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gewonnen, so zerronnen« ist ein altes, wahres Sprüch- wort. Der Stolz, wenn ihm freier Spielraum ge­stattet wird, ist der große, unvertilgbare Krebs, der das innerste Mark des weltlichen Belizes eines Men­schen verzehrt, er möge groß oder klein seyn, Hunderte oder Millionen betragen. Viele Menschen fangen sofort, wenn sie reich zu werden beginnen, an, Ausgaben für Luxusartikel zu machen, bis ihre Ausgaben nach kurzer Zeit die Einnahmen verschlingen und sie durch ihre lächerlichen Anstrengungen, den Schein zu wahren und »Aufsehen zu erregen", ruinirt werden.

Ich kenne einen vermöglichen Mann, der sagt, daß, als er anfing reich zu werden, seine Frau durchaus ein neues und elegantes Sopha haben wollte. «Dieses Sopha, sagt er, »hat mich dreißigtausend Dollars ge­kostet. Das Räthsel läßt sich folgendermaßen erklären.

Als das Sopha ins Haus kam, hielt man es für nöthig, paffende Stühle, dann Schränke, Teppiche und Tische anzuschaffen, »die nicht dagegen abstachen,» und so fort durch das ganze Meublement, bis cs sich zulezt zeigte, daß das Haus selbst viel zu klein und altmodisch für die Meubles war, und ein neues gebaut wurde, das zu dem Sopha und seinen Anhängseln paßte, «so daß sich,« sezte mein Freund hinzu,eine Ausgabe von dreißigtauscnd Dollars ergab, die durch fenes einzige Sopha verursacht wurde, und mir in Gestalt von Be­dienten, Equipagen und den zur Führung eines »großen Hauses" nöthigen Aufwand einen jährlichen Geldab­fluß von elftausend Dollars aufbürdete, wobei wir bald uns doch einschränken mußten, während wir zehn Jahre früher mit viel größerer, wirklicher Behaglich­keit, weil mit viel geringeren Sorgen, von eben so vielen Hunderten lebten. Es steht fest," fuhr er fort, «daß mich fenes Sopha unvermeidlich zum Bankerott gebracht haben würde, wenn mich nicht eine beispiel­lose Folge von Glücksfäüen davor bewahrt hätte."

10) Verlasse Dick nicht auf Andere. Dein Glück muß allein von Deinen persönlichen Anstrengun­gen abhängen. Baue nicht auf den Beistand von Freunden, sondern beherzige, daß Jeder der Schmied seines eigenen Glückes seyn muß.

Bei gehöriger Aufmerksamkeit auf die vorstehenden Regeln und diejenigen Beobachtungen, welche ein ver­ständiger Mensch in seiner eigenen Erfahrung macht, wird meines Erachtens der Weg zur Selbstständigkeit im Allgemeinen nicht schwierig gefunden werden.

Vergänglich.

(Von Dr. Franz I. Englert.)

Nichts ist beständig im Bereich' der Sonne,

Nichts dauernd unter ihr zu seyn vermag;

Das Herz, das heute schlägt in froher Wonne, Bricht oft der Schmerz noch an demselben Tag.

Ja, was der Morgen zeigt in rosigen Gluthen Als uns'res Glückes längsterschnte Zeit,

Taucht oft der Abend schon in seine Fluchen,

Und eS entfliehet zur Vergangenheit.

Vergehen, enden muß, was je geschaffen,

Nichts hemmt der flücht'gen Stunde raschen Lauf;

Die Kraft, wie groß sie sep, sie muß erschlaffen, Der scharfe Zahn der Zeit, er reibt sie auf.

Der Tag, der graut, er muß auch wieder nachten, Er schwindet, ob wir ihn in reichem Glück',

Ob unter'm Druck des Unglücks ihn vollbrachten, Und kehrt, entschwunden, nimmermehr zurück.

Ist doch des Schönen Loos in diesem Leben Ein Kommen nur, ein Altern und Vergehn!

Wir Menschen selbst, wir wandern, wünschen,streben, Bis wir am Rande uns'res Grabes stehn.

Laß darum nicht von eitlem Glück Dich blenden, Du läßt ja Alles, Alles hier zurück;

Mit einem einz'gen Pulsschlag kann sich wenden In bitt'ren Schmerz und Leid Dein schönstes Glück.

Nur Schattenbilder sind's, die schnell vergehen; Ihr Loos, früh oder spät, Vergessenheit!

Sie kommen, und dem Windhauch gleich, verwehen Entschwinden sie, ein Traum vergangner Zeit.

Scherz-Kalender.

Für Mädchen.

Ein Mädchen, im Juni zur Welt gebracht.

Ist ein loses Kind, das immer lacht,

Hält viel auf Kleider und eitel» Tand,

Hat vielen Wiz und Hellen Verstand;

Sie läßt sich gern vor Männern sehen Und das Geschäft zu Hause stehen,

Das Geld gibt sie leichtsinnig aus,

Und bringt dem Mann kein Brod in'S Haus.

Für Knaben.

Ein Knabe, den der Juni bringt.

Ist immer froh und tanzt und springt.

Er liebt die Gaffe mehr als die Feder,

Und hat kein dauerndes Sizleder,

Er kann nicht schweigen, hat keine Ruh',

Das zieht ihm manche Strafe zu.

Er kommt gar oft zu hohen Jahren Und wird im Leben Viel erfahren.

Würtlembcrgische Eisenbahn.

Abfahrten in Mühlacker.

Richtung von Bruchsal nach Friedrichshafen: Morgens 9 Uhr 18 Min.

Mittags 12 Uhr 14 Min.

Nachmitt. 2 Uhr 33 Min. Eilzug 1. u. 2. Kl., von Ulm n. Friedrichshafen ordentl. Z. 1. 2 3. Kl. Abends 6 Uhr 23 M.

Morgens 6 Uhr 54 M. Güter;, ohne Personenbef. Richtung von Friedrichshafen nach Bruchsal: Morgens 9 Uhr 16 Min.

Morgens 11 Uhr 10 Min.

Nachmittags 4 Uhr 8M., von Ulm nach Bruchsal beschleun. Zug 1. u. 2. Kl.

Abends 8 Uhr 5 Min.

Nachmittags 3 Uhr 2 Min. Güterzug von Ulm n. Bruchsal ohne Personenbeförd.

Gold-Course. Stuttgart, den 1. Juni 1855. Württemberg. Dukaten (Fester Cours) 5 fl. 45 kr.

Andere Dukaten . .5 fl. 31 kr.

Neue Louisd'or.10 fl. 44 kr.

Friedrichsd'or ......... 9 fl. 32 kr.

! 20 Franks-Stücke.9 fl- 20 kr.

K. Staatskassen-Verwaltung.

Redaktion, Druck und Verlag der Me eh'schen Buchdrucker« in Neuenbürg.