Thät-r, welcher bereits die Thürfüllung angebohrt hatte, mußte unter Zurücklassung seiner Handwerks- zeuge von seiner verbrecherischen Arbeit abstehen, da man auf ihn aufmerksam geworden war. Er blieb unerkannt.

Oppenau, 24. März. Von Gewissens­bissen getrieben stellte sich der Gendarmerie der Weber Anton Friedman» von hier und bekannte sich als Brandstifter. Im Sommer 1889 brannte nämlich dessen baufälliges Häuschen nieder. Der ledige Weber Peter Friedmann, der damals bei seinem Bruder Anton wohnte, erlitt bei dem Brande solche Brand­wunden, daß er starb.

Berlin, 25.März. Dem Fürsten Bismarck sind zahlreiche Glückwünsche zu seinem heutigen Militär­jubiläum zugegangen. Das 2. Garderegiment z. F. ließ eine Silberstatue eines Grenadiers von 1813 überbringrn. Im Auftrag des Kaisers trifft General­adjutant v. Schweinitz ein. Im klebrigen wird das Jubiläum still gefeiert.

Berlin. Der Reichstag hat am Sams­tag die Flotten Vorlage in 2. Lesung erledigt. Montag: Rcchnungssachen, 3. Beratung des Gesetz­entwurfs betr. die Entschädigung unschuldig Verurteilter, 3. Beratung des Flottengesetzes.

Berlin, 28. März. DasBerliner Tage­blatt" meldet aus Grenoble: Während der Teilnahme an dem MeisterschaftSschmllgshen wurde der Münche­ner Hallmeier meuchlings erschossen.

Flensburg, 27. März. Infolge des Stur­mes und Hochwassers ist der Damm des Oeresmoor durchbrochen. Das ganze Moor ist überflutet. Der Schaden ist sehr bedeutend. Das Wasser ist 2'/, m über dem normalen Stand und steigt immer noch. Der Verkehr wird durch Boote und Schiffsbrücken aufrecht erhalten.

Flensburg, 28. März. Der Sturm hat etwas nachgelassen. Das Wasser ist soweit zurück- gegangen, daß nur noch ein Teil der am Hafen ge­legenen Straßen unter Wasser steht. Dir Gefahr für die anliegenden.Häuser ist beseitigt.

Athen, 26. März. Vor dem Untersuchungs­richter erklärte der Königsmörder Karditzi, die Dynamubombe, die er bei sich führte, sei für De- lyanniS bestimmt gewesen. Wenn der Anschlag gegen den König gelungen wäre, hätte er sich nach Delyannis Wohnung begeben, um die Bombe zu schleudern. Kein Anwalt hat die Verteidigung Kar- ditzis übernommen, weshalb ihm ein amtlicher Ver­teidiger bestellt wurde. Der Angeklagte erklärte indessen jede Verteidigung für unnötig.

Madrid, 27. März. Di« ZeitungLiberale" erklärt: Kein Spanier werde es der Mühe für wert halten, dem Vorschläge des Präsidenten der Ver­einigten Staaten, Spanien solle die Unabhängigkeit Kubas gegen eine Entschädigung anerkennen, über­haupt in Beratung zu ziehen. Spanien könne be­siegt werden, was indes fraglich sei, aber niemals entehrt werden.

Washington, 27. März Reutermeldung.

Nach positiven Informationen beschließt die Regierung, Spanien zu eröffnen, daß die Lage auf Kuba für das amerikanische Volk unerträglich geworden sei und die Einstellung der Feindseligkeiten erfolgen muffe. Diese Politik decke sich mit denen der Botschaft des Präsidenten an den Kongreß gemachten Ausführungen. Seit dieser Botschaft habe es sich unwiderruflich ge­zeigt, daß das Verspreche« der neuen spanischen Ver­waltung, die Lage auf Kuba zu bester», nicht in Er­füllung gegangen sei. Im Gegenteil erfahre der Präsident mit aller Bestimmtheit, daß die Lage mit jedem Tage schwieriger werde. Infolge ist die Re­gierung zu dem erwähnten Beschlüsse gekommen. Man weiß in Washington, daß in der Erklärung der amerikanischen Regierung zwar kein bestimmter Termin für die Beendigung des Kriegs gestellt ist, daß aber die Regierung keine lange Frist bewilligen werde, In amtlichen Kreisen weiß man ferner, daß viele hohe spanische Beamte des Konfliktes mit Kuba müde geworden sind und man gerne eine Lösung der ganzen Frage unter Bewilligung der Unabhängigkeit Kubas auf der Grundlage einer Entschädigung annehmen werde.

Saint Johns (Neufundland), 28. März. Der RobbenfischdampferGreenland" ist gestern hier eingetroffen. Derselbe hatte die Leichen von 25 Mann der Besatzung an Bord. Die Leichen von weiteren 23 mußte er zurücklassen. Die übrigen sind fast er­froren. Am 21. ds. wurde die 54 Mann zählende Besatzung ausgesandt, auf dem Eisfelde Robben zu jagen. Dieselben wurden vom Schneesturms über­rascht, der das Eis auseinandertrieb. Nur 6 konnten sich retten.

Vermischtes.

Der Schriftsteller Hans Wachen­husen, der berühmte Verfasser zahlreicher Romane und Kriegsberichte, den Verlauf des 1870er Krieges z. B. schilderte er als Korrespondent der Köln. Ztg." ist nach .schwerer Krankheit in Mar­burg im Alter von 71 Jahren gestorben.

Einladung zur Beteiligung an der Weltausstellung in Paris im Jahr« I960 sind von der französischen Regierung an 56 Länder ergangen, von denen, wie wir aus einer Mitteilung des Internationalen Patentbureau Carl Fr. Reichest, Berlin N'lV. 6, entnehmen, bereits 49 zusagende Antworten eingelaufen sind. Egypten hat abgelehnt, der Einladung Folge zu leisten und 6 Staaten stehen noch mit ihrer Entscheidung aus, darunter Brasilien. Nach den großen Erfolgen desselben auf der Pariser Ausstellung von 1889 und der Chicagoer World's Fair von 1893 würte man eine vernünftige Erklärung kaum finden können, wenn es jetzt von einer Beteiligung absähe.

sHilfsexpedition für Andröe.j Das fortgesetzte Ausbleiben von Nachrichten über die Andröe'sche Expedition hat in Stockholm endlich Anlaß zum Plan der Aussendung einer Hilfsexp-dition ge­geben, die demnächst in die nordöstlichen Teile Sibi­riens gehen soll. Die Kosten werden etwa 10000

Kronen betragen, wovon ein Teil bereits gezeichnet ist. Damit die Expedition event. die Reise nicht ver­geblich macht, sollen in den besuchten Gebieten wissen­schaftliche Forschungen unternommen werden. Die Reise wird landwärts zuerst mit der sibirischen Eisen­bahn, dann über JakutSk bis zur Mündung der Lena mittelst Hundeschlitten auSgeführt. Bei der Lena wird das an der Mündung liegende Delta abgesucht, auch ist eine Fahrt bis zu den Neusibirischen Inseln beabsichtigt. Auf diese Weise wird es möglich sein, etwaige Spuren der Andröe'schen Expedition zu finden, im Falle der Luftballon die Richtung gegen Ostsibirien eingeschlagen hat. In die östlicher gelegenen Teile der Nordküste Sibiriens gehen in diesem Jahre zahlreiche Handelsschiffe, so daß auch hier Mitteilungen über die Spuren der Andreeschen Expedition zu be­kommen sein werden. Da auch sonst das Nordpol, gebiet in diesem Sommer lebhaft befahren wird, bei­spielsweise durch die Expeditionen von Prof. Nathorst, Swerdrup, Peary, Wellman, wozu noch die vielen Fahrzeuge kommen, di« in den verschiedensten Polar- gebicten der nördlichen Halbkugel Fang auf Robben, Walrosse u. s. w. ausüben, kann gehofft werden, daß der Unsicherheit über das Schicksal AndröeS und seiner Gefährten in diesem Jahr ein Ende gemacht wird.

Seitdem die Seidenkultur in Spa­nien mehr und mehr zurückgeht, ist eine eigentümliche Verwendung der Seidenwürmer an die Tagesordung gekommen, indem man aus ihnen Fäden gewinnt, die zur Befestigung dcS Angelhakens an der Schnur dienen. Das Internationale Patentbureau Karl Fr. Reichelt, Berlin IslV. 6, teilt uns darüber folgendes mit: Die Raupe wird wie gewöhnlich mit Maul­beerblättern aufgefüstert. Kurz che sie anfängt, sich einzuspinnen, d. h. im Mai oder Juni wird sie durch Eintauchen in Essig getödtet. Die Substanz, welche andernfalls zur Bildung des Cocons gedient haben würde, wird nun aus dem Körper in Form eines dicken Fadens herausgezogen, die mit Chemica- lien behandelt und darauf getrocknet wird. Diese Fäden werden zu je 100 zusammengepackt, und spa­nische Hausirer vertreiben dieselbe!« bis weit an di, südliche Küste Frankreichs hin. Am meisten wird das Produkt geschätzt, welches einen ganz runden Faden bildet. Der Hauptsitz dieser eigenartigen In­dustrie ist Murcia.

Ein neuer Erbschaftsschwindel rvird von Amerika aus betrieben. Ein Einwohner von Kassel erhielt kürzlich von einem angeblichen Rechts­anwalt in New Jork ein Schreiben, in welchem ihm dieser mitteilte, daß des Adressaten Schwager in Washington verstorben sei und ihm letztwillig etwa 200000 Dollars hinterlaffen habe. Er solle daher sofort zur Bestreitung der Gerichtskosten, Stempel re. einen Vorschuß von 375 ^ nach New Uork senden. DerGlückliche" war auch wirklich vertrauensselig genug und schickte das Geld ein. Wie sich nunmehr herausgcstellt hat, handelt es sich bei der ganzen Sache um den raffinierten Schwindel eines findigen Amerikaners. Da derselbe vermutlich auch noch weitere Gaunereien dieser Art zu verüben suchen wird, sei hiermit vor demselben eindringlichst gewarnt.

Amtliche Kkkliimtvlllchllugrv.

Konkursverfahren.

In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Ludwig Bauer, frü­heren Badbesitzers in Teiuach, ist zur Prüfung der nachträglich angemeldeten Forderungen Termin auf Samstag, den LI. Mai 1808, vormittags S Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte Hier­selbst in dessen Sitzungssaal anberaumt.

Calw, den 25. März 1898.

Bauer, Gerichtsschreiber deS Königlichen Amtsgerichts.

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Fahrnis-Auktion.

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