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Miszellen.
Graf Ulrich Schaffgotsch.
(Historische Novelle von Carl Teschner.)
(Fortsezung.)
Es dämmerte bereits stark. Graf Schaffgotsch saß, nachdem er einen Cornet mit Depeschen an Wallenstein abgefertigt hatte, in seinem Lehnsessel am Kamin und ließ die Bilder der Zeit an seinem Auge vorüberziehen. Die im eigenen Lager gemachte böse Erfahrung, die ihn zum ersten Male mit ernstem Zweifel an Ruten- bcrgs Aufrichtigkeit erfüllte, ließ ihn über die augenblickliche Lage ernstlich Nachdenken. ES nahm ihn Wunder, daß er keine Nachricht wieder aus Pilsen erhalten. Das erfüllte ihn mit Besorgniß um den Ge- neralifstmus und um seine eigene Zukunft. Aber die lieblichen Gestalten seiner Kinder, die er sich sinnend Vergegenwärtigte, erheiterten wieder seine Seele.
Sein Kammerdiener Jobst öffnete leise die Thür und meldete, daß ein Fremder den Herrn Grafen zu sprechen wünsche.
„Frage nach seinem Namen und Begehr," sprach der Graf, „es ist jezt keine Zeit, Fremde ohne Noth zu empfangen."
Aber die tief verhüllte Gestalt des Fremden stand bereits auf der Schwelle hinter dem verlegenen Bedienten.
»Ihr müßt mir fezt Gehör geben, Graf Schaffgotsch,« rief eine weiche, zitternde Stimme, „denn eS betrifft Eure eigne Person und ist sehr dringend."
Graf Schaffgotsch fuhr erstaunt von seinem Sessel auf. Er glaubte bekannte Laute in dieser Stimme zu vernehmen.
„So bringe Licht herbei!" befahl er Jobst, und zu dem Fremden gewendet, sprach er in seltsamer Aufregung: »Wer sepd Ihr und was wollt Ihr von mir in so später Stunde?"
„Laßt den Diener sich erst entfernen," flüsterte die Gestalt, ohne ihr Antliz zu zeigen. „Ich muß allein mit Euch scpn.«
»Mein Gott!" rief der Graf in großer Spannung, »mich dünkt, Ihr sepd hier nicht so fremd, als Ihr scheinen wollt.«
Die Gestalt antwortete nichts, denn Jobst erschien soeben und sezte einen Armleuchter auf den Tisch.
„Laß uns allein, Jobst," sagte Graf Ulrich.
Der Diener ging.
„Und nun,« fuhr der Graf, gegen die Erscheinung gewendet, fort, „legt Eure Hülle ab. Ihr sepd —«
»Gräfin Bella!" ergänzte die fremde Gestalt und warf rasch ihren Soldatenmantel ab.
Ein schönes, sungeS Weib, Röthe der Aufregung im Gesicht, stand vor ihm.
„Ich ahnte, daß Ihr es wart, Gräfin," sprach -er Feldzeugmcister verwundert.
»Und würdet mich vermuthlich nicht angenommen haben, wenn ich Euch meinen Namen hätte nennen lassen.« entgegnete die Gräfin; „denn ich weiß, daß Ihr micht nicht achtet, weil Ihr mich nicht kennt."
Im Tone der schönen Frau lag eine gewisse moralische Energie, die den Grafen verwirrte.
„Laßt das, Gräfin," sprach er abweisend, „und sagt Euer Begehren."
„Ihr haltet mich für eine leichtfertige Abenteurerin,« fuhr die Gräfin fort, „weil es Euch schien, daß ich mit Euren rüden Offizieren vertrauten Umgang hätte. Aber Ihr irrt Euch, Graf, bei Gott dem Allmächtigen I Ihr irrt Euch. Wenn ich auch als eine freie Frau und ohne liebe Personen, denen ich mich vertraulich anschließen könnte, mit leichtem Sinne gesellige Freuden suchte, so dürft Ihr doch nicht glauben, daß ich ein schlechtes Weib sey.«
„Brecht ab, ich bitte Euch!« rief der Graf befangen
„Nein, nein!" sprach Bella hastig. „Wendet Euch nicht ab, Graf Schaffgotschi ich möchte gern, daß Ihr mich achtet. Ihr allein! An den Andern ist mir nichts gelegen. Um Euretwillen habe ich mich in ein zweideutiges Licht gestellt, habe mich ins Vertrauen der verdächtigen Offiziere und des Abtes geschlichen, weil ich wohl merkte, daß man Böses gegen Euch im Schilde führt. Ja, um Euretwillen versuchte es Oberst Rutenberg, mich bis zum entscheidenden Momente gefangen zu halten, weil der Abt Märklin ihm sagte, daß ich endlich die Maske abgcworfen und ihn empört zurückgeschleudert habe. Ich weiß Alles. Dieser elende Mönch war schwach genug, mich in der Hoffnung auf eine Gunst, die mich zur Verworfenen hätte machen müssen, in sein Gchelmniß zu ziehen. Ich stellte mich als Eure Feindin, die sich an Euch rächen wollte, und hörte die schändlichen Anschläge zu Eurem Verderben. Ihr sepd in Gefahr, Graf Schaffgotsch! Ihr sepd umstellt von Verräthern! All' Eure Aeußerungen werden entstellt nach Wien berichtet. Eure Boten an Wallcnstein sind aufgefangen oder bestochen worden. Ihr scheint nicht zu wissen, daß Wallenstein in Eger ermordet ward, daß eine furchtbare Wendung eingetreten —«
„Das ist nicht möglich!" fiel Graf Schaffgotsch entsezt ins Wort.
»Es ist, bei Gott im Himmel! Schon die nächsten Tage können Euch Verderben bringen, Graf. Rettet Euch! Flieht! Ich beschwöre Euch!«
(Fortsezung folgt.)
N e
u e „ b ü r g. Ergebniß des Fruchtmarkls am 22. Januar 1859.
Getreide-
Gattungen.
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Gem. Frucht
Gerste
3
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Linsen
Roggen
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nach dem Mittelgewicht von 290 Pfund 4 Pfund weißes Kernenbrod kosten 11 kr. 1 Krcuzerweck muß wägen 7V« Loth.
Fleischtaxe vom S. Novbr. 1858 an:
Ochsenfleisch 12 kr., Rindfleisch 10 kr., Kuhfleisch 10 kr., Kalbfleisch 9 kr., Hammelfleisch 9 kr. Schweinefleisch unabgezogcn 12 kr., abgezogen 11 kr. Stadtschuldheiffenamt Weßlnger.
Redaktion, Druck und Verlag der Kle e h'schen Buchdruckerei in Nrrrenb ürg.