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Bewohnern des Hauses sind leider bereits 4 todt - aufgefunden und ein 5. wird noch vermißt; zwei sind schwer und einige leicht verlezt. Der Vermißte konnte troz angestrengtester Arbeit zur Hinwegräumung des Schuttes bis diesen Morgen 6 Uhr noch nicht aufgefunden werden. An vielen Häusern in der Umgegend sind die Fenster zertrümmert und der anliegende Tburm des Karls- Ihors erhielt Risse. Die Stätte des Unglücks bietet einen furchtbaren Anblick der Verwüstung.
Würzburg, 17. September. Allgemeine Theilnabme erregt der gestern eif lget Tov eines Zungen hoffnungsvollen Mannes, des Pbarmaceu- ten v. Kraft aus Augsburg, der, vor wenigen Tagen noch gesund, an der Oberlippe von einer Fliege gestochen worden, welche auf einer Leiche das sogenannte Leichengift aufgenommen baue. Die Geschwulst, anfänglich klein, griff rasch um sich und tödtete den Unrettbaren in so kurzer Zeit.
Ausland.
Aus der Schweiz, 9. September. Eine neulich aufgetauchte Besorgniß, unter der bieß- jährigen Trockenheit möge das Aroma des Obstes und Weines gelitten haben, bestätigt sich wohl nicht. Das Aroma ist die unzertrennliche Beigabe der regelmäßigen und vollendeten Reife. Die Pflanzenerzeugniffe erscheinen in der Regel um so vollendeter je böher die ihnen zugehörige mittlere Luftwärme der ZeitigungS- (Trieb- und Reifungs-) Dauer sich ausweist. Der Wein von 1811 behauptete vor den Weinen aller folgenden Jahre den Vorzug, weil die mittlere Sommermonattemperatnr (von Mai bis Sept.) des Jahres I8l l in keinem der folgenden Jahre erreicht wurde; und dies hat in riesem Jahre jedenfalls auch stattgefunten. Die Weinrebe fordert keine zu hohe mittleie Jahreswärme, leidet sogar bei einer solchen; die Reife der Trauben wird am vollkommensten bei 19" bis 24° R. (F. I )
Frankreich.
Straßburg, >7. September. Die finden projekttnen Bau einer festen Rbeinbriicke bei Kehl eingesezte technische Kommission hat sich, wie wir hören, über sämmtliche Haupipunlre verständigt, und haben die badischen und die französischen Kommissäre gestern das Schlußproto- koll unterzeichnet. (A.Z. >
Der schwarze Domino.
Die junge Gräfin Charlotte von F., eine schöne und geistreiche Dame in Paris, war nur erst zwei Jahre verheiratet, aber schon nahm fie an ihrem eleganten Manne eine Gleichgültigkeit wahr, die fie mit Schmerz und Eifersucht erfüllte. Während der Gatte seine Klubs besuchte, wie er vsrgab, blieb die Gattin, die sich sonst häufig an der Seite des Grafen gezeigt, allein in ihrem großen Hotel.
„Werden wir nächsten Donnerstag den Maskenball in der Oper besuchen, lieber Franz?« fragte sie eines Tages bei Tische den Grafen.
«Nächsten Donnerstag? Mein liebes Kind, der Maskenball trifft mit einer Klubgesellschaft zusammen, die ich unmöglich versäumen kann, da ich zu dem Comite derselben gehöre.«
»Könntest Du Dich mir zur Liebe nicht frei machen?"
Der Graf führte so triftige Gründe an, daß die Gräfin, eine taktvolle Dame, nicht weiter in ihn drang, und schwieg. Früher hatte sie ein Opfer gebracht, wenn ste ihren Mann auf den Ball begleitete, wo die fas- hionable Welt von Paris sich versammelte, und jezt weigerte er sich, ihr den kleinen Wunsch zu erfüllen. Die arme Frau nahm an, vaß der Graf ohne fie den Ball besuchen würde, den er früher um keinen Preis versäumt hätte. Was die Eifersucht argwöhnte, machte Hermine v. S., eine Freundin, zur Gewißheit.
«Ich weite,« sagte Hermine, «daß Dein Mann auf dem Balle nicht fehlt! Die Klubs versammeln sich an solchen Abenden nicht, da alle Mitglieder den Maskenball besuchen.«
»Das wäre entsezlich!" flüsterte traurig die junge Frau. „O, hätte ich Gewißheit!«
»Diese zu erlangen, w.rd nicht schwer sepn, meine arme Charlotte."
„Aber wie?«
„Du kennst Deinen Mann am Gange, an seiner ganzen Haltung, wie er sich auch costümiren mag; ich besorge zwei Einlaßkarten, und wir besuchen als einfache Domino's den Ball. Eine Stunde genügt, um den Saal zu durchspähca. Siehst Du ihn nicht, so kannst Du Dich beruhigen, er hat Dir die Wahrheit gesagt."
»Besorge Kostüme und Einlaßkarten!«
Der verhängnißvolle Donnerstag erschien- Nach dem D>ner, das um fünf Uhr eingenommen ward, küßte der Graf seine Gattin und ging in den Klub. Charlotte trocknete eine Thräne, als sie sich in ihrem Boudoir allein befand. Die Befürchung, den Gatten in der Oper zu treffen, schnürte ihr die Brust zusammen. Um zehn Uhr erschien Hcrmine; um eilf Uhr verließen beide Frauen, mit Halbmaskcn und Domino's versehen, das Hotel. Ein Fiaker brachte fie nach der Oper. Der Ball war ungewöhnlich zahlreich besucht. Prächtige Masken wogten im dichten Gedränge durch den glänzend erleuchteten Saal. Charlotte hing mit klopfendem Herzen an dem Arme der Freundin, in jeder Maske glaubte sie den ungetreuen Gatten zu erblicken. Die beiden weiblichen Domino's, die allein durch den Saal irrten erregten bald Aufmerksamkeit. Ein Pascha, in strahlendem Kostüme, verfolgte sie.
„Hermine," flüsterte die Frau, «der Türke der uns nicht aus den Augen läßt, scheint mein Mann zu leyn. Sieh' nur, es ist seine Gestalt, sein Gang. Vielleicht hat er mich erkannt."
»Das kann Dir nur lieb sepn,« antwortete die Freundin; »in diesem Falle weiß er, daß Du seine heimlichen Schliche kenni). Er gebt ohne Dich zu Balle, folglich hast Du das Recht, ohne ihn zu gehen. Doch fleh' nur, jezt nähert er sich jener Damengrupve — er redet die Türkin an — wir wollen näher gehen und ' ihn belauschen."