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Ausland. ^

Türkey. !

Nach einem Schreiben aus Konstantinopel! ist Mustapha Pascha am 10. d. M. an die grte- j chische Gränze abgegangen, um das Commando z des dort ausgestellten Observatlonscorps ;u über­nehmen. Die griechischen Unterthanen verlassen zum großen Tbeile Konstantinopel, da nur Be­stimmtheit verlautet, daß sich die Situation zat­schen der Türkei und Griechenland täglich feind­seliger gestaltet.

Ein Brief auS Konstantinopel vom 10. Olt. im Constit. meldet:Die türkische Negierung hat Schamyl, sowie die übrigen Häupter des circas- fischen Ausstandes anerkannt. Sie hat denselben die ihrem Range entsprechenden Titel beigelegt und schickt ihnen Waffen und Kriegsvvrräthe. /

Die combinirten Flotten Englands und Frank­reichs werden in den Häsen der Insel Marmo­rn, wohin sie sich nunmehr begeben haben, über- l wintern.

Frankreich.

Die Weinlese in dem Departement der Marne, das bekanntlich den besten Champagner liefert, ist bereits beendet. Es ist fest festgestellr, daß die diesjährige Qualität ganz vorzüglich seyn wird Hinsichtlich der Quantität aber haben die meisten Winzer nur den halben dis dreiviertel des gewöhnlichen Ertrages gehabt.

Großbritannien.

In derTimes" wird die Erwartung aus­gesprochen, daß ungeheure Muffen Getreide aus den Vereinigten Staaken bei den jezigen hohen Preisen ausgeführt werden würden. Es stehe fest, daß Nordamerika im Stande wäre, vier mal mehr Getreide auszuführen, als gewöhnlich aus­geführt weide. lFJ. 1

Miszellen.

Was mir einmal der Todtengräber erzählte.

(Fortsezung.)

Kaum sah ich gestern dies Dorf, dessen Häuser auch so etwas Nettes, Ansprechendes haben, so stand auch mein Entschluß fest, hier einmal einige Wochen auszuruhen. Bin ja auch seit vier Wochen viel herum­geklettert und gekrochen in den Bergen. Will mir meine Sachen hierher bringen lassen und sie ordnen. Dann Hab' ich Arbeit und ruhe doch leiblich aus. Gott > weiß es, wie es kommt. Seit ich die vierte Zehn ! zurückgelegt habe, kann ich nicht mehr so viel ertragen, wie früher. Da käme doch das Aller frühe! Vier­zig ist Stillestand, sagen die Leute. Ob das richtig?

In dem Dorfwirthshause fand ich Das, was ich vorab suche: Reinlichkeit. Man meint, die Leute stammen aus Holland. Alles wie geblasen! Ein Lecker­maul bin ich nicht, werde also mich zurechtfinden! Die Leute sind zuvorkommend und höflich, und das ist auch etwas werth.

Heute bin ich auf die Höhe gegangen, wo die

Kirche steht. Die Aussicht ist köstlich, wenn auch be­schränkt. Wär' ich ein Maler, das gäbe ein Land- schaftSbild: die Kirche ist eine der ältesten des Landes. Massige Mauern; kleine Fenster im Rundbogenstyl; ein Thurm, dessen Spize gemauert ist; oben drauf das friedliche Storchnest. Neben der Kirche, etwas in den Gottesacker hineingcrückt, steht eine Linde, die sicherlich so alt ist, wie die Kirche. Krone und Gipfel sind vom Sturme geknickt; aber ihre Neste breiten sich weit aus und bieten Schatten. Man meint, sie reckte segnend ihre Arme über die Gräber aus. Sie grünt noch im­mer, während ihr Stamm ganz hohl ist und weit genug, daß man darin eine Wohnung aufschlagen könnte.

Gar sehr hat es mich angemuthet, daß die Gräber so schön gepflegt sind. Es ist kein's, auf dem nicht Blumen stunden neben dem schlichten Kreuze. Nur zweie waren ohne Blumen. Ein drittes daneben aber trug ein Bäumlein von weißen Rosen und drum herum einen Kranz von reichblüheuden Monströsen. Der, welcher da ruht, oder Die muß viel Liebe verdient haben!

Ich stand eben so an den hohlen Stamm der ur­alten Linde gelehnt, und dachte über Das nach, was ich vor mir sah, als sich auö einem frischen Grabe der schneeweiße Kopf des alten Todtengräbers erhob und mich grüßte.

Wem es darum zu thun ist, manche rührende, auch wohl schauerliche Geschichte zu hören, dem kann man nur den Todtengräber empfehlen, wenn er alt ist. Solche Leute sind die lebendige Chronik für Die, wel­chen sie die lezte Ruhestätte bereitet, und denen sie den Hügel über dem Herzen wölbten, das gekämpft und gerungen, selten gesiegt hat, so lange es lebte.

Ich war immer ein Freund solcher Geschichten, und fezt, wo es mir eben so zu Muthe war, daß ich gerne der Art etwas gehört, bot sich mir die reichste Fundgrube dar. Ich trat, seinen Gruß erwidernd, zu ihm.

Das Lob, welches ich der Ordnung und Schönheit des Gottesackers wohl verdient spendete, gewann mir des Greises Wohlwollen. Kam ja doch natürlicher Weise viel davon auf seine Rechnung.

(Fortsezung folgt.)

Neuenbürg.

Ergebnis des Fruchtinarkts am 29. Oktober 1853.

Cs wurden verkauft:

Kernen:

12 Scheffel L 25 fl. 30 kr. . . 306 fl. - kr.

9 ä. 25 fl. kr. . . 225 fl. kr.

2 » » 26 fl. 30 kr. . . 53 fl, - kr.

23 Scheffel 584 fl. - kr.

Mittelpreis 25 fl. 30 kr.

Gerste:

3 Scheffel s. 18 fl. - kr. . . 54 fl. - kr.

Haber:

3 Scheffel » 6 fl. 48 kr. . . 20 fl. 24 kr.

Aufgestellt blieben:

Kernen ....... 26 Scheffel.

Haber ....... 5 "

Brodtaxe vom 30. Oktober l853:

4 Pfund weißes Kernenbrod 22 kr. l Kreuzerweck muß wägen 4?/s Loth.

Stadt-Schuldheiffenamt.

Wcßinger.

Redaktion, Druck und Verlag der M e eh'scheu Buchdruckcrei in Neuenbürg.