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bestem Erfolge angewendct, indem dadurch den , stehen bleibenden übrigen Zweigen ein reicherer Nahrungszufluß zu Tlieil wurde und diew dann reicher trugen und gesund bliebe». Allein dieses Jahr war dasselbe Mittel ohne Erfolg und ein großer Theil unserer Weichselbäume, auf Süß­kirschen sowohl wie auf Mahaled veredelt, wie die Wurzelächten, sehen troz dem Ausschneiden ganz erbärmlich aus.

Als ich vor drei Jahren (1853), bald nach den großen Ueberfchwemmuiige», jene sllbgegen- den besuchte, um »ach den damals so sehr starlcn Verheerungen durev die Raupe des Frosinacht- schineiterlings «Fressers) im Verein mit mehre­ren Arten von Rüsselkäfer» zu sehen, machte ich schon damals darauf aufmerksam, daß die In- selten nicht allein die Zerstörer der Kirschenbäume seyen, wie dies bei den andern Obubäumen, welche zum Theil völlig blätierleer dastanden, angenommen werden konnte, sondern daß bei den Kirschbäuineir eine Krankheit der Säfte, die sich durch bräunliche Punkte und Streifen im Basse deutlich erkennen lasse, vor­handen sey. Als Hülfsmitiel empfahl ich schon damals ein Äufrizen der Rinde (als Schröpfen oder Aderlässen, was beides ganz aus eins Herauskoni int, bekannt), um das Uchermaß von Säften von den oberen Theilen der Bäume möglichst abzulkiten.

.Als auch bei der in diesem Frühjahr statt­gehabten. Versammlung des lanbwirthschastlichen Vereins in Kirchheim die Nede auf den Zustand der Kirschbäume im dortigen Bezirke kam, war ich ebenfalls nicht im Stand, ein anderes Mittel geg^r diese, durch mehrere porhergegangene nasse Jahrgänge hervorgerufene Krankhcil dieser Bäume zu rachen, als vorsichtiges Äufrizen der Rinde, wobei übrigens nur ganz flache Schnitte geführt werde» sollten.

Es war mir daher äußerst interessant, als ei» intelligenter hanbinann von Zell, OA. Kirch- hciin, mir bei der am 14. Juni hier ltattgehab- ten Gauversainmluiig millheiltc, seine ^ Bäume seyen ganz gesund, während die meisten andern dort erkrankt seyen, er habe sie sämmtlich geschröpft. Nicht minder inlereffalit war die Wahrnehmung, die ich öfters machte, daß Bäume, die in den lezten Jahren und zwar oft in be­deutendem Grade ge chröpst worden waren, durch­aus auffallend weniger die Krankheit zeigten, als die andern, und mehrfach eine reiche Ernte darboten.

In dem Schröpfen wäre also nach diesen Erfahrungen ein einfaches kostenloses Hilfsmittel gegen diese sehr verbreitete Kirsche»krankheit ge­geben und wahrscheinlich wird dasselbe Verfahren bei etwa eintrctenden Krankheiten anderer Obst- baümarten, wenn der Grund derselben, wie so oft, in der Ueberfüllung mit Läflen und mangcl- hasicr Ausdünstung liegt, ebenfalls das geeignetste und wirksamste seyn. ES wäre deßhalb von gro­ßem Werth, wenn weitere Erfahrungen hierüber mitgetheilt werden könnten und wenn auch jezt

noch das Schröpfen in Anwendung gebracht und namentlich vergleichende Versuche damit angestellt würden.

Auch bei den einzelnen erkrankten oder etwa noch erkrankenden Zwetschgenbäumen, bei den mit Krebs behafteten Apfelbäumen und namentlich bei solchen, bei welchen eine jauchenariige Flüssigkeit auSgestoßen wird, möchte kein Mittel wirksamer seyn, als gerade das Schröpfen ober Aderlässen. Dasselbe wird gewöhnlich im April und bis Mitte Mai vorgenommen, allein ich wende es stets auch jezt und bis Ende Juli, wenn ich es für nöthig finde, und stets mit entsprechendem Erfolge an. Ein Nachiheil für die Bäume kann daher bei der Anwendung des Schröpsens im Juni und Juli durchaus nicht zu bewrgen seyn. Ob eS gegenwärtig angeweubet noch dazu dient, der Krankheit der Kirschbäume Einhalt zu rhun oder ihre Folgen zu mildern, müssen die deßhalb an- gestcllren Versuche erst klar beweisen; nach den seitherigen Bevbachiuugeu diu ich darüber außer Zweifel.

Die Wirkung der andauernden Nässe in dev zweiten Hälfte des Frühjahrs bis jezt (Ende Juni) ist als eine doppelt nachtheilige zu betrach­ten; eincötheils wurden in Folge der Nässe des Bodens eine zu große Menge wässriger Nahrungs­stoffe in den die Säfte leitenden Organen der Pflanzen aiigehäuft. anderncheils in Folge der dauernden Feuchugkeit der lkust die Umbildung der aufgenommenen Nahrung in Cainbium und die nothwendige Ausdünstung durch dre Blätter in hohem Grade gehindert. Als ein Glück ist eS zu betrachten. daß die Temperatur fast durch­gängig eine ziemlich Hobe war, denn eine so lange dauernde naßkalte Witterung würde unser» Kulturpflanzen.einen unermeßlichen Nachiheil ge- bracht haben. Bekannt ist, daß der Kirschvaum von allen unfern Obstbäumen am empfindlichsten gegen dauernde Nässe ist, und es darf daher nicht wundern, daß besonders in den engen und daher durch Nässe am meisten leidenden Albthä- lern die Kraukbeit am stärksten sich gezeigt hat.

Für das ('eben der Kirschbäume ist nun wohl noch nicht Sorge zu tragen; hoffenilich wird doch nun bald wieder trockene Wiiterung erntretcn; es entwickeln sich auch an den kranken Bäumen älierortcn neue Triebe, und sofern wir einen warmen trockenen Sommer erhalten, wird der schnell hcrvorbrechende zweite Trieb binnen weni­gen Wochen die Spuren der Krankheit fast ganz verwischen; ja ich glaube sogar, daß, wenn bris Herbst die Ausbildung der Blütheiiknospcn, wie drs Holzes begünstigt, die kranken Bäume im folgenden Jahre wieder tragen könne». Aber dennoch stlht zu erwarten, daß eine Anzahl äl­terer und schwacher Kirschbäume durch diese Krankheit schneller als sonst zun, Adsterben ge­bracht wird, ein Verlust, der übrigens bei der großen Anzahl junger lebenskräftiger Bäume und bei dem schnellen Wuchs und frühen Trag­barkeit der jungen Kirschbäume nicht in Betracht kommen kann.