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Ich stürzte aus dem Bett, griff nach den nöthigcn Klei- dungsstücken und eilte auf das Vorderdeck. Das ganze Mittelteil der Amazone stand in vollen Flammen; an Rettung war nicht zu denken, als mittelst der Boote, welche auf dem Hinterdeck befestigt waren. Dorthin mußte ich: aber ein Flammenmeer lag zwischen ihm und mir. Ich erinnere mich nur, daß ich meine Seele Gott empfahl und mich in die Flamme warf mit dem Gedanken, der ungeheure Feuerschlund werde mich verschlingen. Einige Sekunden später befand ich mich glücklich auf dem Radkasten der Backbordseite, von da gelangte ich auf's Hinterdeck. Die Flammen nahten mit unglaublicher Schnelligkeit. Mit unerschütterlicher Ruhe rief Kapitän Spmons sein: öoats kor dmüws, Lauts kor xs.ssenxors! Dabei Habei hatte er eine Pistole in der Hand, und noch sehe tch, wie er einen der Offiziere, der sich in ein Boot retten wollte, zum Wiedcrheraufkommen zwang. In blinder Hast und Verzweiflung stürzte Alles nach den Rettungsnachen; bald war nur noch einer übrig und die Matrosen eben daran, ihn flott zu machen. Als ich ihr rlll' slwixt (Alles fertig) vernahm, ließ ich mich am Geländer der ersten Treppe niedergleiten und fiel geschunden und gebraten in das Boot. Einige Augenblicke vorher hatte ich mit einem meiner Landsleute gesprochen, der sich, in einen Mantel gehüllt, in der Nähe des Kapitäns hielt. Ich fragte ihn: »Was wollen Sie thun?« Er antwortete: „Sterben. Ich ziehe vor, hier zu bleiben." Cs war Herr von B ellamare,, Vcrfasierdes Romans „le voureue de Lois" und Abgesandter der französischen Regierung nach San Francesco, wo er einen Transport Ansiedler in Empfang nehmen sollte. Es mochte Vr 2 Uhr Nachts sepn, als sich unser Boot von der Amazone losmachte. Eine Engländerin mit einem Kinde von 14 Monaten, ein Engländer, l3 Matrosen und ich füllten das Fahrzeug. Die Wogen gingen hoch; um ein Segel zu bekommen, wurde der ohnmächtigen Engländerin ihr einziges Gewand genommen. Unsere Lage war schauerlich: es regnete und wir waren ohne Kleider; die Brandwunden, die ich erhalten, wurden höchst schmerzlich. Wir hatten keine Lebensmittel, keinen Kompaß, und troz meines Vertrauens auf die Vorsehung hatte ich nur sehr wenig Hoffnung auf Lebcnsrettung; kam die nächste Nacht, ohne daß wir erlöst wurden, so war ich entschlossen, meinem Leben ein Ende zu machen. Zu dem kam, daß mir der Engländer zuflüsterte, er habe einen der Matrosen den anderen fragen hören, ob dieser ein Messer habe, und der Mann habe geantwortet: ja und zwar ein sehr gutes. — Schon neigte sich der Tag, als wir am Horizonte die Spize eines Mastes entdeckten; neue Hoffnung belebte uns, wir ruderten mit aller Kraft; der Mast vergrößerte sich, bald nahmen wir Segel wahr, und — o Glück! wir wurden vom Schiffe aus gesehen. ES war die holländische Galliotc Gertruida, die uns aufnahm und nach dem noch 70 Meilen entfernten Brest brachte, wo der englische Konsul sich mit warmer Aufopferung der armen, fast nackten Schiffbrüchigen annahm.«
Der ganze Umfang des Unglücks läßt sich bis jezt noch nicht ermessen; man schlägt die Zahl der Umge
kommenen über hundert an, darunter auch eine Nota- bilität der englischen Literatur, Elliot Warburton, der im Aufträge der Atlantis and Pacific-Junetion Company mit den JndianerstLmmen in Darien ein friedliches Uebereinkommen anbahnen sollte.
So grauenvoll dieser Plözliche rettungslose Untergang des größten englischen Dampfschiffes war, so wird er wenigstens — so sollte man hoffen — Veranlassung zu zwei wesentlichen Verbesserungen in der Einrichtung der Boote geben. Wir haben oben erzählt, daß die Amazone nicht zum Stillstehen gebracht werden konnte, weil man sich nicht mehr der Maschine zu nahen vermochte. Man wird also auf Mittel denken müssen, die Lenkung der Maschine von mehr als nur einem Punkte ans zu bewerkstelligen. Auch die Einrichtung der Rettungsboote hat sich als höchst mangelhaft erwiesen; es müßte danach getrachtet werden, wenigstens einige derselben für solche Fälle der Ueber- raschung und Bestürzung ganz segelfcrtig zu halten, also mit Wasser, Lebensmitteln, Kompaß, Decken und Kleidern nebst den nöthigcn Arzneimitteln genügend auszustatten. »Das ist ja ganz einfach und natürlich« — wird man sagen, und dennoch scheint diese Anforderung bis jezt noch nie befriedigt worden zu seyn. Es geht hier wohl auch wie bei einem Brande auf dem Festland, wo unmittelbar nachher die zweckmäßigsten Rathschläge auftauchen, um bald wieder der Vergessenheit anhcimzufallen.
Einst kam ein Mädchen zu einem katholischen Beichtvater. »Ehrwürdiger Vater,« sagte sie, «ich habe einen großen Fehler, ich bin hochmüthig.« — «Hast du Geld mein Kind?« — «Nein!« - »Nun dann gehe nur getrost nach Haus', der Hochmuth wird Dir schon vergeh'«.«
In Erlangen wurde vor einigen Tagen ein armer sslähriger Knabe so mit Stockschlägen behandelt, daß er am andern Tage starb. Es war eine inwendige Ader aufgeschlagen, wodurch er sich nach innen verblutete.
Von Wiener Naturforschern, ist die nicht uninteressante Bemerkung gemacht worden, daß Heuer sehr wenig Fliegen zum Vorschein kommen und auch diese sehr schnell ableben.
Welche Steine stehen am höchsten? — 'SuwjjuaoPA
Was wird daraus, wenn's einem Soldaten in die Säbelscheide regnet? — 'aszjvcusquchA
Neuenbürg.
Fleischpreise vom 5. Juli 1852.
Ochscnfleisch. 10 kr.
Rindfleisch. 8 kr.
Kuhfleisch. 8 kr.
Kalbfleisch. 7 kr.
Hammelfleisch. 6 kr.
Schweinefleisch unabgezogen. 10 kr.
« abgezogen. S kr.
ES werden aber die hiesigen Mczgermeister angewiesen , gutes Fleisch zu liefern und insbesondere die Vorschriften bezüglich des Schlichtens zeitiger Milchkälbcr zu beobachten.
-- Stadt-Schuldheiß Meeh.
Redaktion, Druck und Verlag der M e eh'scheu Buchdrucker« in Neuenbürg.