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unermüdlichen Manne/ dessen Thätigkeit einem Europäer ein Räthsel wäre, Gefälligkeiten und Dienstleistungen aller Art zu danken.
Mit großer Freude, welche durch das Interesse deS Königs auch für seine der Heimath entfremdeten Unterthanen und Landsleute nicht wenig gesteigert ward, wurde die Erzählung ausgenommen und allgemein der Wunsch ausgedrückt, sie auch in heimischen Kreisen bekannt zu machen. Die Ausführung dieses Vorhabens übertrug die Gesellschaft dem Unterzeichneten. In Folge dieses wurde ich von Herrn Gentner dem betreffenden amerikanischen Offizier vorgestellt, welcher der Held des Erlebnisses ist,*) und erhielt von diesem auf meinen Wunsch einen Auszug aus seinem Tagebuche über die betreffende Begebenheit, sammt mündlichen Ergänzungen, welche ich nun hier schmucklos und getreu wieder zu geben suchte.
H. im Dezember 1851. Gottlob Jordan.
«Am Mittwoch Morgen den 29. August 1849 bestiegen wir in RegenSburg das Dampfboot, welches nach Linz und Wien fährt. Es war ein kühler Morgen, und ein leichter Nebel hing über dem Flusse, den jedoch bald die Sonne besiegte, was unserer Fahrt einen heitern lieblichen Tag verhieß. Die meisten Passagiere deS nur spärlich besezren Boots verweilten auf dem Verdecke und genossen der milden Luft und des Anblicks des herrlichen Panorama's. Ein feiner ältlicher Herr, anscheinend Militär, sezte sich zufällig neben mich und redete mich in einer sehr gewandten artigen Manier in deutscher Sprache an, und va ich ihm in französischer Sprache mein Bedauern ausbrücktc, die deutsche nicht zu verstehen, knüpfte sich zwischen uns eine für mich äußerst angenehme Unterhaltung, theils in englischer, theils in französischer Sprache, an. Er sezte bestimmt voraus, ich sey ein Engländer. Als ich ihm aber im Verlaufe unseres Gesprächs bemerkte, mein Vaterland sehen die vereinigten Staaten von Nord- Amerika, unterhielt er sich mit mir in einer, ausgezeichnete Bildung verrathendcn Weise voll Interesse über mein Vaterland, seine Einrichtungen, seine gegenwärtige Größe, wie seine hohe Bestimmung, und bemerkte: wir müssen ein sehr glückliches Volk seyn. Nachdem er mir zu erkennen gegeben, er seye ein Deutscher und viele seiner Freunde und Landsleute aus dem südlicheren Deutschland seyen nach Amerika übergesiedelt, fragte er mit großer Theilnahme und sehr angelegentlich: wie es den Deutschen dort ergehe, ob sie in Achtung stünden, und mit was sie sich vorzüglich beschäftigten? Ich erwiderte ihm: die Deutschen seyen bei uns wegen ihrer Fügsamkeit, Fleißes und Nüchternheit, ihrer besonderen Liebe für Ordnung und ihrer Achtung vor dem Gesez sehr geachtet und bilden eine werthvolle Klasse unserer Staatsbürger, was ihn -och erfreute.
(Schluß folgt.)
*) Der genannte Amerikanische Offizier, ein Mann von Bildung und Urtheilsreife, machte vom Februar 1849 bis Februar 1850 eine größere Tour durch Europa, und führte darüber ein ausführliches Reisetagebuch, aus welchem der oben angeführte Auszug beinahe wörtlich entnommen ist.
Ein Bericht.
Hohenasperg, den 1. Juni 1805.
Kammerrath N. von Hohenasperg de- und wehmü- thigst Bericht erstattend von einem auf ihn eigendst abgesehen gewesenen Todt- und Mordschlag, als wie er nemlich von 2 oder 12 verkappten und vermummten Unholden, das sogenannte Schweiß- oder Schwitz-Gäßlein Geschäfte wegen nächtlich passirend mit einem Stabe vul^o Pfahlstumpen oder sonstigem vermummtem Mordgewehre zu Boden gedruckt, und wie ihm der AmtSgemäs seidene Haar- oder Zopfbeutel sammt Zubehör mit einem vergifteten Messer mcuchelmörderischer Weise vom Kopfe geschnit- ten worden sepe.
Euer churfürstliche Durchlaucht
habe ich Unterthänigkeitswegen de- und wehmüthigst von einer mich eigendst anbelangenden fast höchst traurig und schaurig ausgefallenen katalitas eiligst und kürz- lichst benachrichtigen wollen.
Gestern als an dem Tage Lxaucki paffirtc ich Kammerrath N. auf Hohenasperg, Geschäfte halber an Nichts denkend, nächtlicherweile das sogenannte Schweiß- vulxo Schwitzgäßlein, als plözlich unv blizschnell 2 oder gar 12 vermummte Unholde mit Stäben vul^o Pfahlstumpen oder sonstigen Mordgewehren aus den Schweinsbohnenstengeln am dasigen Wege (der auch einer Reparation bedürfte, da er schon anno 1789 in dem damaligen kalten Winter durch die eingcstürzten Steine von den rrnno 17d0 allhier verfertigten Wcingartmauern sehr ruinirt wurde) spizbübischer-, wie auch diebischer- unv höchst mcuchelmörderischer Weise eiligst von hinterher auf mich losstürzend mich Respekts-, Religions- und Moralitätswidrigst auf den Rücken puffend, zu Boden prosternirend druckten, mit beeden schwer bcstiefelten Füßen, wie auf eine Schweins- oder Rindsblase, die man zerpuffen will, mit aller Macht, Leibes- und Lebenskraft, blizschnell auf mich hüpften und mir meinen AmtSgemäs seidenen Haar- oder Zopfbeutel sammt Zugehör mie einer Scheere, Sense, Sichel, Beil, Rasrr- imsser over sonst geschärpst geschliffendstcn, und vielleicht, was ich bang ahne, gar vergifteten GewaltS-Jnstru- mente vom Kopfe trennten, unv mich so für schachmatt und mauietodt auf odgenanntem einer Reparation bedürfenden Wege in einer von Koth besudelten Fahrleise liegen tagend, eiligst von dannen stiefelten.
Um nicht Religions-und Moralitätswidrigst Menschenblut verzinsend erfunden zu werden, und bemeldte Unholde nicht vollends zu verstarrkopfen, verhielte ich mich der dieser ba-raiitas ganz leidend und gebrauchte von dannenher nicht meinen mit Messing beschlagenen Gehnstab, den die untertänigst besagten Unholde oder Gau- und Meuchelmörder mir nebst meinem mit Silber beschlagenen türkischen Mecrichaume-Rauch-Labakö- Pfeiffenkopf freventlichst aus den Händen windend entrissen und nur nachher mit ihm als meinem eigenen Gehestab zwei Backenstreiche noch versezten.
Wer aber nun jene Kenei-a-Iites obengenannte zöget- und bügellosc Unholde in Person gesämmtlich seyen, konnte mir aller Verhorungen ungeachtet nicht zu Gehör gelangen.
Euer churfürstliche Durchlaucht von dieser die ganze Well empörenden höchst erschütternd- und erbitternden wie auch revoluüunair französisch schmeckenden fataiitas und Begebenheit eine pflichtmäffige Anzeige zu machen, hielte ich für meine untcrthänigste Schuldigkeit und ersterbe und verharre in tickster Submission und Unterwürfigkeit.
Euer churfürstl. Durchlaucht treu gehorsamst verpflichteter sich in Kreuz- und Rückenschmerzen befindender, wie auch leider höchst zerbläuter, weh-, schwer« und demüthigster
Kammerrath und Kasernenverwalter N. (I. K.)