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Pforzheim, 20. Nov. Hofgen'chtsrath Bcnkiser in Bruchsal ist, nachdem Bürgermeister Zerrenner die auf ihn gefallene Wahl abgelehnt hat, einstimmig zum Abgeordneten der zweiten Kammer gewählt worden. (St.A.)

Karlsruhe, 21. Nov. Die Ergänzungs­wahlen zur zweiten Kammer, 25 an der Zahl, sind sezt beendet. Alle Gewählten gehören der konservativen, keiner der mehr liberalen, und keiner der klerikalen Partei an. <K. Z.)

In Mannheim soll man damit umgehen, einen Winterhafen für Floßholz anzulegcn.

D r c u fr cn.

Berlin. Die Nachrichten der französischen Presse" von den Bemühungen russischer Agen­ten, auf den Sturz der Minister v. Manteuffel in Preußen und v. Buol-Schauenstein in Oe- streich hinzuarbeiten, haben hier keine Ueberra- ichung erregt, da man in Gesellschaften ganz offen davon spricht und Vorgänge sowie Aenßerungen mittheilt, welche den Beweis dafür liefern. (K.Z.)

Die FregatteGesten" (Conimodoic Schrö­der) und die Corvetie ,,Amazone" sind am 16, d. von Spithead nach Malta unter Segel gegangen und werden sich von dort, wie es heißt, nach den türkische» Gewässern begeben.

Ausland.

Frankreich.

Die Gürtel - E senbahn, welche rund um die Stadt Paris läuft und alle Eisenbahnhöfe miteinander in Verbindung sezt, wird am 10. oder 11. Dezember in Gegenwart des Kaisers eingeweiht werden.

Großbritannien.

London, 19. Noo. Die Kriegsko st e n während der lezten vier Jahre des Krieges mit l Frankreich betrugen für England, »ach den neuesten genauen Zusammenstellungen, im Jahre I8l2 : 103,421,538 Pf. Sterl., im Jahre 1813 : 120,952,657 Pf. Sterl., im Jahre 1814: 116.843,889 Pf. Sterl. und im Jahre 1815: 116,491,051 Psi Sterl. Die Ausgaben Eng­lands während des ganzen Krieges von 1803 bis 1815 beliefen sich auf die ungeheure Summe von 1,159,729,256 Pf. Sterl.

Belgien.

Antwerpen, 19. Nov. Für rheinische Kaufleute und Fabrikanten wird es nicht ohne lebhaftes Interesse gewesen sepn, zu erfahren, daß endlich Aussicht vorhanden ist, cs werde eine direkte Dampfschifffahrts-Verbindung zwi­schen Antwerpen und New-Jork zu Stande kommen. (K. Z.)

T ü r k e v-

Konstantinopel, 10. Nov. Die Rüstun­gen dauern hier fort und zwar um die bereits stehende Armee zu verdoppeln.

Wien, 21. Nov. Nach derOestr. Cor." sind die Türken zwischen Gumri und Akalzik «am Kaukasus) vom Fürsten Bariatinskp geschlagen und zurückgeworfen worden.

M iszelle n.

Was mir einmal der Todtengräber erzählte.

(Fortsezung.)

Der Paul hatte niemals an einem Mädchen Wohlgefallen. Die er um sich sah, waren nicht, wie er eine suchte. Er hatte an Dieser Dieses, an Jener Jenes auszusezen. Da kam die holdselige Jrmcl in's Haus, und augenbli «lich fühlte er es tief im Herzen, die war's, die er gesucht und bisher nicht gefunden. Aber er war in seltenem Maße Herr über sich selbst. Das Mädchen sollte cs nicht merken, welch ein Gefühl in seinem Herzen erwacht sey. Freundlich, herzlich, zuvorkommend war er gegen sic, aber so, wie es ein braver Bruder gegen die liebe Schwester ist. Jrmel sah's wohl einmal, wie er sie heimlich beobachtete; wie sein Blick ihr folgte, wenn sie ging, sie suchte, wenn sie nicht gleich da war, wenn er in's Haus trat; sie begegnete manchmal einem Blicke, der mehr sagte, und ihr die belle Gluth in's Antliz sagte; sie sah cs, wie er sie forschend und mit ungewöhnlicher Theilnahme anblickte, wenn sie eine halbe Nacht durchweint und die Spuren solcher Thränen nicht ganz vertilgt waren; sie hörte, wie er die Mutter fragte, ob Jemand Jrmel wehe gethan? Aber das war Alles. Nie sagte er ihr etwas, was nicht in diesem Berhällniß gelegen; nie suchte er mit ihr irgenv alleine zu seyn. Er wollte prüfen, forschen, erst seiner Sache gewiß werden.

»So standen sie sich ferne und halten sich doch so lieb! Aber es war ein Feuer, das immer mehr gegen die Decke wuchs, die es verhüllte und einmal hervor- brcchen konnte, mit einem Male, mächtig und ge­waltig. Verborgenes Feuer brennt doch.

»Solch ein Augenblick ist denn auch gekommen und ziemlich bald.

»Sie können es sich denken, daß auch andre Leute den Werth der schönen Jrmel erkannten. So ist es denn einmal geschehen, daß ein braver Bursch aus unserm Dorfe, der Jrmel lange schon lieb hatte, von seinen Eltern die Erlaubniß erhielt, um sie zu werben. Er hatte manchmal in Riedels arbeiten helfen, wenn es sich in der Ernte drängle oder im Heumachen. Dann hatte er mit Jrmel gescherzt und sie war ihm immer freundlich gewesen, sogar freundlicher, als Andern, weil er sittiger und anständiger war als sie, und be­scheidener. Da halte denn der Junge schon geglaubt, st'e sey ihm gut, unv er dürfe eben nur dei'm alten Riedel freien. Das that er denn an einem Sonntage des Morgens in aller Ordnung. Der Rievel hatte ihm gesagt, er habe gar nichts dagegen, nur sep Jrmel grade heute auf's nächste Dorf, die Tochter des Schul­lehrers besuchen, die sie wohl kenne. Er solle morgen sich das Jawort bei ihr selber holen.

»Paul hatte das mit angehört und es war eine Angst über ihn gekommen, eine Qual, eine Unruhe, für die er keinen Namen wußte. Je;t erst fühlte er die Macht seiner Liebe, wo das Verlieren nahe trat.

»Die Eltern schrieben das einem andern Umstande zu; denn nach der Morgenkirche be'ahl der alte Riedel dem Knechte, den Wagen mit Sizen zu versorgen, sie wollten früh zu Mittag essen und dann nach A. fahren,