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lein Gnadcnbrod aß, ob sie es gleich mehr als verdiente.
„Sie hieß Irmgard oder Jrmel, wie sie den Namen hier zu Lande radebrechen. Als ihre Mutter starb, war Jrmel siebzehn Jahre alt, und eine frischerblühtc Rose ist nicht schöner, als Jrmel war. Herr, unser Dorf war stolz aus dies Mädchen, ob sie gleich arm war, wie Hiob. Sie war groß, schlank, wie eine Tanne, und doch von jugendlicher Fülle und Frische. Jede Bewegung der schönen Gestalt war anmuthig, leicht, und doch voller Anstand. Ihr Gang war ein Schweben, so leicht war er. Ein Geffchtchen wie Milch und Blut; große, wunderbar glänzende, blaue Augen; ein blondes Haar, das der Kamm fast nicht halten konnte, und ein Lächeln, wenn sie sprach, das Jeden entzückte; das Alles machte das Mädchen zum Gegenstände allgemeiner Bewunderung und Zuneigung.
(Fortsezung folgt.)
Tierquälerei ein Weg zum Blutgerüste.
Biele verdiente Männer haben sich bemüht, nicht nur die Thierguälerei als ein verabscheuungswürdiges Laster darzustellen, sondern auch zu zeigen, daß derjenige Mensch, welcher sich nicht scheuet, wehrlose, in seine Hände gegebene Thiere zu martern, am Ende so verhärtet wird, daß er vor den größten Verbrechen nicht mehr zurückbebt. Ein Beispiel für die Richtigkeit dieser Behauptung liefert die Geschichte der lezten Tage. Vor der am 8 Okt. beendigten Session der Geschwor- nen in Hanau stand während der lezten vier Tage Johann Georg Müller von Züntersbach, Wirth und Mezger daselbst, ein Mann von 3l Jahren, des Raubmordes angeklagt. Aus den früheren Akten sowohl, als aus den Verhandlungen vor dem Schwurgericht ging hervor, dag er die von ihm geschlachteten Thiere mit der größten Grausamkeit behandelte, ihnen oft das Messer in den Hals stach und sic dann laufen ließ, bis sie verblutend niedersanken, oder sie noch lebend aufhing, um sie auszuweiken oder das Fell abzuziehen. Eine solche VehandlungSweise schien ihm eine Lust zu seyn, und mit sichtlichem Vergnügen sprach er davon. Daß er dadurch auch für die Leiden anderer Geschöpfe unempfindlich wurde, ist eine natürliche Folge, und so kam es, dag, als am 31. Mai d. I. der Handelsjude Joseph Frank von Sonten, welchen er durch einen Wald begleitete, dort ermordet und theilweise beraubt gefunden wurde, der allgemeine Verdacht auf ihn als den Mörder fiel, auf ihn, welcher beim Anblick der tödtlichen Wunde dieselbe als einen --Hammelsstich" erklärte. Ungeachtet seines beharrlichen Läugnens sprachen die Geschwornen, gestüzt auf die Zeugenaussagen und andere Beweismittel, einstimmig und bei allen Fragen das Schuldig und der Gerichtshof das Todesnrtheil gegen ihn aus, gegen das er zwar die Berufung eingelegt, aber wenig Hoffnung hat, sich davon zu befreien. Und auf diese Weise wird wohl ein junger Mann in Folge der Angewöhnung an die Leiden der Thiere sein Leben unter der Hand des Nachrichters verbluten. Eine schreckliche Folge der Thicrquälcrei!
Gegen die Cholera.
Wir thcilen untern Lesern nachstehenden Auszug aus dem Schreiben eines ArzteS auü Warschau mit: Ich habe gefunden, daß die Cholera eine immer heilbare Krankheit ist, wenn man sie nicht vernachlässigt, und im rechten Augenblicke sind die einfachsten Mittel hinlänglich, um diese Krankheit zu beseitigen. Die Cholera tritt, wie ich schon in der Epidemie von 183! erkannt habe, immer mit einer Diarrhöe ein, welche von 6 Stunden bis zu vier Tagen dauert, worauf sich dann erst plözUch die Krankheit ernstlich entwickelt. Diese Diarrhöe ist zuweilen mit Ausstößen, Neigung zum Erbrechen und belegter Zunge begleitet. Geheilt wird sie immer, wenn der Leidende sich bald in's Bett legt, Flieberthee (keinen andern) in großer Menge trinkt, bis ein allgemeiner Schweiß entsteht, und diesen Schweiß 4—0 Stunden unterhält, wobei die Vorsicht zu gebrauchen iss, daß der Kranke bei vorhandenem Bedürfnis' zum Stuhl sich das Gefäß in das Bett reichen läßt, um jede plözliche Abkühlung im Schweiße zu vermeiden. Begleiten die vorhergenannten gastrischen Erscheinungen die Diarrhöe, so schickt man dem Flieberthee ei» Brechmittel (aus einer halben Drachme Jpccacuauha, nur niemals von Brechweinstein, welcher in dieser Epidemie immer schädlich ist) voraus. Ist die Diarrhoe mit Leibschmerzen begleitet, so werden aromatische Kräuter auf der Pfanne trocken heiß gemacht und immerfort während deö Schweißes auf den Leib aufgeschlagen. Wo ein Druck in der Herzgrube ist, legt man einen Senfteig auf die Stelle. Bei dieser einfachen Behandlung bekommt Niemand die Cholera, und von 305 Fällen dieser Art, welche im Laufe der Epidemie in der Privat-Praxis mir vorgckommen sind, hat kein Einziger die eigentliche Cholera bekommen. Einige Aerzte wollen auch dann und wann einen Fall beobachtet haben, wo die Krankheit Plözlich ohne vor- hergegangene Diarrhöe elngetreten ist. Eine sehr sorgfältige Untersuchung über diesen Punkt in dem Cholera- Hospitale, welches meiner Leitung anvertrant ist, läßt mich an der Nichtigkeit dieser Beobachtung zweifeln; doch selbst, wenn sie wahr wäre, so können einzelne Fälle unter Tausenden der Wichtigkeit der allgemeinen Erfahrung keinen Abbruch thun.
Die gemeinnüzige Gesellschaft in Basel beschäftigt sich mit dem sehr zweckmäßigen Bau von Arbeiterwohnungen. Man wird wahrscheinlich vor der Hand die Aufführung von acht Häusern beschließen.
Die Einwanderung von Europa in New-Aork ist kolossal. Am 12. September liefen in den Häfen dieser Stadt nicht weniger als neun Schiffe mit 3351 Emigranten ein; in drei Tagen stiegen in New-Aork 7629 Europamüde an's Land.
Wie weit Portugal noch in der Kultur zurück ist, lehrt folgender Vorfall: Eine Postwagen-Verbindung zwischen Braga und Lissabon wurde eingerichtet, der erste Postwagen aber von den Bauern angefallen, weil sie gewöhnlich die Reisenden befördern. Mehrere der Passagiere wurden verwundet. Nur durch Ein- schrclken des Militärs konnte der Wagen seine Reise fortsezen. Viele sonst unbescholtene Personen wurden verhaftet.
Redaktion, Druck und Verlag der Mech'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.