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Person wußte, ohne daß er es ahnte, und machte mir diesen zu Nuz, indem ich auch ihn bei der nächsten Gelegenheit auf den Arm klopfte und über Etwas befragte.
Die Unterhaltung mit diesem so durchaus gebildeten und dabei so anspruchslosen, herzlichen Herrn, die ich ungefähr drei Stunden lang genoß, bildet eine der interessantesten und anziehendsten Erinnerungen und Lichtpunkte meiner Reise. Er entwickelte eine äußerst umfassende und so genaue Kenntniß meines Vaterlandes und seiner Zustände, daß sie mich wahrhaft in Erstaunen sezte. Sein Panorama von der Donau verehrte er mir, und es ist ein mir sehr werthvolles Andenken.
Wir kamen wohlbehalten nach Linz, und in demselben Gasthof, in welchem mein Reisegefährte, König Wilhelm von Württemberg, absticg, nahm auch ich mein Quartier und genoß noch einmal das Vergnügen, mit ihm zusammen zu treffen «
Die deutschen Universitäten im Sommer 1832.
Im verflossenen Sommerhalbjahre studirten auf den 28 Universitäten Deutschlands und der Schweiz im Ganzen 18,810 Studenten, nämlich 17,060 imma- trikulirte und 1760 nicht immatrikulirte. Dem Anschein nach hat die Gesammtzahl, verglichen mit der des vorhergehenden Semesters, um 544 abgenommen, indeß ist in der Wirklichkeit keine Verminderung eingetreten, da auf den östreichischen Universitäten die Studenten in ihrem leztcn Semester von der Inskription befreit sind, und in Folge dessen die Zahl der Juristen in Wien und Prag um 667 abgenommen hat. Es ergibt sich vielmehr, daß seit dem Sommerhalbfahre 1851, wo die Gesammtzahl der auf den deutschen Universitäten Studirenden von 18,261 auf 19,354 stieg, eine kleine Erhöhung stattgefunden hat. Im Durchschnitt kommen auf eine Universität 609 Studenten; 16 Universitäten erreichten diese Mittelzahl nicht, 12 erheben sich über dieselbe. Was die einzelnen Fakultäten betrifft, so studirten auf 11 Universitäten katholische Theologie 1800, auf 19 Universitäten Protestant. Theologie 1765; auf 26 Universitäten Rechts- und Kameralwis- senschaftcn 6761 ; auf 23 Universitäten Medizin rc. 4183; auf 27 Universitäten Philosophie rc. 2644. Nach der Frequenz ist die Rangordnung der Universitäten folgende: Wien (2630), Berlin (2171), München (1961), Prag (1346), Bonn (1012), Breslau (864), Leipzig (812), Würzburg (776), Tübingen (774), Heidelberg (732), Göttingen (677), Halle (670), Jena (433), Gießen (411), Erlangen (400), Grätz (399), Königsberg (339), Freiburg (338), Marburg (315), Münster (302), Olmütz (286), Innsbruck (257), Greifswalde (204), Zürich (200), Bern (189), Kiel (141). Rostock (106), Basel (65). Die Gesammtzahl der an den genannten Universitäten wirkenden Docenten betrug 1666, nämlich 851 ordentliche, 348 außerordentliche, 40 Honorarprofessoren und 427 Privatdocenten.
Mit der „ewigen Roma," wie Dichter und hie und da Geschichtsschreiber das alte Rom nennen, ist's auch nichts mehr. An keinem Orte der Welt empfan
gen die Reisenden den Eindruck täglich mehr zerfallender Größe so lebhaft, wie in Rom. Paläste und Kirchen und Häuser, Plätze und Feste, Negierung und Volk machen denselben Eindruck. Das alte Wort, daß unter dem Krummstab gut wohnen sep, ist dort zu Schanden geworden. Die Geldnoth ist seit drei Jahrhunderten gleich groß und so, daß die Regierung seit dieser Zeit den Juden und dem Wucher verfallen ist. Die Verwaltung ist ein großer Mißbrauch, die Unsicherheit in Stadt und Land nirgends schlimmer, als im Kirchenstaat, nur die östreichischen Truppen üben strenge Polizei und sind in der Gegend ihrer Garnison eine Wohlthat; die Franzosen thun nichts gegen die Unsicherheit. Das Volk ist arm, hoffnungslos, verbissen und trozig. Die Regierung würde sich kaum Wochen halten ohne fremde Hülfe. Das Alles nicht troz der Priester und ihrem Einfluß, sondern zum guten Theil durch ihre Schuld.
In Marchiennes (Frankreich) wurden vor einigen Tagen während der Nacht Zettel angeschlagen, worauf Folgendes gedruckt zu lesen war: „Allgemeine Sicher- Heits-Maßregel. Dekret des Präsidenten. In Anbetracht der Schwatzsucht der Frauen und des daraus entspringenden Uebels ordnen wir nach reiflicher Ueber- legung an: Art. 1. Von dem heutigen Tage an müssen alle Frauen einen Maulkorb tragen. Gegeben in St. Cloud rc.» Folgte die Unterschrift Louis Napoleons. Man spürt den Urhebern nach.
(Gemüsereinigung.) Wer nicht Lust und Zeit hat, die Schnecken und Würmer vom Gemüse, Salat rc. abzulefen, der lege die Pflanzen nur ein paar Minuten in Salzwasser, worauf alles Ungeziefer schnell die Pflanzen verläßt und todt umherschwimmt. In England steht zu diesem Behuf stets ein Gefäß mit Salzwaffer in der Küche.
Das Scharlachfieber, das seither in Gotha wüthete, hat in wenigen Wochen 80 Kinder dahingerafft.
Räthsel.
Auf Andrer Kosten such' ich mich zu heben,
Weil ich in dunkler Niedrigkeit geboren,
Vergelte nur mit Undank all den Thoren,
Die mir zu ihrem Schaden Stüze geben.
Wenn ich mich rühmen darf, mit kühnen Schritten Die höchsten Mauern siegreich zu besteigen,
Wie tollte man nicht auch den Kranz mir reichen, Den Sieger als Belohnung sich erbitten?
Doch nein! ich theilc selbst die besten Kränze Freigebig aus an manche hohe Stirne,
Zur Freude dem phantastischen Gehirne.
Auf dessen schuld'gem Scheitel ich erglänze.
Im Felde pfleg' ich kräftig auszudauern,
Auf hartem Stein den Mantel nicht zu sparen. Und mehr als Simson einst mit seinen Haaren, Zertrümmr' ich wohl mit meinem Barte Mauern.
Redaktion, Druck und Verlag der M e eh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.