welcher der Hammer auf den Ambos fällt und man hörte außer dem schrecklichen Tone, den es hervorbrachte, nur das dumpfe Geklirre der Waffen. Ich wandte mich zum Kommissär, er trat vor und da man seine Schärpe sah, machte man sogleich Plaz und wir kamen bis zu den Gendarmen, die in der Nähe des Blutge­rüstes aufgestellt waren. Der Kommissär trat unter sie, gab einem der Männer, die auf dem Schaffe! be­schäftigt waren, ein Zeichen, zog den Pfarrer von meiner Seite jenem Manne zu und sagte mit einem höhnischen, grinsenden Lachen zu mir: ,-Sie können mit Ihren Leuten nun in Ihr Quartier zurückkehren!" Die Reihe der Gendarmen schloß sich, indem sie den Kommissär und den Pfarrer in die Mitte nahmen.

Ich ließ in Rotten abmarschiren und wir zogen längs dem Plaze hin, um sein Ende zu erreichen. Kaum wagte ich, darüber nachzudenken, wohin der Kommissär den guten Pfarrer geführt haben möge und ging mit gesenktem Kopfe vor meiner Abtheilung her. Als wir das Ende des Plazes erreichten und eben in eine Seitenstraße einschwenken wollten, trieb cs mich an, noch einen Blick auf das Schaffst zurückzuwerfen. Eine lange schwarze Gestalt mit weißen Haaren stieg eben die Stufen desselben hinan. Zch traute meinen Augen nicht und doch wagte ich kaum, noch einmal zurück zu sehen. Nein, dachte ich, es ist unmöglich, denn der arme alte Mann hat ja durchaus Nichts ge- than, was auch dem wüthendsten Terroristen Veran­lassung hätte geben können, eine Anklage gegen ihn zu erheben; ich sah noch einmal hin und da fiel eben das Haupt des alten guten Pfarrers unter dem Mordmeffer der Guillotine!»

Straßburger Münstersagen. *)

Der heilige Hain und die drei Buchen.

Uralte, halbverklungene Sagen berichten, daß der Ort, wo jezt das Münster sich erhebet und des wun­dervollen Thurmes Spize so kühn empor gen Himmel raget, seit mehr denn zwei Jahrtausenden, eine Gott geweihte und geheiligte Stätte sep.

Lange, lange Zeit vor Christi Geburt, da stund auf der Anhöhe, auf welcher seitdem die weltberühmte Domkirche erbauet wurde, ein heiliger, dem Kriegs­gotte geweiheter Hain. Denn nicht in Mauern, von Menschenhänden aufgerichtel, und nicht unter irgend einer von menschlichem Geiste erdachten Gestalt, beteten einst, im Heidenthume, die alten Deutschen ihre Götter an. Im geheimnißvollen, schaurigen Dunkel heiliger Haine, im undurchdringlichen Schatten dichtverwachsc- ner Urwälder, welche keine Art berührte, da wohnte die Gottheit, unsichtbar und unerreichbar dem irdischen Auge; ihre Gegenwart aber und ihr Wirken bezeugten das Rauschen der Wälder, das Lispeln der Blätter, das Gesprudel der Wellen, das Funkeln der Sterne und der Segen der Erde.

»Aus Urkunden, Chroniken und sonstigen Quel­len, gesammelt und dargestellt von cklo. Ludwig Schneegans, Archivar und zweiter Bibliothekar der Stadt Straßburg "

Wir werden in den folgenden Blättern mehrere dieser Sagen im Auszuge aus genannter Schrift unfern Lesern mitkheilen.

Mitten im heiligen Haine, ohnfern des Ufers der murmelnd und plätschernd dahinfließendcn Jll, er­hoben sich stattlich drei mächtige Buchen. Hoch empor wogten ihre Wipfel in die Lüfte, und weithin beschat­teten unten ihre gewaltigen Aeste das Heiligthum, wo die Gottheit thronte.

Hier, an geweihter Stätte, verehrte der Volks­stamm der Tri doch er, der diesen Theil des Landes inne hatte und von den drei Buchen den Namen führte, den Gott des Krieges. Hierher strömte, von nah und fern, aus den umliegenden Gauen, das Volk herbei, voller Andacht und Ehrfurcht, und brachte dem furcht­baren Gotte seine Opfer dar.

Geheimnisvoll, wie in den Wellen des vorüber- rauschcnden Flusses, flüsterte cs im dichten Laubgewinde der drei heiligen Buchen. Und wenn der Priester, im schneeweißen, blendenden Gewände, unten am Altäre stund, die geweihte Mistel in der Hand, da wogte es, zuerst leise, und dann immer vernehmbarer und lauter durch die Zweige, den ganzen Hain entlang; und weithin fühlte das dichtgedrängte Volk der Gottheit Athem an sich vorüberwehen, und tief ergriffen stürzte sich Alles mit dem Antlize nieder auf die Erde; denn Keiner vermochte des Gottes schreckliches Gesicht zu schauen.

Lange stunden, stolz und prangend, die drei Bu­chen mitten im gottgeweihten Haine. Lange thronte in ihrem Schatten des gewalt'gen Gottes Macht.

Erst als die Römer, durch das Glück ihrer Waf­fen, auch die Länder zwischen dem Rheine und dem Vogesus ihrem Weltreiche unterwarfen, da fällte die Art den heiligen Hain und die drei Buchen, und ein prachtvoller, dem siegreichen Kriegsgotte der welt­gebietenden Roma geweiheter Tempel trat an ihre Stelle.

Doch auch der römische Tempel mußte weichen. Zerstöret sank er ein, als das Christenthum das Evan­gelium einführte, in den alsatischen Gauen, und das Kreuz aufpflanzte zum Zeichen des Heils.

Alsobald erhob sich, demüthig und bescheiden, eine christliche Kirche, da wo ehedem der heilige Hain und die drei Buchen, und sodann der römische Tempel, gepranget hatten. Zur Ehre des dreieinigen Gottes und der heiligen Jungfrau Maria wurde sie einge- weihet.

Geschlecht um Geschlecht, Jahrhundert um Jahr­hundert half treulich am Baue, und so erstund, immer herrlicher ausgeschmückct, inmitten aller prachtvollen Dome am Rhein, das kostbarste Münster, welches späterhin Erwins hochgefeierter Genius noch mehr ver­herrlichen sollte.

Und weithin in die Ferne pranget der wundervolle Bau, alles überstrahlend nah und fern, auf der Stätte, wo einst die heiligen drei Buchen majestätisch ihre grü­nen Kronen im Winde hin und her gewieget hatten.

Fleischpreise vom 6. Dezember 1852.

Ochsenfleisch das Pfund .9 kr.

Rindfleisch .. 7 kr.

Kuhfleisch. 7 kr.

Kalbfleisch. 6 kr.

Hammelfleisch . .. 6 kr.

Schweinefleisch unabgezogen ..... 10 kr. » abgezogen.9 kr.

Stadtschuldheiß M e e h.

Redaktion, Druck und Verlag der M e eh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.