vorsteht. Es ist dieß die württembergische Aktiengesellschaft zur Fabrikation von Leim und Dungmitteln. Das Aktienkapital ist aus 250,000 fl. bestimmt und der Siz der künftigen Fabrikation Reutlingen, wo bereits für 54,000 fl. ein Anwesen mit Fabrikeinrichtung und Wasserkraft, aus welchem bisher die Leimfabrikation betrieben wurde, angekauft worden. Die Lcimfabrikation war nämlich schon lange in Reutlingen heimisch; nur wurden mehr die ordinären Sorten angefertigt, und die feineren, als Gelatine und Kölner Leim, welche bei der gesteiger­ten Industrie sehr viel bei uns gebraucht werden, mußte man mit großen Kosten vom Ausland beziehen, dem wir die Rohmaterialien dazu um billiges Geld lieferten. Das soll nun anders werden. Die neue Gesellschaft beabsichtigt, diese feineren Leime ausschließlich und im Großen zu fabriciren. Um aber den größtmöglichen Nuzen aus dem Geschäfte zu ziehen, an dessen Spize geschickte Chemiker stehen, werden die Rückstände der Lcimfabrikation mit Zuhülfenahme anderer wenig kost­spieliger Stoffe zur Fabrikation künstlichen Guano's benüzt, der nach der Ansicht des Professors der Chemie an der landwirthschaftlichen Akademie in Hohenheim (Wolfs) dieselben Dienste leistet, wie der natürliche, und um mehr als V« billiger zu stehen kommt. Es wird also bei der vorgerückten Landwirthschaft in unserem Lande auch hieran nicht an Absaz fehlen. Die Unter­nehmer selbst haben sich mit der Hälfte der Aktien, die je 500 fl. betragen, betheiligt, und kaum war das Unternehmen nur einigermaßen bekannt, so wandten sich demselben viele Capitalien zu, was die Acticnzeich- nungcn bei d>m Bankhause Schnabl und Härtl bewiesen. Die Pianofortefakrikation hat in Stutt­gart in neuerer Zeit einen solchen Aufschwung genommen, daß das altrcnommirte Wien bereits überflügelt seyn dürfte. Obgleich die Zahl der Fabriken sich neuerdings wieder vermehrt hat, so sind doch alle vollauf beschäf­tigt und öfters um die nöthige Zahl geschickter Arbeiter und die Räumlichkeiten zu Unterbringung weiterer verlegen. Da die Bestellungen nach Außen sich ungemein mehren, so sind die hiesigen Besteller einzelner Stücke gewöhnlich diejenigen, die oft Monate, ja Jahre lang warten müssen, bis sie ein Instrument erhalten können. Insbesondere ist die Pianofabrik von Richard Lipp kaum im Stande, die zahlreichen, aus allen deutschen Staaten, selbst aus Rußland eingehenden Bestellungen zu be­wältigen; denn wie Schiedmayer mit seinen Flügeln renommirt ist, so ist cs Lipp mit den Tafelpianos und den Pianos, für welch' leztere er für eine mechanische Verbesserung neuerdings patcntirt wurde. Seine In­strumente sind wegen ihres Wohlklangcs und weichen Anschlages sehr gesucht.

Stuttgart, 27. Februar. In dem be­nachbarten Cannstatt, wo jährlich Tausende von Kurgästen verschiedener Länder und Con- fessionen sich zeitweise aushalten, ist man im Begriffe, eine katholische Kirche herzustellen. In Eßlingen soll gleichfalls eine alte Kirche den Katholiken wieder eingeräumt werden.

Bade».

Karlsruhe, 3. März. Nach langer Zeit soll jezt wieder die Erlaubniß zu einem

allgemeinen badischen Gesang fest gegeben worden seyn, woran sämintli'che Mannergesang­vereine unseres Landes Tveil nehmen würden. Als Ort wird Baden-Baden und der Pfingst­sonntag als der Tag der Aufführung genannt. Hofcapellmeister Strauß dahier hat die Leitung übernommen.

O e st r e i ch.

Wien, 1. März. Es ist eine unläugbare und von allen Parteien anerkannte Thatsache, daß das nähere Heranziehen Ungarns zur Ge- sammtmonarchie in materieller Beziehung sich für beide Theile gleich voriheilhaft gestaltet; erst jezt wird allmälig daran gegangen, die uner­meßlichen Schäze, welche in dem ungarischen Boden begraben liegen, zu heben und für das Land sowie für die Monarchie nuzbar zu machen. Am allerspärlichsten wurde früher in Ungarn das Mineralreich ausgebcutet, und in dieser Be­ziehung ist in jüngster Zeit Erstaunliches geleistet worden. Im nordöstlichen Ungarn befinden sich un­erschöpfliche Salzbergwerke; das Marmaroser Komita liefert jährlich 7800.600 Ctr. Steinsalz; es ist ein treffliches Produkt, welchem bisher nur die Mangelhaftigkeit der Kommunikation und die daraus entspringende Langwierigkeit und Kostspieligkeit des Transportes Eintrag that. Diesem Uebelstande soll nun von der Regierung, als Besitzerin jener Gruben, durch Anlegung einer eigenen Salztransportbahn bis an die Theiß abgeholfen werden, da von dort weiter der Transport zu Wasser leicht bewerkstelligt werden kann. (St.Anz.)

Ausland.

Frankreich.

Paris, 28. Februar. DerMoniteur" enthält einen (6 Spalten füllende») Bortrag des Ackerbauministers über die Fr eigeb ung der Mezgerei in Paris. Nachdem der Minister das Historische der Veränderungen darlegt, welche die Organisation der Pariser Mezgerei seO dem Consulate erfuhr, wo die Mezgerei beschränkt und den Mezgern eine Caution auferlegt wurde, beantragt er das die Freigebung verfügende Decret; er glaubt nicht, daß diese Maßregel ein sofortiges Sinken der Fleischpreise herbeifiibren wird, hofft aber, daß mit der Zeit die ehrlichen, intelligenten Mezger einsehen werden, daß sie von der freien Concur- renz nichts zu fürchten haben und die günstigen Resultate nicht ausbleiben werden. Diese werden allerdings nicht der absolute permanente billige Flcischpreis seyn, aber diese Maßnahme werde möglichst alle Parasiten-Kosten und übertriebenen Nuzen entfernen. Das von dem Kaiser am 24. d. Unterzeichnete Decret verfügt u A.: Den Polizei- Vorschriften entsprechend, wird das Fleich im Schlachthaus und beim Eingang in Paris in- spicirt, unbeschadet aller der Behörde zustehenden Befugnisse, um die Ehrlichkeit beim Verkauf und den gesnuden Zustand des feiigebotenen Fleisches in Ständen und auf den Märkten zu