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Sr. Majestät des Kaisers, unseres gnädigsten Herrn, der mich als Commissar abgesandt hat, um die durch den Fall des Er-Hcrzogs von Friedland erschütterte Ordnung auch bei der schlesischen Armee neu zu festigen,,.

Sehr wohl. Herr Commissar," cntgegncte Fürst Lobkowitz kalt gemessen;aber ich bin nur General­major der kaiserlichen Armee. Warum wendet Ihr Euch nicht, wie es die Rangordnung heischt, an den Feldzeugmeister Grafen Schaffgotsch?«

Der Commissar griff nach einem der Papiere. Weil Graf Schaffgotsch durch mich, kraft meiner Vollmacht, noch heute von seinem Commando entbun­den werden wird", antwortete er.

Der Fürst stuzte, während der Commissar ruhig sortfuhr:Graf Schaffgotsch ist dringend verdächtig, auf Antrieb des Er-Herzog und in Verschwörung mit ihm, Verrath an Kaiser und Reich verübt und den Uebertritt zu den Reichsfeindcn versucht zu haben.«

Das ist unmöglich!« rief der Fürst entrüstet. Graf Schaffgotsch ist rein wie die Sonne. Nur die Verleumdung kann es gewagt haben, ihn bei des Kai­sers Majestät anzuschwärzen. Ich biete Jedem den ehrlichen Zweikampf an, der diesen Braven offen des Verrathes zeiht."

Mäßigt Euch, Herr Fürst!" fiel der Commissar ein.Es ist nicht unsres Amtes, das Verbrechen zu erörtern. Graf Schaffgotsch wird vor seine Richter gestellt werden. Mag er stch rechtfertigen. Uebrigens wird sein Nachfolger in Kürze bestimmt werden. Ich habe nur den Auftrag, einen provisorischen General zu vereidigen. Auf Euch, Herr Fürst, ist des Kaisers Wahl gefallen.«

Fürst Lobkowitz fuhr erschrocken zurück.

«Mein Gott!" sprach er ergriffen,ich bin des Grafen Freund, ich kenne sein Herz und seine Pläne. Ich bin schuldig wie er, wenn von Schuld die Rede seyn kann. Es ist eine harte Last, die des Kaisers Gnade mir aufbürdct. Was erwartet Se. Majestät von mir, einem Protestanten wie der Schaffgotsch ist?«

Er erwartet unerschütterliche Treue, rücksichtslo­sen Diensteifer", entgegnete der Commissar.Aber mein Auftrag ist noch nicht zu Ende. Ihr sepd Luthe­raner, Fürst Lobkowitz; bedenkt, daß die Kirche Euch in jeder Stunde liebevoll als würdiges Mitglied em­pfängt. Der hochwürdige Abt der Franziskaner wird das bestätigen.»

Ich bestätige es in meiner geistlichen Würde", bekräftigte Abt Märklin mit Salbung.

Fürst Lobkowitz bedurfte einiger Augenblicke, um sich von seinem sprachlosen Erstaunen zu erholen.

Aber Ihr wißt.« sprach er dann, gegen den Abt gewendet, daß ich ein erklärter Protestant bin, und da Ihr von Allem, was in der Armee vorgeht, zu genaue Kunde habt, so kann Euch schwerlich entgangen sepn, daß ick gar manches Mal meinem Widerwillen gegen den JcsuitiSmus ungezügelten Lauf gelassen habe."

Um den Mund des Abtes spielte ein seines Lä­cheln.Ich weiß es," erwiderte er,aber ich kenne Euch besser als Ihr selbst. Ihr sepd ein Poltron, aber dennoch ein guter Christ. Nicht die lauten Eiferer find die gefährlichen Feinde der Muttcrkirche, sondern die

Verschwörer und Jntriguanten. Im Herzen sepd Zhr schon Katholik. Legt das Herz auf die Lippe und die einzige Schranke ist gefallen, die Euch von Eurem Kaiser, von der Staatsordnung und der Kirche trennt."

Meint Ihr, Herr Abt, daß man seinen Glauben wechselt wie ein Klsid?« fragte der Fürst ironisch.

^ Der Commissar nahm das Wort, indem er die Papierrolle erhob.

Ich bedaure," sagte er sanft,daß Ihr mich ver­hindert, meinen Auftrag ganz zu erfüllen. Ihr wer­det Euch, welchen Glaubens Ihr auch sepn mögt, als kaiserlicher Soldat und Untcrthan nicht weigern, das Commando zu übernehmen, denn Ihr wäret ein Rebell. Aber Se. Majestät halten Euch eine besondere Gnade zugedacht. Da durch Friedlands Fall das Fürstenthum Sagan lehnfrei geworden ist, so wollte Euch der Kai­ser damit belehnen. Doch Ihr begreift, daß nur ein Katholik neuer Lehnsträger sepn kann.«

Den Fürst durchzuckte diese ungeahnte Mittheilung wie rin elektrischer Schlag.

Abt Märklin beobachtete seinen inneren Kampf mit fiegesgewisser Miene.

Entschließt Euch rasch«, fuhr der Commissar fort. «Hier ist die Belehnungsurkundc. Ich nehme fie mit mir zurück, wenn Ihr durch Eure Weigerung Euch mit des Kaisers Ungnade beladen wollt.«

(Fortsczung folgt.)

Der Prinz Napoleon wurde, derAllg. Ztg.« zufolge, über den Widerspruch intcrpellirt, daß der Kaiser Napoleon als Ritter der italienischen Freiheit aufgestellt werde und doch dem eigenen Lande die Frei­heit vorenthalte.Pah," soll der Prinz geantwortet haben,wir wollen die Freiheit nicht als Einfuhr­artikel, aber als Ausfuhrartikel kann sie ganz gut passiven. _

Dresden, 19. Januar. Auch hier find zwei Opfer der Crinoline gefallen; zwei Fräulein v. S. sind, vom lezten Hofball zurückgekehrt, beim Aus- kleiden in Flammen gerathen und so gefährlich ver- lezt worden, daß an dem Wiederaufkommen nament­lich der einen jungen Dame gezweifelt wird.

Elberfeld, 20. Jan. Vor wenig Tagen sind hier nahe bei Abrath im Düsselthale in einer Kalk­grube die Knochen eines urweltlichen Stephan­ien von besonderer Größe gefunden worden. Der schäzbare Fund ist in den Befiz Dr. Fuhlrolls überge- gangcn, der sich bereits große Verdienste um die Pa- leonthologie des WuppcrthalcS erworben hat.

Die ausgedehnteste Familie hat offenbar Herr v. Seebach, der bekannte Diplomat. Wir sehen ihn von Paris nach Nizza, Turin und wieder nach Paris, von dort nach Dresden, Berlin und Pe­tersburg reisen und die Zeitungen versicherten es alles nur in Fa milien - Ang cleg enh eit en! Wäre die Eisregion auch noch bevölkert, so könnten wir eines Tages lesen: Herr v. Seebach ist in Fa­milien-Angelegenheiten nach dem Nordpol abgercist!.

(Münchner Punsch.)

Redaktion, Druck und Verlag der M e«h'schen Duchdruckerei in Neuen l> ü r zi.