Kalbe mitleidig die Wunde kühlt. Aber aus dem Kopf des Mädchens spricht viel Empfindung, und daS Landschaftliche, die groß­artige Oede der Gebirgsnatur, ist meisterhaft aufgefaßt. Im Katalog ist das Bild unter dem Titel:Ihr einziger Schatz" verzeichnet. Aber auch ohne ihn liest man, oder glaubt man doch, auf den bleichen Zügen dieses DorfkindeS ein lange Geschichte von Leid und Enttäuschung zu lesen: die Vereinsammung eines liebe­dürftigen Herzens, das sich bethätigen muß, sei's auch nur an einem vernunft- losen Tier."

(Fortsetzung folgt.)

stalten das Pfd. 3 Einheimische Spargel, noch schmächtig von Ansehen, viel billiger. Auf dem Fisch­markt u. a. prächtige Hechte, Salme, Heilbutt mit 3 Finger dickem Fleisch. Schnepfen ziemlich zahlreich.

(Schw. M.)

Cannstatt, 26. März. Zur Gründung eines Daimler-Motor- Droschken-Unterneh- mens ist Hierselbst eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Bildung begriffen. An der Konzessiv« nierung desselben wird nicht zu zweifeln sein.

Cannstatt, 27. März. Gestern mittag wurde von der hies. Abteilung des Feldart.-Reg. Nr. 13 eine mobile, kriegsstarke Batterie zusammengestellt. Die zugehörigen Mannschaften wurden hiezu ebenfalls neu eingekleidrt. Die hier wiederholt vorkommenden nächtlichen Excesse, über die schon des öftern Klage geführt worden ist, beweisen, daß unsere Schutzmann­schaft für die fortgesetzt wachsende Stadt nicht mehr ausreicht. Auch in letzter Nacht wurde in verschie­denen Stadtteilen allerlei Unfug verübt. So wurden z. B. an einem Hause der Wilhelmsstraße sämtliche Läden im Parterre ausgehängt und vor die Hausthüre gelehnt; in der Seeburgstr. ein Geschäftsschild aus­gehängt und mitgenommen. An der Stadtmühle wurde sogar ein Wagen in den Neckarkanal geschoben; auch mehrere Breiter sind ins Wasser geworfen worden. Und das alles, ohne daß man die Thäter ertappte. Auf die Notwendigkeit der Verstärkung der Schutz­mannschaft hatte, wie schon berichtet, auch das K. Oberamt anläßlich der letzten Visitation der hiesigen Polizei hingewissen.

Tübingen, 26. März. Schwurgericht. Wegen betrüglichen Bankrotts hatte sich im 6. Fall zu ver­antworten der verheiratete Dreher Karl Thomas Birkle von Altensteig OA. Nagold. Er hat am 11. Nov. 1897 seine Zahlungen eingestellt und am 19. Nov. wurde das Konkursverfahren gegen ihn eröffnet; bei der stattgefundenen Vermögensaufnahme hat er nun einen neuen Anzug, eine Taschenuhr und verschiedene Waren seines Geschäfts im Gesamtwert von ca. 160 nicht angegeben, um nach dem Kon­kurs noch etwas für sich und seine 4 Kinder zu haben. Da hienach die Absicht der Gläubiger-Benachteiligung zugegeben war, so sollte Schuldigerklärung erfolgen; da aber die Frage nach mildernden Umständen eben­falls bejaht wurde, so wurde nur auf eine Gefängnis­strafe von 4 Monaten erkannt, wovon jedoch 2'/, Monat Untersuchungshaft abgehen.

Tübingen, 24. März. (Schwurgericht.) Die 4 ersten Fälle wurden bei geschloffenen Thüren verhandelt und sämtliche Angeklagte wurden schuldig gesprochen und bestraft. Im 5. Fall war der verheir. Küblrr Jakob Bohnenberger von Oberkollbach, OA. Calw, wegen versuchten Totschlags und Körperverletzung angeklagt; es wurden aber von den Geschworenen 2 Körperverletzungen als vorliegend angenommen und Bohnenberger mit 2 Jahren und 1 Monat Gefängnis bestraft. Bohnenberger und der Taglöhner Georg Rentschler besitzen seit langen