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Während der Präsident von Frankreich feinen Triumphzug im Süden unter unablässigen Kaiserrufen fortsezt, trifft Paris bereits die Anstalten zu dem feierlichsten Empfange bei der Rückkehr. In der Kaiserfrage wird bereits die Krönung und eine angebliche Weigerung des Pabstes, sie zu vollziehen, besprochen.
Der Stadtrath von Paris soll eine Summe von 400,000 Frs. für die Festlichkeiten, die bei der Rückkehr des Prinz-Präsidenten in der Hauptstadt stattfinden sollen, bestimmt haben.
Großbritannien.
London, 8. Oktober. Von den meisten Küstenpunkten laufen traurige Nachrichten über die in den Sturmen der lezten Tage vorgekom- inenen Unglücksfälle zur See ein. Manches Menschenleben ist dabei verloren, manches schöne Fahrzeug zum Wrack geworden. Allein an der Küste von Harwich, nördlich von der Themse strandeten an 30 Fahrzeuge.
Die Journale von Birmingham theilen als etwas Außerordentliches mit, daß vom 20. Sept. bis zum folgenden Tage, in 24 Stunden, den dortigen Behörden nicht ein einziges Vergehen, nicht eine einzige Gesezesübertretung angezeigt wurde. Nach altem britischem Gebrauch erhielten aus Anlaß dieses außergewöhnlichen Vorkommnisses die Polizeibeamten Birmingham's ein jeder ein Paar weiße Handschuhe. Seit länger als 40 Jahren war in Birmingham, dessen 250,000 Einwohner mehrentheils der arbeitenden Klasse angehören, dieser Fall nicht vorgekommen.
Italien.
Messina, 23. Sept. Der Aetna-Ausbruch ist noch nicht zu Ende, hat aber, nach dem lezten hefiigen Erguß in der Richtung von Milo und Giarre, sehr abgenommen.
Amerika.
New-Jork. Dem „New.-Ijork musikal World" schreibt ein Korrespondent: Vor Kurzem zeigte mir Mr. Barnum seine Abrechnung mit Jenny Lind. Es ist in der That ein interessantes Dokument, das er zur Erbauung der Welt, namentlich aller Sängerinnen veröffentlichen sollte. Es stellte sich am Schluffe ihres Bei- sammenseyns ein Totalgewinn von 010,000 Dollars heraus. Daran fielen auf Rechnung der Künstlerin 302,000 Doll, und P. T. Barnum bezog als Löwenantheil die übrigen 308,000 Dollars. (St.A.)
Miszellen.
Eine interessante Begegnung.
(Schluß.)
Wir unterhielten uns über den Ackerbau in den vereinigten Staaten und kamen im Verlauf des Gesprächs auf militärische Gegenstände, bei welcher Gelegenheit ich ihm bemerkte: ich sepe ein Offizier im Landheere der vereinigten Staaten.
„46!" saiä lw, „I also am ok tks same Profession, wo o-ro botll militari men!" (--Ah!" sagte er, "ich habe den nämlichen Stand, wir sind Beide Militärs!») Darauf erzählte er mir, wie er sich von Jugend auf dem Militärstande gewidmet und seiner Zeit unter Napoleon gedient habe, dessen Feldherren er persönlich gekannt; besonders sey ihm Marschall Nep ein lieber achtungswerther Freund gewesen. Auf dem Marsche nach Rußland sey er durch eine Krankheit genöthigt worden, nach Hause zurückzukehren, sonst wäre er vielleicht auch ein Opfer desselben geworden, wie so viele tausend Andere. Später habe er gegen Napoleon gefochten, auf dem blutigen Feld vonMon- tereau re. auch einige Truppen befehligt. Auf die anziehendste Weise, mit einer überraschenden Gewandtheit und Lebendigkeit hatte er mir die Einzelnheiten geschildert, daß ich meine Verwunderung über den alten Herrn nicht unterdrücken konnte. Er fragte mich, welches Alter ich ihm etwa gebe, worauf ich nach meinem Dafürhalten bei seinem guten rüstigen Aussehen die Zahl 60 angab. Seine Berichtigung, daß er das 68ste Jahr seines Lebens am 27. September vollende, erwiderte ich mit einem Compliment; es verdroß mich aber etwas, daß er auf mein Befragen mich für einen Vierziger hielt.
Mein ausgezeichneter Gesellschafter schien großes Vergnügen an der Unterhaltung über den Ackerbau tn unseren Staaten zu finden, und erging sich mit ausnehmender Sachkenntniß über die Raschheit der Verbreitung der Landwirthschaft und ihrer erprobten Verbesserungen in der Union, über die hohe Bedeutung der gegenwärtigen Höhe unserer landwirthschaftlichen Produktion, und über die noch weit größere Wichtigkeit der Interessen des Ackerbaues für unsere nächste Zukunft. Ganz besonders intereffirte er sich für die Schafzucht, und erzählte mir ausführlich und mit minutiöser Sachkenntniß von seinen eigenen feinen Merinos, dem Oekonomie-Betrieb auf seiner Farm, seiner Vieh- und Pferdezucht. Es erfreute mich zu hören, daß er unseren Ktato-StoeLs sein Vertrauen zuwandte und daß er einige I,ollisig.ns.-8tooLs befize.
Ich unterhielt mich im Verkehr mit diesem geistreichen Herrn ganz vorzüglich, um so mehr als er seine Conversalion durch eine Menge der interessantesten historischen und geographischen Anekvoten über manche der alten Burgen und Ruinen würzte, an welchen uns unser Dampfboot fast im Fluge vorübertrug und welche in seinem ausgezeichneten Panorama von der Donau verzeichnet waren. Er lieh mir dasselbe und wir orien- tirten uns durch dasselbe gemeinsam.
Dem Frühstück wohnte mein Reisegefährte nicht bei, und ich war sehr gespannt, zu erfahren, wer dieser artige und feine alte Herr sey? Als ich deshalb den Kapitän befragte, erwiderte dieser sehr ehrfurchtsvoll: »Es ist Seine Majestät der König von Württemberg.» Nach dem Frühstück begab ich mich wieder auf's Deck, blieb aber etwas abseits, die Scenerie, an der wir vorüber fuhren betrachtend. Allein ehe ich mich's versah, war jener Herr an meiner Seite, zupfte mich vertraulich am Arme und machte mich auf Etwas aufmerksam. Ich war erfreut, daß ich mich nun in einem Vortheil über ihn befand und um seine