380
und dort bis Abend bleiben. Dies Dorf liegt drei Stunden von hier. Der Müller zu A. aber ist ein steinreicher Mann, gewiß noch reicher, als der Riedel. Sein Sohn sollte die Mühle bekommen, und seine Tochter, ein prächtiges Mädchen, hatte eine Mitgift zu erwarten, die zu der Pauls paßte. Die Alten verlangten, er solle mitfahren; allein Paul erklärte, daS könne er nicht, weil er einen guten Freund besuchen wolle.
,-Der Vater drang in ihn. Paul aber, der merkte, wo es hinaus wolle, schlug's rund ab. Da gab's denn harte Worte, aber Paul blieb auf seinen neun Aug n stehen.
»Da sagte ihm denn der alte Riedel, er wolle, daß er Müllers Carline heirathe. Sie sey bedeutend reich, sey ein unbescholtenes Mädchen und sey sehr hübsch. Da konnte er nichts einwendcn.
Paul sah ihn groß an.
»Meint Ihr, Vater,» sagte er, »ich ließe mir eine Frau anfreien, ankuppeln, die ich nicht selber gewählt? Da irret Ihr Euch. Ich muß mit ihr leben, nicht Ihr. Seyd ohne Sorgen, ich bringe Euch eine Schwiegertochter, wie sie mir gefällt. Freien lasse ich mir keine. Das glaubt!«
»Die Mutter stand mit gefalteten Händen dabei.
»Ach, Du lieber Gott!» ries sie aus; »Du wirst uns doch keine Unehre machen, und eine Betteldirne in's Haus sezen wollen? Nur Gleich und Gleich gesellt sich gut! — Und wir haben auch da mitzureden, Paul!»
»Ja, Mutter,» entgegnete Paul mit bitterem Lächeln, »das Sprüchwort ist nicht ganz. ES gehören die Worte hinzu: So sagte der Teufel zum Kohlenbrenner, weil sie alle beide schwarz waren! — Schande machte ich Euch nur, wenn ich eine lüeerlichc, verrufene Dirne wählte. Armuth ist keine Schande, Reichthum keine Ehre. Daß ich Euch keine Schwiegertochter bringe, die mir selber größere Schande bereitete, als Euch, dafür brauchet Ihr keine Sorge zu tragen; aber wenn mir eine Arme etwa gefiele, so wär' mir das kein Grund, sie nicht zu heirathen; denn ich habe genug an Dem, was Ihr mir erworben, und nach mehr geize ich nicht. Ich suche eine Frau, die ich lieb habe, mit der ich glücklich zu leben hoffe. Ob sie reich oder arm ist, das ficht mich n.cht an!»
»Das war Oel in's Feuer.
»Der alte Riedel brach loS mit heftigen Worten. Er wolle für keine Betteldirne sich geplagt haben; Paul müsse die Müllers Carline heirathen; die habe er ihm erwählt und er habe als Vater zu enticheidcn und dergleichen mehr.
«Paul ging stille hinaus, während der Alte fortkollerte. Und dem alten Riedel ging nun so etwas nicht tief unter die Haut. Bei Tisch war es stille. Paul aß wenig. Die Mutter kaum etwas; aber Riedel hatte seinen ungeschmälerten Appetit und der war tüchtig. Nie war so ein Auftritt im Haute vorgekommen.
«Nach Tisch fuhren die Alten alleine fort, weil Riedel vor dem Knechte sich keine Blöße geben wollte; aber er war zornig und wild erregt, das sah man ihm
an. Ans- die Mutter machte sin böses Gesicht. Mit Paul redeten sie nicht mehr. Er blieb stille und wortkarg.
»So waren die Alten nie von ihm geschieden, sa, so hatten sie nie mit ihm geredet, er nie mit ihnen. Da lag es denn auch auf PaulS Herzen zentnerschwer, und er sah einer trü.'eu Zukunft entgegen.
»Knechte und Mägde gingen, als das Vieh besorgt war, zu ihren Angehörigen oder ihrer Gesellschaft. Paul war allein zu Hause. Alles, was vorgefallen war, bewegte ihn. Er sah ein stürmisch Wetter heranziehen. Das stand in seiner Seele felsenfest, daß er die Müllers-Carline, sa daß er überhaupt keine andre heirathen könne — als — Jrmel. Er sprach das aus und fuhr ordentlich vor Schrecken zusammen, als er das Wort, den Namen genannt. Aber es war auch, als ob mit dem Nennen des Namens »Jrmel« er ein Bekenntniß seiner Liebe zu ihr vor aller Welt abgelegt hätte. Heute mußte er es ihr selber noch sagen; sie fragen, ob sie ihm gut sey und Alles klar machen, damit sein Vater erkenne, wie eS stehe. An ein Entgcgentrcten dachte er wohl; aber das glaubte er doch nicht, daß er sich der Heirath ganz wideriezen würde, denn er hatte das Mädchen lieb, wie sein eigen Kind. Das sah man. Eine stete Unruhe trieb Paul um. Endlich schloß er das Haus ab und sezte stich in den Garten, wo eine dichte, dunkle Hainbuchenlaube stand. Sie war Jrmels Lieblingspläzchen. Hier gab er seinen Gedanken freien Spielraum; hier faßte er seine Einschlüsse, und als er mit dem Allem im Reinen war, dachte er an Jrmel; er dachte sie sich als sein liebes Weib und sank in jene Träumerei, die so eigen den Zuständen ist, in denen sich Paul eben befand. Da rauschte eS — und Jrmel stand vor ihm. Sie war eben zurückgckommen, hatte das Haus verschlossen, die Gartcnthüre offen gefunden und dachte, die Niede- lin im Garten zu finden.
«Als sie Paul da fizcn sah, erschrack sie. Eine . Gluthröthe übcrgoß ihr Angesicht und in einer großen Verwirrung bat sie ihn um den Hausschlüssel.
»Jrmel,» sagte er aufstehend und ihr nahetretend, »liebe Jrmel, bleib' einen Augenblick hier. Ich habe mit Dir zu reden.»
(Fortsezung folgt.)
(Aus dem Osnabrück'scheu.) Sicherem Vernehmen nach hat in diesem Jahre zu der Zeit, als die Kartoffelkrankheit sich zu zeigen begann, auf einem nicht sehr entfernten Gute ein Kapuziner die Kartoffelfelder einsegncn müssen, um die Krankheit fern zu halten. So sehr wir es auch gewünscht hätten, daß das Mittel helfe» möchte, find die Kartoffeln leider doch sehr schlecht gewesen. (O-T.)
In London wurden vor kurzem einer medizinischen Kommission 58 Muster von Cigarren zur Untersuchung vorgelegt, unter denen sich nur drei von wirklichem Tabak befanden, die übrigen waren aus getrockneten Erdäpfelschalen, Heu, Tabakabfall, Kehricht u. s. w. fabricirt. _ _
Ein ächter Patriot — rief ein amerikanischer Volksredner bei einem Massen-Meeting im Westen — ein ächter Patriot muß für sein Vaterland sterben können, selbst wenn es ihm das Leben kosten sollte. (Ungeheurer Beifall!)
Redaktion, Druck und Verlag der M e eh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.