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überwachen. DaS Hausiren von geschlachtetem Fletsch in Paris ist verboten. Jeder Besizer von Vieh hat gleich den Mezgern das Recht, es in den öffentlichen Schlachthäusern schlachten zu lassen, das Fleisch dort zu verkaufen. es frei von Oclroi nach Außen zu verführen oder es auf die inner» Märkte der Stadt zu bringen. Die fremden Mezger werden ebenso, wie die zu Paris etablirten zugelassen, das Fleisch unter Beobachtung der Polizeiverordnungen, auf den öffentlichen Märkten im Detail zu verkaufen oder verkaufen zu lassen. Das Decret tritt vom 3l. März an in Wirksamkeit.

Miszellen.

Ein Gaukler.

Nordamerikanische Sittenbilder.

(Schluß.)

Die Gaukler verdanken den größten Theil ihres Ansehens dem Vorgeben, den großen Geist gesehen, mit ihm gesprochen und von ihm ein Mittel ganz be­sonders anempfohlen erhalten zu haben.

Das Gemach, in dem sie ihre geheime Mcdicin brauen, ist immer ganz abgesondert und allen Blicken verschlossen. Der Patient wild durch eine kleine Thür dahin gebracht; er tritt immer mit einem Schlauch voll Wasser ein, den er auf einen großen Stein ausgießt, welcher mitten in diesem Zimmer steht. Die Thüre ist hermetisch verschlossen. Was im Innern dieser Hütte vorgeht, wissen nur der Patient und der Gaukler.

Wenn man nach der Operation einen Leichnam herausträgt, so braucht man keine Aufklärung zu fürch­ten und der große Geist nimmt die Erfolglosigkeit der Kur auf sich.

Wenn der Kranke sich wohl befindet, so hat der Arzt die größten Lobeserhebungen zu erwarten und seine Bescheidenheit kommt darüber nie in Verlegenheit."

Aber," sagt ich zu Steven, »was ist aus dem tobten Crowhäuptling geworden?"

»Als der Unglückliche die Augen schloß, erscholl ein langer Schmerzensschrei aus allen Reihen des Stammes; und dieser Schrei, der anfangs für das Zeichen einer aufrichtigen Theilnahme gelten konnte, wurde nach und nach so gleichmäßig und harmonisch, daß er mir wie ein Gesang erschien. Die Frauen nament­lich schrieen sich die Kehle aus.

«Es war offenbar nur ein äußerliche Kundgebung der allgemeinen Trauer. Man hüllte den Leichnam in eine Büffelhaut, und die Krieger des Stammes trugen ihn weg, um ihm die Ehre des Begräbnisses zu erweisen-

»Troz dieser lächerlichen Schmerzdcmonstrationen kann man nicht läuguen, daß die Indianer einen tiefen Respekt und einen rührenden Kult für ihre Todtcn an den Tag legen.

Bei allen Stämmen, die ich besuchte, liegt der Leichcnhof gewöhnlich in der Mitte des Dorfes

»Man findet dort immer eine große Zahl von Sarkophagen, welche so hoch über der Erde ansgehängt sind, daß sie nicht von Menschenhänden berührt werden können und der Gefräßigkeit der Hunde und anderer Lhiere entzogen sind.

Der Tobte, der zuvor mit Oel eingerieben wor­den , liegt in seinen schönsten Kleidern darin. Neben ihn legt man seinen Schild, seinen Köcher, seine Pfeife, Tabak, ein Messer, einen Feuerstein, ein Paar Mocas- fln und alle nöthigcn Vorräthe, daß ihm während der ,langen Reises die er unternimmt, nichts fehle.

»Ist der Leichnam in dem Sarkophage vertrocknet und zu Staub geworden, so sammeln die Verwandten sorgfältig die Gebeine, die sie mit Ausnahme des Kopfes begraben.

Jede Familie befizt auf dem Kirchhofe einen Fleck Erde, auf welchem die Schädel im Kreise liegen, das Gesicht nach dem Mittelpunkt gewendet. Jeder Schädel ruht auf einem Kiffen von duftenden Kräutern.

»Jeden Tag liegt die ganze Familie des Verstor­benen, die Stirne im Staube, gekrümmt auf dem Sarkophage und betet, weint und peinigt sich auf's Blut, um ,die Geister der Verstorbenen* zu besänftigen. Jeden Tag bringen sie ihren Todten die besten Plat­ten ihrer Mahlzeit, die sie Morgens wechseln. Wäh­rend der schönen Jahreszeit sind die Frauen den gan­zen Tag auf dem Kirchhofe, arbeiten sizend neben den Todten und reden mit ihnen, als ob sie antworten könnten.

In beinahe allen Stämmen und im ganzen ame­rikanischen Gebiete sind die Gebräuche mit wenigen Ausnahmen die gleichen. An den Küsten des stillen MccreS z. B. verbrennt man die Leichname, statt sie zersezen zu lassen; die Asche wird dann gesammelt und in ein Canot gelegt, welches das Vordertheil nach Osten kehrt und mit einem Ruder versehen ist.

»Für alle indianischen Nassen ist der Tod nur eine Abreise: ob man sie im Canot oder anderswo macht, gilt am Ende gleich.

»Die Indianer glauben nicht an die christliche Unsterblichkeit, aber an ein Wiedcrauserstehen an einem andern Orte, wo auf ungeheuren Ebenen große Jag­den auf kolossale Büffelbeerden veranstaltet werden.

Jeder Stamm hat seine besondere Dogmen, alle aber glauben an einen guten und bösen Geist, an ein zweites Leben, an eine gerechte Belohnung der Tugenden und Bestrafung der Laster. Für die Einen ist das zweite Leben eine Büffeljagd; nach Andern ge­hen die Guten nach dem Tode in die Stadt der Gu­ten, die Bösen in die Stadt der Bösen.

»Ich fragte eines Tages einen Indianer, wie er sich die Hölle oder den Ort der Bestrafung der Name macht nichts zur Sache vorstelle.

,Die Hölle/ sagte er, ,rst ein mit Eis und Schnee bedecktes Land von traurigem Aussehen, wo man alle möglichen Entbehrungen leidet: dergute Geist" macht sich die Freude, den Qualen zuzuschen, die er die Sünd- der und Verbrecher leiden läßt.*

»Und das Paradies?» fragte ich.

,DaS Paradies,* cntgegnete der Indianer, ,liegt in einer reizenden Gegend, wo ewiger Sommer herrscht in den weiten Ebenen treiben sich zahlreiche Büffel- nnd Elennhecrden umher. Wie der gute Getst die Hölle bewohnt, so bewohnt der böse Geist das Paradies, um dort die Seelen der guten zu verführen, was ihm auch manchmal gelingt.*«

Medaillon, Druck und Verlag der M « h'scheu Duchdruckerei ln Reuenvürs.