DerConstitutioiinel" ist der Meinung, daß eine Aenderung der Politik bezüglich der Tole­ranz dem mohamedanischen Cultus in Algerien gegenüber nothwendig sey; der jüngste Aufstand, der leicht gefährlich werden könnte, wenn ein bedeutender Führer an die Spize träte, sey allein dem mohamedanischen Fanatismus zuzu­schreiben. DerConftitutionnel" sagt:Es gibt sicherlich keinen Araber, der nicht von gan­zem Herzen die Europäer haßt, und der die Tödtung eines Christen nicht für ein frommes Werk hält." Das ministerielle Blatt schlägt als durchgreifendes Heilmittel gegen dieses Uebel vor, die seither geübte Toleranz aufzugeben und die Bekehrung der Araber zum Christenihume mit allen Mitteln zu betreiben.

Aus den Departements wird berichtet, daß allenthalben wieder zahlreiche Petitionen unter- schrieben werden, welche die Wiederherstellung des Kaiserthums verlangen. Bei dieser kaiser­lichen Bewegung thut sich auffallender Weise besonders das Nieder-Alpen-Departement hervor, dasselbe Departement, wo nach dem Staats­streiche vom 2. Dezember der socialistische Auf­stand die meiste Verbreitung gehabt hatte.

Paris, 2. Juli. Es ist in Paris ein Complott, welches ein noch nicht bestätigtes Ge­rücht als gegen das Leben des Prinz-Präsidenten der Republik gerichtet bezeichnet, entdeckt worden. Jenes Gerücht behauptet, etwa zwanzig Perso­nen wären, als sie in einem Hause des Ounr- trer ckri ^nrcklu-ckes-I'lautes mit der Anferti­gung einer Höllenmaschine nach dem Muster der Fieöschi'schen beschäftigt gewesen, verhaftet worden. (FI)

Straßburg, 4. Juli. Da hie und da wieder falsche Gerüchte über die Kartoffelernte auflauchten, wird den Verbreitern solcher beun­ruhigenden und grundlosen Nachrichten scharf nachgespürt. Was übrigens zu diesem Gerüchte Anlaß gegeben zu haben scheint, ist der Umstand, daß man auf gewissen Kartoffelblätiern, wie bei andern Gewächsen eine Art von Raupen findet, welche sich in den Blättern einhiillen, indem sie dieselben zusammenrollen, um sich darein zu verpuppen. Die z Berührung dieser Insekten verursacht Flecken, denjenigen ähnlich, die man bei Ausbruch der Seuche bezeichnet, mit dem Unterschiede, daß Leztere rasch um sich greifen und in einigen Tagen das Kraut schwärzen, welches alsbald fault, während die gegenwärtig beobachteten Flecken nicht zunehmen und die Lebenskraft der Pflanze nicht stören. Es ist gut, die Landleute hierüber aufzuklären. (S.M.)

A »:c rika.

Der demokratische Convent von Baltimore hat als Candidaten für die Präsidentschaft der Union den General Franklin Pierce, für die Vicepräsidentschaft den Senatspräsidenten Nufus King ausgestellt. Ersterer, dem ein ausgezeich­netes Lob zur Seite steht, hat die größte Aus­sicht, gewählt zu werden.

j Miszellen.

Brand der Amazone

(Fortsezung und Schluß.)

Der brave Kapitän und die Offiziere des Schiffs dachten nicht an sich selbst, sondern nur an die Rettung der Passagiere; auch die Matrosen wetteiferten mit ihnen an Kaltblütigkeit und Pflichttreue. Als das erste Rettungsboot im Wasser war, entdeckte man im Vor- derthcil einen gewaltigen Leck. Einer der Matrosen besann sich nicht lange, sondern zog die Unterhosen, ein zweiter die Strümpfe, ein dritter die Flanelljacke aus, und so gelang es, das Loch zu stopfen, während Andere stundenlang an der Pumpe arbeiteten. Als die lezten Boote Las Schiff verließen, sahen sie noch eine Gruppe Unglücklicher um das Steuerruder versammelt und hoffnungslos aber kaltblütig fortarbeiten eS waren die Offiziere, die auf ihrem Posten untergingen. Nur ein einziger derselben wurde gerettet, während die Mehrzahl der Matrosen mit dem Leben davon kam.

Der Brand dauerte bis zum Morgen; erst nach Tagesanbruch erreichte das Feuer die Pulverkammer (St. Barbe genannt), und nun flog LaS riesige Schiff in einer gewaltigen Flammcnlohe in die Lüfte. Das nächste Boot, das über die Stelle kam, wo die Ama­zone uniergegangen, fand weit und breit die Trümmer dieser Katastrophe: Kisten und Kasten, Maststücke, er­loschene Brande, Raaen und unzähliges Schiffsgeräih schwammen umher. Auf weite Strecke war das Meer mit Oel bedeckt, das die Wirkung hatte, die Brandung zu brechen.

Bon der Lage der unglücklichen Passagiere haben wir bis jezt noch nicht gesprochen. Hören wir hierüber die Aussagen zweier Augenzeugen.

James Heylin, einer der geretteten Matrosen, erzählte vor dem UntenuchungSgericht zu Southampton (dieses war alsbald niedergesezt morden, um die Ent­stehung des Brandes und die Schuld oder Unschuld der Schiffsmannschaft zu untersuchen):

»Auf das Feuerzeichen eilte ich zu den Eimern, um zu löschen ; in diesem Augenblick stürzte der Kapitän herbei. Er behielt seine volle Geistesgegenwart und ertheilte den Umstehenden seine umsichtigen Befehle. Eine Scene des Grausens und der unbeschreiblichsten Verwirrung folgte: noch höre ich die Töne der Ver­zweiflung. der herzbrechenden Angst der Passagiere, das Gebrüll der von den Flammen umzingelten Thiere. Viele Personen stürzten auf's Verdeck, von Schrecken erstarrt, gar manche fürchterlich verbrannt; manche fielen todt nieder, erstickt oder in Folge der Brand­wunden, andere wurden ohnmächtig vor Entsezen. Der Tag stieg herauf, che die Amazone untergieng; ich sah es deutlich, als die Saintc Barbe zersprang und eine ungeheure Masse von Geschüzstücken und Trüm­mern in die Luft schleuderte."

Einer der Passagiere, ein französischer Kaufmann, der mir einem Theil der Geretteten zu Brest an's Land gesezt wurde, erzählt die Erlebnisse jener Schre­ckensnacht folgendermaßen:

»Abends 9 Uhr begab ich mich zur Ruhe; meine Kabine lag im Vordertheil des Schiffs. Wenige Stun­den später erschreckte uns der Ruf: Feuer! Feuer!