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Commando, das will ich für Kaiser und Reich behaup­ten ; uud hat man mich verdächtigt, so werve ich mich verantworten. Mein Gewissen ist rein. Furchtlos kann ich der Hyder der Verleumdung entgegentreten. Ich bleibe auf meinem Posten unter Gottes Schuz."

Ich wollt's. Ich habe meine Pflicht gethan," versezte Bella niedergeschlagen.

Sie hüllte sich in ihren Mantel und wollte gehen.

Graf Ulrich betrachtete das schöne Weib mit wah« rer Innigkeit. Er schritt noch einmal auf sie zu und ergriff ihre Hand.

Gräfin Bella," sprach er sanft,ich kann Euch nicht gehen sehen, ohne Euch von Herzen Abbitte zu thun. Seit ich Euch so kenne, steht Ihr die Nächste meinem Herzen. Ihr könnt mir einen Dienst erweisen, Bella."

Sie schlug ihre großen dunklen Augen mit dem Ausdrucke treuer Hingebung zu ihm auf.

Ich habe Kiuder," fuhr er fort;drei Knaben auf dem Kynak und ein Töchterchcn beim Onkel in Wirschowitz. Die Kinder haben keine Mutter mehr, Gräfin, und wenn mir etwas Menschliches begegnen sollte, auch keinen Vater. Wollt Ihr Euch dann ihrer annehmen. Bella?"

Ich würde sie schirmen, wie verlassene Engel,« antwortete die Gräfin in freudiger Aufwallung.

So nehmt diesen Ring, theure Gräfin, und seyd ihnen eine gute Mutter, wenn ich zu frühe sterben sollte. Wenn Ihr diesen Ring zeigt, werden meine Dienstleute Euch, wie mir selbst, mein Liebstes anver­trauen."

Die Gräfin nahm den Ring mit zitternder Hand.

Tragt ihn auch zur Erinnerung an diese Stunde, da Ihr mich weich gesehen," fuhr der Graf fort Diese menschlichen Stunden sind so selten im rauben Soldatenleben. Und nun noch eine Bitte: ängstigt Euch nicht, um mich, Gräfin!"

Schüze Euch Gott!" flüsterte sie wehmüthig be­wegt.

Graf Ulrich begleitete sie an die Thstr. Doch ehe er diese öffnete, neigte er sich über sie. Der warme Hauch ihres Mundes streifte sein Gesicht. Es zog sie rasch an sich und drückte einen Kuß auf ihre Lippen-

Gute Nacht, Bella!"

Gute Nacht, Graf Ulrich!" sagte sie leise und haschte davon wie ein Schatten

Langsam schritt derGraf ihr nach bis zur Treppe; dann kehrte er sinnend um. Aber noch hatte er sein Zimmer nicht erreicht, da schlug ein weiblicher Schmerz­schrei an sein Ohr, der von unten herauf zu kommen schien.

Heiliger Goit, was ist das!" rief der Graf in schrecklicher Ahnung und eilte, von Jobst gefolgt, mit einem Lichte die Treppe hinab. Er suchte mit erhobe­nem Lichte der Schloßflur entlang nach der Ursache des Aufschreis. So drang er bis zum Portal vor, an dessen Stufen eine dunkle Gestalt am Boden lag und wie sterbend röchelte.

Sie ist's! Man hat sie ermordet!" rief er ent- sczt und stürzte auf die Gestalt zuer leuchketein das bleiche Antliz Bellas. Langsam richtete er sie halb empor und legte ihren Kopf auf seine Knie.

Sie blutete in der Brustgegend.

»O schändlicher Rutenberg, das ist Tein Werk!" knirschte er voll Schmerz und Wuth und preßte seine Hand auf die Wunde.

Jobst eilte in's Schloß zurück, um Leute zu holen, mit deren Hülfe der Graf die Leblose in ein Zimmer tragen ließ. Man ließ sie sanft auf einem Polster nieder und öffnete die Kleider. Die stark blutende Wunde war mitten im Busen.

Ein Chirurg ward sogleich herbeigeholt. Dieser untersuchte die Wunde und erkannte, daß sie wohl ge- führlich aber anscheinend keine tödtliche Berlezung fey. Die Wunde war dreikantig und schien von einem Stoß­degen oder Dolche berzurühren.

Bella wurde sorgfältig verbunden und sanft ge­bettet. Graf Schaffgotsch blieb in ihrer Nähe. Nach zwei Stunden schlug sie matt die Augen auf und lächelte wie eine selig Sierbende, als der Graf mit leiser Hand die braunen Locken aus ihrer Stirne strich und einen Kuß darauf preßte.

»Du lebst, Bella; Gott fey gedankt!" flüsterte er freudig.

4 .

Die Militärs deS Hauptquartiers zu Ohlau wur­den an einem der nächsten Tage durch den Anblick zweier riesiger Kürassiere vom Corps des Piccolomini überrascht, welche an der Pforte des Gasthauses »zum weißen Falken» mit gezogenem Pallasch, gleich leblosen Statuen, als Ehrenwache aufgepflanzt waren. Jeder Offizier wußte, daß die Pappenheimer bis vor Kurzem in der Nähe deS Generalissimus Wallenstein sich be­funden hatten, und da bisher nur ein dunkles Gerücht von der feindseligen Haltung Wallensteins gegen den Wiener Hof uud dem Sturze desselben zur schlesischen Armee gedrungen war, so sahen die Meisten in ernster Spannung weiteren Aufschlüssen entgegen. Die beiden Pappenheimer beobachteten allen Fragen gegenüber unerschütterliches Schweigen. Da sie in der Nacht eingeritten waren, so wußte man nicht woher sie kamen und zu welchem Zwecke sic erschienen. Andere fremde Militärs sah man nicht, auch eine Person von Rang ward nicht bemerkt. Nur so viel erfuhr man aus dem Munde eines Knechts im Gasthausc, daß ein schwarz­gekleideter alter Herr ohne alle äußere Zeichen seiner Amtswürde abgcstiegcn fey. Dem Wirth selbst war Schweigsamkeit anbefohlen worden.

Der Abt Märklin war der Erste, welcher bei die­sem, auzenscheinlich distinguirten Fremden erschien. Bald darauf erhielt der in demselben Gasthofc woh­nende Generalmajor Fürst Lobkowitz die Einladung, dem Fremden in Amtsangelegenheiten eine Visite zu machen. Er fand einen Greis von würdiger Haltung, auf einem Lehnsessel ruhend. Ihm zur Seite stand ein Tisch, worauf eine Papierrolle mit anhängcndcm Sie­gel und mehrere offene Blätter lagen.

Im Hintergrund des Zimmers saß Abt Märklin, scheinbar in Lesen vertieft. Er unterbrach sich, als Fürst Lobkowitz erschien und ruhete sein stechendes Auge auf demselben.

Langsam und ernst erhob sich der Greis beim Ein­tritt des Fürsten-

«Herr Generalmajor,« begann er, »ich bin der Kriegsrath Eggcnberg und begrüße Euch im Namen