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aber davon kann keine Rede sevn. Ich glaube, die ganze Erscheinung wird sich als sehr natürlich auswei- sen, und von einem sogenannten Wunder ist keine Spur-vorhanden. Alle sieben Individuen äußerten sich nach Verlauf von etwa einer halben Stunde ziemlich in derselben Weise über die Empfindungen, welche sie spürten. Offenbar beluden sie einander mit einem Fluidum, das Der, welcher bei einem reizbaren oder, um einen herkömmlichen Ausdruck zu gebrauchen, bei einem oder einer Hochscnsitiven fizt, stärker empfindet, als bei einem schwach oder nicht sensitiven Nachbar. Es scheint von der größern oder geringeren Empfäng­lichkeit für die Aufnahme des Fluidums und von der mindern oder starkern Fähigkeit, dasselbe zu erzeugen und zu übertragen, abzuhängcn, ob der Tisch nach kürzerer oder längerer Zeit sich in Bewegung sezt. Es sind hier Beispiele vorgekommen, daß lezteres schon binnen zwölf bis vierzehn Minuten der Fall war. Da­gegen ereignete es sich gestern, daß reichlich anderthalb Stunden verflossen. Einige Zweifler hatten vierstäm­mige Auswanderer, welche eben vom Oberland her angekommcn waren und vom Tischrücken keine Ahnung hatten, gegen ein Stück Geld, Speise und Trank be­wogen, eine Kette zu bilden; zu welchem Zweck wurde ihnen nicht getagt. Am Ende gelang das Experiment. Dagegen hört man auch von mißlungenen Versuchen. Am sichersten scheint der Erfolg zu seyn, wenn die Kette aus Personen beiderlei Geschlechts besteht; kleine Kinder und Hochbejahrte scheinen sich nicht zum Her­vorbringen der nölhigen Summe von Fluidum zu eig­nen; doch liegen Fälle vor, daß mehrere Knaben von etwa vierzehn Jahren das Tischrücken gelang. Die Naturforscher von Fach mögen nun untersuchen, von welcher Art jene Kraft ist, welche aus den Händen einer Anzahl von Menschen strömt und die so mächtig und eigcnthümlich wirkt, daß einem Holz, in obigem Fall einem Mahagonptilch, eine Fähigkeit der Fortbe­wegung, eine bis zum Raschen sich steigernde Lokomo­tion mitgethcilt werden kann. Die Hände, welche die Kette bilden, fühlen sich von der Holzplatte gleichsam nachgezogen. Die Kette darf nicht gelöst werden, wenn der Tisch in Bewegung geräth. Anfangs besteht diese in einem leisen Neigen und Emporheben; dann beginnt das Rücken und das Drehen um die eigene Achse. Hier stimmen viele Beobachtungen dahin überein, daß das Fortrücken nach Norden hin geschieht; die Drehung ist insgemein von der Linken zur Rechten, doch ist auch einigemal das Entgegengeiezte vorgekommen. Es ist, wie bemerkt, sehr leicht, diese interessante Erscheinung zu bewerkstelligen und sich mit eigenen Augen und Hän­den von der Thatsache zu überzeugen. Ob Versuche mit eiserne» Tischen und von anderen Holz, als Ma- hagony, angestellt worden sind, ist mir unbekannt; hier in Bremen hat man vorzugsweise nur Mahagony- möbel. Bei Versuchen wird man wohlthun, Leute verschiedenen Temperaments und Geschlechts die Kette bilden zu lassen; man will hier beobachtet haben, daß dann die Bewegung schneller eintrcte und rascher sep. Uebrigens wird die Wissenschaft leicht die Geseze für die Erscheinung auffinden.--

Mit dem »Tischrücken" wurden inzwischen viele, zum Theil gelungene Versuche auch anderwärts ange- stcllt, und die Zeitungen haben Zeugnisse glaubwürdiger Männer darüber mitgetbeilt; während die Emen die Sache geradezu für albern erklären und die Andern als nur auf Mechanismus beruhend darstellen. Mancher geneigte Leser, der hierüber sich schon seine Ansicht ge­bildet, vielleicht das Tischrücken selbst probirt hat, wird zwar sagen: es ist nun eine alte Neuigkeit; ein ande­rer aber, der noch keine Probe gemacht, denkt vielleicht bei sich: es ist gerade recht, vorher weiteres zu erfah­ren, und diesem zu Gefallen wollen wir aus veröffent­lichten auf Proben gegründeten Ansichten noch Einiges hierüber mittheilen. In einem Bericht des Staats­anzeigers heißt es n. A.: --Wer nur einigermaßen Ele- inentarkeniitnisse in der Elektrizitäts- oder Magnetlchre hat, muß die hierauf abzielcnden Erklärungen eines

kreisenden elektrischen oder magnetischen Fluidums lä­cherlich finden. Wenn es nun dieses nicht ist, sagt mau, so muß es nothwendig thierischer Magnetismus seyn, es muß das Mysteriöse, dem mc^n so gerne in allen Kreisen der Gesellschaft opfert, herhalten. Man greift nach dem abenteuerlichen und läßt das zunächstlicgenve bei Seite. Versuchen wir es, die Erscheinung auf einfache Weise zu erklären. Zwei Gesichtspunkte sind es, von denen man hiebei wohl auszugehen hat, der physiologische und der mechanische. Die Grundlagen werden folgende seyn: 1) Durch das längere Zeit an­dauernde Auflegen der Hände auf den Tisch, welches anfangs wohl ganz leicht, bei eintretendcr Ermüdung aber mit immer steigendem Drucke erfolgt, wird der Blutumlauf gestört (Einschlafen der Glieder), es ent­stehen Wallungen, nach und nach ein Zittern, welches später sogar in krampfhafte Zufälle übergehen kann. Dieses gibt wohl die erste Veranlassung zum Zittern und Hin- und Herwanken des Tisches. 2) Der Druck, welchen die Hände ausüben, ist ein sehr beträchtlicher, wenn dieselben auch noch so leicht aufgelegt werden, wovon man sich einfach an einer WaagkLÜberzeugen kann, wenn man die Hund auf die Waagschale legt. Unter 100 Personen haben aber 99 in der rechten Hand eine größere Kraft, als in der linken, der Druck ist somit bei einer Reihe von Personen auf der rechten Seite größer als auf der linken und geht somit nach rechts. Es wirken somit das Zittern und die krampf­haften Zuckungen der Arme zusammen mit dem Drucke der Hände auf den Tuch ein und bewirken, nachdem er vorher in ein Zittern gerathcn ist, am Ende ein Drehen desselben; sowie sich der Tisch dreht, müssen die Leute, welche ihre Hände darauf liegen haben, demselben folgen und dadurch bewirken sie ein Fort- rückcn; indem es eine Unmöglichkeit ist, daß die Per­sonen demselben folgen können!, ohne ein Fort­rücken oder Fortschieben damit zu verbinden, so bewegt er sich immer rascher, und da die Kraft der mitwirkenden Personen nicht die gleichmäßige ist, nach dieser oder jener Seite hin. Auf diesen beiden Grund­lagen, welche hier in kurzen Umrissen angedeutet sind, kann man wohl die ganze Erklärung des TischrückenS aufbauen, man braucht keine Ketten, denn ob die Per­sonen ihre kleinen Finger auf einander legen oder nicht, das macht nichts zur Sache, man braucht keine mag­netische und elektrische Fluktuationen, man braucht keine Strömungen des Nervengeistes, man wird aber auch keine Bewegungen nach Norden zu und andern Unsinn mehr finden. Ref. begnügt sich, in diesen wenigen Worten seine Ansicht gesagt zu haben und bedauert nur, daß heutzutage, wo man so viel von Aufklärung spricht, eine so natürliche Sache, welche als einfaches Experiment immerhin von großem Interesse ist, so großes Aufsehen machen und zu so abenteuerlichen Er­klärungen Veranlassung geben konnte." Dr. Ammer­müller erklärte im Schw. Merk, das ganze als aus Ärampfzufällen in den Gliedern herrührend. Ein Dr. Löw in Wien, derselbe, der die magnetischen Bäder zuerst in Wien einführte, erklärt die Erscheinung folgendermaßen: Wenn eine geschloffene Kette von Personen, die sich mit ihrer rechten und linken Seite berühren, auf einen Tisch oder anderen Körper längere Zeit einwirkt, so wird derselbe hierdurch, eben so wie das Eisen, im Induktionsapparate, zum Magneten, das heißt, die eine Hälfte des Tisches zeigt nördlichen, die andere südlichen Magnetismus. Der auf diese Weise zum Magneten umgewandelte Tisch schwingt sich so lange um seine Achse, bis seine südliche Hälfte nach Norden tritt, und läuft dann unaufhaltsam fort, so lange in seiner elektrisch-magnetischen Spannung nichts geändert ist. (?)

Von einer Schauspieler-Gesellschaft, welcher ihr Direktor schon mehrere Monate hindurch ihre Gage zu bezahlen schuldig war, sagte Jemand, sie bestünde aus lauter gehaltlosen Menschen.