in seinem Schreiben, so lehnt der Minister Eingangs im Namen seines Kaisers die Verantwortlichkeit in Betreff der Veranlassung des ausbrechenden Kampfes von sich, und sagt u. A.: Von dem Manifest, womit S. M. der Kaiser Nikolaus seinen Völkern die von ihm gefaßten Entschlüsse ankündigt, werde ich nur ein Wort sagen. Unsere so tref bewegte Zeit war wenigstens von einem der Nebel, die die Welt ehemals am meisten erschüttert haben, verschont geblieben: ich meine die Religionskriege. Man läßt an die Ohren der russischen 'Nation gleichsam einen Widerhall dieser unseligen Zeiten erklingen; man thut, als stelle man da« Kreuz dem Halbmond entgegen und man verlangt vom Fanatismus den Beistand, den man, wie man wohl weiß, nicht von der Vernunft fordern kann. Frankreich und England brauchen sich über die an sie gerichtete Anschuldigung nicht zu rechtfertigen; sie veriheidigen nicht den Js- lamisnms gegen die griechische Orthvdorie; s>e deschüzen das ottomanische Gebiet gegen die Gelüste Rußlands; sie thun eS mit der Ueber- zeugung, daß die Anwesenheit ihrer Armeen in der Türkey die schon sehr geschwächien Vorur- theile stürzen wird, die die verschiedenen Unler- thanenklassen der hohen Pforte noch trennen und die nur dann wieder austommen könnten, wenn der von St. Petersburg ergangene Ruf durch Aufreizung des Naiionalhasses und eure revolutionäre Explosion die hochherzigen Absichten des Sultans Abdul Medschid lähmte.
Paris, 7. März. Der gesezgebendeKörper hat unverzüglich und mit Einstimmigkeit die von der Negierung verlangte Zustimmung zur Contrahirung eines Anlehens von 230 Millionen ertheilt. Die Kammer wird in corpore dem Kaiser von diesem Beschluß Kenntniß geben.
Straß bürg, 3. März. Seit vorgestern ist der Andrang von Auswanderern an der badisch-französischen Gränzc wieder sehr bedeutend. Heute wird in Straßburg ein Speeialzug mit 900 Personen nach Havre befördert. Die Neber- fahrtpreise nach New-Iork sind jezt gestiegen, dagegen stellen sich die nach New-Orleans wohlfeiler. Der Wasserstand im Oberrhein ist noch immer sehr klein. Die Schifffahrt ist jedoch dadurch nicht gestört.
Rußland.
Stettin, 5. März. Die Ostseezeituug enthält eine telegraphische Depesche aus Petersburg vom 27. Februar, welche meldet, daß Kaiser Nikolaus die Getreideausfuhr aus dem schwarzen so wie dem aiow'sehen Meere verboien hat. (T.D.d. Köln.Z.)
Nordamerika. Seit längerer Zeit haben ein paar Staaten im Westen Amerikas angefangen offizielle Kommissarien in New-Iork residi- ren zu lassen, welche über die Ansiedlungs-Ver- hältnisse in ihrem respektive» Staate Auskunft zu geben verpflichtet sind. Die Anstellung solcher
Beamten, die übrigens sorgfältig von denen zu unterscheiden sind, welche blos zum Behuf gewisser öffentlicher Beglaubigungen in den größeren Städten rcsidiren, aber mitunter wohl den Zwecken der Privat - Landspekulanten nicht fern stehen möchten, verdient gewiß als im Interesse der Einwanderer liegend? bezeichnet zu werden. Bei Benuzung ihres Ratbs darf man aber nicht vergessen, daß sie zugleich berusin sind, das Emporbliihen ihres Staates durch Heranziehen geeigneter Kolonisten zu fördern.
Miszellen.
Es ist in der Welt immer dafür gesorgt, daß jeder Narr seine Kappe und seine Schelle findet; es kommt nur manchmal dem Narren sein Steckenpferd theuer zu stehen. Den Bauer in Franken, den der Thierarzt einige Gulden kostete, wenn er eine kranke Kuh im Stalle hat, kommt der Teufelsbeschwörer auf 70 —80 Gulden zu stehen und zulezt noch, was die Kuh selber wcrth ist. Auf Verlangen bannte ein- bcrühmter Heren- und Wai'enmeister, der jezt in Würzburg vor dem Schwurgericht gestanden hat, bald den Teufel in einer Kuh, bald in einer Frau, bald in einem Mann, alle gleich gut, denn die Kuh und die Frau und der Mann starben, und nur die Rechnung war etwas länger, als wenn sie der Doktor und Apotheker gemacht hätten, und betrug bald 80, bald 100 Gulden. Endlich bannte das Schwurgericht den Teufel und den Hexenmeister selber, nämlich 2 Jahre in's Zuchthaus. Der Gerichtssaal war gedrängt voll von bäuerlichen Zuhörern, von Betrogenen und solchen, die Lust hatten, sich bei Gelegenheit betrügen zu lassen, und denen nun die Lust vergangen ist. Auch da hat die Oeffentlichkeit und Mündlichkeit tausendmal mehr genuzt, als die strengsten Verbote und Strafen; denn die meisten Betrogenen ärgerten sich und lachten über sich selber.
Oberamtsgericht Neuenbürg. Schulden - Liquidation
In der Gantsache des
Jakob Friedrich Ohngemach, Secklers von Neuenbürg,
weiden die Schulden-Liquidation und die gesez- lich damit verbundenen weiteren Verhandlungen am Montag den 10. April d. I, Morgens 8 Uhr,
auf dem Nathhause zu Neuenbürg vorgenommen werden.
Den Schuldheissenämtcrn wird aufgegeben, die in Sem Staatsanzeiger für Württemberg erfolgte Vorladung mit den dort bezeichnten Nechtsnachtheilen ihren OrtSangehörigen gehörig bekannt machen zu lassen.
Neuenbürg, den 8. März 1854.
K. Oberamtsgericht.
LU n Sauer.
Dem heutigen Blatte ist für dir amtlichen Exemplare das Register über den amtlichen und landwirthschaftlichen Theil des Enzthälers, Jahrgang 1853, beigegeben. — Sonstige Leser, die den Enzthäler sammeln und das Register dazu wünschen, können es von uns beziehen.
Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.