248

merkte auch Georges den eigentlichen Grund der Feind­schaft seines Nachbars und diese Entdeckung bestärkte ihn nur noch mehr in der Absicht, sich mit der Familie Picard näher zu verbinden.

Eines TageS traf er Rosa, die ihre Kühe weidete. Sie war allein und strickte an einem wollenen Strumpf seine prosaische aber höchst nüzliche Beschäftigung, dachte er), sie saß im Schatten eines Kastanienbaumes. Er begrüßte sie frcunvlich und sezte sich zu ihr. »Rosa," sagte er, »Du wirst mir jezt nicht mehr meine weißen Hände vorwerfcn." »Gut, gut;" antwortete sie la­chend und besah seine Hände, die wirklich schon ziem­lich braun und schwielig geworden waren, »bald wird man euch für einen wirklichen Bauernknecht halten, wenn nur das Uebrige auch so wäre." »Und was hast Du denn noch an mir auszusezen?" fragte Georges mit ganz verliebten Blicken. »Ach, zum Henker,» entgegnete Rosa, »all Eure Manieren sind so komisch und so fein, und von Dem, was Ihr sprecht, kann ich oft nur die Hälfte verstehen. Ihr seyd noch immer kein rechter Bauer."Was," rief Georges und wurde immer kühner, »Du kannst mich nicht verstehen, wenn ich mit Dir spreche! Rosa, wenn ich Dir sage, daß ich Dich hübsch finde, daß ich Dich sehr lieb habe, das verstehst Du nicht? Ja Rosa, ich wiederhole es Dir nochmals: ich liebe Dich von ganzem Herzen und frage Dich hiermit: willst Du mich zum Mann haben?" Rosa ließ ihren Strickstrumpf fallen und sah den Redner erstaunt an; aber fast zu gleicher Zeit stieß sie ihm mit ihrer derben Faust dergestalt in die Seite, daß er fast umgefallen wäre, dabei lachte sie aus vollem Halse und rief: »Was, Ihr mein Mann! was für dummes Zeug!» Georges schnitt eine Grimasse über die andere; »das ist sa ein wahrer weiblicher Herkules," dachte er und rieb sich die Hüfte, »aber auch das hat sein Gutes." Er faßte Muth und begann von neuem: »Rosa, ich meine es ganz ehrlich, Du wirst am künfti- gen Sonntag schon davon den Beweis sehen, wenn anders Dein Vater Lust hat, mich anzuhören."

(Fortsezung folgt.)

(Zur Theuerungsfrage.) Die »Revue de deur MondeS" erzählt unter ihren »vermischten Nach­richten", eine neue Zugabe des Blattes, daß seit 1700 bis 1855 der Preis des Brodes sich verdreifacht hat; der Preis des Fleisches hat sich vervierfacht, dagegen find fast alle Produkte der Industrie billiger geworden: Tuch, Wolle, Seide, Baumwolle haben den dritten oder vierten Theil ihres Preises, aber auch ihres Wer- thes verloren.

Wer heirathet, bereut es, und wer nicht heirathet, bereut es auch, aber gottgefälliger ist die Ehe, denn der Himmel will nicht nur Reue, sondern auch Buße. Wer nicht heirathet, bereut es allein, einsam; wer heirathet, bereut in Kompagnie, er bereut, sie bereut; da ist Abwechslung, sie können sich erholen; heute be­reut er, und sie genießt Schadenfreude, morgen bereut sie, und er genießt Schadenfreude.

Auch in Australien nimmt, wie in Kalifornien- der Zufluß an Chinesen so zu, daß nach einem Berichte der Kommissare über die Goldgruben, der in Folge der Untersuchung über die Unruhen in Ballarat erstattet wurde, sich über 10,000 Söhne aus dem Reiche der Mitte in den dortigen Goldfeldern befinden.

Württembergische Eisenbahn.

Abfahrten in Mühlacker.

Richtung von Bruchsal nach Friedrichshafen: Morgens 9 Uhr 18 Min.

Mittags 12 Ubr 14 Min.

Nachmitt. 2 Uhr 33 Min. Eilzug 1. u. 2. Kl., von Ulm n. Friedrichshafen ordentl. Z. 1- 2.3. Kl. Abends 6 Uhr 23 M.

Morgens 6 Uhr 54 M. Güterz. ohne Personenbef. Richtung von Friedrichshafen nach Bruchsal: Morgens 9 Uhr 16 Min- Morgens 11 Uhr 10 Min.

Nachmittags 4 Uhr 8 M., von Ulm nach Bruchsal beschlcun. Zug 1. u. 2. Kl.

Abends 8 Uhr 5 Min.

Nachmittags 3 Uhr 2 Min. Güterzug von Ulm n. Bruchsal ohne Personcnbeförd.

Neuenbürg. Ergebniß des Frachtmarkts am 4 August 1855.

Getreide-

Gattungen.

Vori­

ger

Rest.

fl-

Neue

Zufuhr

Schfl.

Ge-

sammt-

Bctrag

Schfl.

> Heutig, j Ver- j kauf.

! Schfl.

Im

Rest

geblieb

Schfl.

Höchster Durchschnitts- Preis, fl. I kr.

Wahrer

Mittelpreis.

fl. > kr.

Niederster Durchschnitts- Preis, fl- > kr.

Verkaufs-

Summe.

ff. l kr.

Kernen

4

44

48

48

21

53

21

44

20

58

1043

9

Gem. Frucht

3

3

3

24

Gerste

2

2

2

12

12

12

Haber

Ackcrbohnen

2

2

Summe

11

44

55

50

5

1067

S

In Vergleichung gegen die Schranne am 28. Juli ist der Mittelpreis des KernenS niederer um 19 kr.

Brodtaxe vom 29. Juli 1855 an: nach dem Mittelpreis der Schranne am 28. Juli von 22 fl. 3 kr.

4 Pfund weißes Kerncnbrod 18 kr. 1 Kreuzerweck muß wägen 4Vs Loth.

Fleischtaxe vom 15. Mai 1855 an:

Ochsenfleisch .......... 12 kr. , Hammelfleisch.. 9 kr.

Rindfleisch ..10 kr. Schweinefleisch unabgezogen .... 14 kr.

Kuhfleisch ... . 10 kr. abgezogen.13 kr.

Kalbfleisch .......... 6 kr. i Stadt-Schuldheiffenamt. Weßinger.

Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'schen Buchdruckcrei in Neuenbürg.