wurde gleichfalls gänzlich zerstört, und eS ist besonders bedauerlich, daß'mmtliche öffentliche Bücher und die Registratur deö Ortes gänzlich vernichtet wurden. Bei der Raschheit, mit wel- «her das Feuer um sich griff, war an eine menschliche Hülse nicht mehr zu denken, woher es auch kam, daß von der fahrenden Habe fast gar nichts gerettet werden konnte und die Be­wohner nur froh seyn mußten, daß sie mit dem i!eden davon kamen, denn glücklicher Weise ist auch nicht ein Menschenleben zu beklagen. Auf der andern Leite ist das Elend, welches nun auf der Ungluckostätte herrscht, groß, und drin, gende Hülfe geboten. (Sch. M.)

O e st r e i ch.

Aus den Umrissen des Friedensvertrags, die gleichzeitig aus Verona und Paris er'ntra- fen, geht Folgendes hervor: Oestreich ist nach wie vor eine italienische Macht geblieben. Das formidable FestungSviereck. das doch keine bloße Phrase war, da die Franzosen vor seinem Ein­gang nicht bloß Halt gemacht, sondern auch zum Friedensschluß sich bewogen fanden, diese groß­artigen Bcrtheidiguugsanstalten, das Pivot der militärischen Herrschaft in ganz Oberitalien, ver­bleibt in OestreichS Händen, obgleich die Festun­gen Mantua und Peechiera bisver zum Gebiete der Lombardei gehörten. Es ist ein schönes, reiches, gebildetes Land, das Oestreich abgetre­ten hat; aber die Schlüssel dazu hat es nicht auszeliefert. Wir wolien damit nicht andeuten, daß morgen die Oestreicher aus den Festungen Hervorbrechen werden, um die Lombardei wieder zu erobern, wir wollen dloS die politisch mili­tärische Stellung bezeichnen, welche Oestreich m der Zukunft behält.

Ausland.

Frankreich.

Paris, 14. Juli. Die Nachrichten aus Italien lauten beunruhigend. Es soll dort große Unzufriedenheit herrschen. Die Entlassung Ca- vours ist das erste Zeichen derselben gewesen und wie man hört, sind in Florenz, wo große Ausregung herrscht. Unruhen ausgebrochen. Zu­sammenrottungen fanden statt und die Procla- mationen des Kaisers der Franzosen wurden beruntergen'ssen. Man fürchtet bier, daß noch «adere Unruhen in Italien staiifiaden.

Ein französischer Arti'llerie-Ofsiiier, welcher der Schlacht bei Solferino beiwohnte, ver­sichert, daß, die Ubr in der Hand, die Fran­zosen und Oesterreichcr, zwischen l2 und 2 Uhr, durchschnittlich 60 Kanonenschüsse in jeder Mi­nute abseuerten.

Großbritannien.

London, l6 Juli. DieTimes" thei- len mit, der Kaiser Napoleon und die Kaiserin Eugenie würden nächstens dem Kaiser von Oest- reich in Wien einen Besuch abstatten. Die Times" betrachten den Vertrag von Villasranca als eine Vernichtung der italienischen konstitutio­nellen Partei und als ein Uebergcnncht Oest-

reichs in dem zu schaffenden Bunde. Die Morning Post" hält dafür, daß England die Entfernung aller fremden Truppen aus Italien verlangen sollte und daß dieselben nie wieder dorthin ziirückkehren dürften. lF.J.1

Miszellen.

Die Pfarrers-Tochter.

(Erzählung von Franz v. Elling.)

(FortsezungZ

Der alte Edelmann schien betroffen und blickte überrascht auf. »Bitte, sagen Sie mir Alles» lieber Pastor!" entgegnete er mit einem leichten Anflug von Verlegenheit, wie Einer, der nicht gerne an Verbind­lichkeiten erinnert seyn will, weil er gewöhnt ist, keine solchen aufkommcn zu lassen. Ich weiß zwar, daß man solche Liebesdienste unv Opfer nicht bezahlen kann, wir Mademoiselle Pauline ste dem armen Wurm erweist; allein ich denke, sie soll mich nicht undankbar finden!»

«Nein, Ercellenz! jezt spreche ich nicht davon, denn es liegt bei meinem Worte mir auch der leiseste Ge­danke fern, Ihre rühmliche Freigebigkeit zu mißbrau­chen", entgegnete Ptarrer Röster. »Allein eS kann eine Zeit kommen, wo ich mir erlauben werde, Pan­tinen Ihrem Wohlwollen zu empfehlen, und Sie sollen dann Alles erfahren. Ich fühle Ercellenz, daß meines Bleibens nicht mehr lang seyn wirdder Wurm nagt schon an dem Marke ich sehe diese Bäume nicht wieder blühen, und meine Tochter ist dann eine ver­lassene Waise!"

Der Edelmann stand auf; die reichen und vor­nehmen Leute, welche, hoch auf dem Strom des Lebens getragen, leicht ihre Bahn dahin wallen, denken nicht gern an das öde, schwarze Gestade, an welches wir am Ende Alle angcspült werden. Er nahm einen hastigen Abschied von dem Pfarrer und sagte: »Vergessen Sie nicht, mein guter Pastor, daß ich Ihren Dienst wegen des Jungen stets gebührend zu schäzen weiß und immer und aufnchlig Ihr wohlaffek>ionirtcr Pastor sepn werde. Sind Sic in irgend einer Verlegenheit, so wenden Sie sich getrost an mich; ich werde helfen- Und eS bleibt dabei, daß Ihr Pfarrgehülse von mir besoldet wird und nicht Ihnen zur Last fällt ich verlange dieß als Ihr Patronatsherr! Und nnn Gott-bcfohlen!« Da­mit drückte er dem Pastor rasch die Hand und ging, aus dem Tisch ein Briefcouvert, 'an den Pastor Röster zu Vornan' adresstrt, liegen lassend, welches eine nam­hafte Summe in Banknoten enthielt ......

Etwa sieben Monate später saß in seinem Hotel in der Residenz der Minister Freiherr v. Waizendorf beim Frühstück, als ihm sein Kammerdiener einen Pri- vatbrief übergab, dessen schwarzes Siegel und wohl- bekannte Aufschrift den hochmögenden Herrn sein» Cho» colade vergessen ließen. «Bon Paulinea?" murmelte er und ward wid>r Willen betreten. «Georgel« sezte er laut hinzu.

»Ercellenz befehlen?»

»Wer hat den Brief gebracht?"

- «Ein schwarzgekleideter junger Mann, dem An­schein nach ein Pfarrer Candidat Henger nennt er sich er wartet noch draußen I«