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A r o n i k.

Deutschland.

Württemberg.

Dienstnachrichten.

Seine Königliche Majestät haben vermöge höchster Entschließung die bei der Ablösungskommission erledigte Assessorsstelle dem Kanzleiassistenten des Ministeriums des Innern Schippert, gnädigst übertragen und den Pfarrer Gnocdler in Wäschenbeuren, Dek. Gmünd auf die erl. Kaplanei Schleinsee, Dek. Tettnang gnädigst verfezt.

Diensterledigungen.

Die Pfarrei Nattheim, Dek. Heidenheim, (909 fl.) die Stelle eines zweiten wissenschaft­lich gebildeten Hauptlehrers am Schullehrer- Seminar zu Nürtingen (800 fl.) und die Aktuarsstelle bei dem Oberamte Herrenberg (500 fl.)

Der erl. kath. Filial-Schuldienst in Mün- chenreuthe, OA. Saulgau wurde dem Schul­meister Anger in Untermarchthal, OA. Ehingen, übertragen.

Erledigt:

Die ev. Schulstelle in Thüngenthal, Dek. Hall (260 fl.)

In Erbach schlug nach demD.V." am 15. Juli bei einem anscheinend noch fernen Gewitter der Bliz zur Mittagsstunde in ein Haus und zündete. Ein Wohnhaus und zwei Scheunen wurden ein Raub der Flammen. Die Hausthiere allein wurden gerettet, die Mo­bilien aber giengen zu Grunde. Die Bäurin rettete mit Mühe noch ihr jüngstes Kind aus der brennenden Wiege. Viele andere Gebäude waren bei dem starken Winde in Gefahr, unter diesen das Wirthshaus zum Adler.

Neuenbürg. Einen Beweis der üppigen Vegetation dieses Jahrs liefert ein mit Hader angeblümtes Feld des Friedrich Winter hier; es wurden nämlich an einem Stengel 228 Haberkörner gezählt.

Baden.

Mannheim, 15. Juli. Hier und in der Umgegend ist man seit Montag allgemein mit dem Einheimsen der Gerste und des Korns beschäftigt. Das fortdauernd heiße Wetter be­günstigte diese Arbeit so sehr, daß ein großer Theil unserer überaus gesegneten Fruchternte bereits eingcbracht ist, theilweisc sogar schon gemahlen und verbacken. Die Brodpreise sind in Folge dessen gesunken und sieht man in Bälde einem noch größeren Sinken der Brodpreise entgegen.

Oeftreich.

In Oestreich ist die Aufhebung des Patents vom Jahr 1648 über die Ausweisung der Je­suiten vom Kaiser sanktionirt, somit denselben wieder ein neuer weiter Wirkungskreis eröffnet, den sie wohl zu benüzen wissen werden. Auch das neue Ehegesez hat der Autonomie der Kirche ein ungeheures Gewicht hinzugefügt.

Schleswig-Holstein.

Wie derAugsb. Allg. Ztg." geschrieben wird, ständen auch noch unter den Advokaten, Geistlichen und Schullehrern der Herzogtümer Absezungen bevor. Von Seiten zweier kleine­ren Staaten des deutschen Nordens seyen üb­rigens dem Könige von Dänemark bestimmte Vorstellungen über dies unversöhnliche Verfah­ren gemacht worden.

Ausland.

Frankreich.

Paris, 16. Juli. Unter dem an Zahl nicht unbedeutenden abergläubischen Theile der unteren Klassen der Pariser Bevölkerung hat die Sage nicht geringen Schrecken verbreitet, der ungewöhnlich heftigen Hize werde ein furcht­barer Sturm und diesem der Weltuntergang folgen.

Der Staatsminister v. Casabianca ist nach Saverne bei Straßburg abgereist, um die ersten Anordnungen zur Gründung einer Anstalt zu treffen, welche in jener kleinen Stadt für die Aufnahme von Offizierswittwen errichtet werden soll, und deren Kosten gemäß dem Confisca- tionsdecrete vom 22. Januar aus dem Ertrage des Verkaufs der Güter der Familie Orleans entnommen wexden sollen. (F-J.)

Italien'

Venedig, 9. Juli. Die Klagen über die Traubenkrankheit ertönen leider von allen Theilen Italiens und werden immer bedenklicher. Man stellt allerlei Versuche an, um das Umsich­greifen der Krankheit zu verhindern, jedoch mit wenig günstigem Erfolg,

Miszellen.

Die bayerische Kellnerin.

Vor etwa vierzig Jahren saß zu München in der vierten Nachmitiagsstunde eines sonnighellen Juni- SonntagS an einem der Tafelzimmerfenster des alten bekannten Gasthofes zum goldenen Hirsch der junge Graf Rodrich von Amberg. Erst feit Kurzem hatte er, nach dem Tode des Vaters, den Bestz seiner dies- seit und jenseit des Riesengebirges gelegenen Majorats­güter angetreten, und war nunmehr, nach mehrmonat- licher Reife durch die kaiserlichen Erbstaaten und Bayern, im Begriff auf seine Besizungen zurückzukchren.

Zu den peinlichsten, bedrückendsten Lagen des Le­bens gehört der zwecklose Aufenthalt an einem fremden