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Ein New-Iorker Blatt warnt insbesondere die deutschen Einwanderer davor, Zeit und Geld in New- Zork zu vergeuden. Bleiben sie sagt dies Blatt in der überfüllten Hauptstadt, wo cs mehr Arbeiter als Arbeit gibt, wo Lebensmittel aller Art, Miethe, Kleidung und Alles im Verhältnis theuer ist, so ist Elend ihr Theil und das Armenhaus winkt ihnen. Auf das Land, nach dem Westen hin, dorthin sollen sic ziehen, überall finden sie Arbeit. In dem ersten besten Zeitungsblatt finden sich Anzeigen in Masse, wo Ar­beiter gesucht werden, Feldarbeiter auf Pachtungen, Arbeiter für Eisenbahnen und Kanäle, und guter Lohn dazu. Zu viel Deutsche bleiben zu New-Ijork zu Hun­derten in schmuzigcn Wohnungen zusammen, wo beim Eintreten der heißen Jahrszeit der Herd für Fieber und Seuchen ist. Arbeitsam wie der Deutsche ist, kann er in den Weststaaten gut vorankommen, denn solche Leute braucht man dort, und für alle ist Raum genug.

Der evangelische Oberkirchcnrath in Berlin nimmt sich seiner hirtenlosen Glaubensgenossen in Schlesien, Posen, Westpreußen und am Rhein wacker an. So­bald die erforderlichen Geldmittel verwilligt seyn wer­den, sollen in Schlesien 30, in Posen 24, in Westpreu­ßen 30, in der Rheinprovinz 20 und in Westphalen 10 neue Kirchspiele gegründet und die erforderliche Anzahl Pfarrer angestellt werden.

So voll war die kleine katholische Kirche in Nürn­berg lange nicht gewesen, wie am Frohnleichnamsfest. Eine freundliche Bürgersfrau hatte eben noch einen knappen Ecksiz gefunden, als eine vornehme, schöne Dame herantrat und sich neben sie stellte. Die Bür­gersfrau stand auf und bot ihren Plaz an. "Ich danke,-- lächelte die Dame, »aber singen will ich mit Ihnen." So sangen sie aus einem Gesangbuche, und mit so voller Stimme und Seele hatte die Nürnber- gerin noch nicht singen hören und alle die Andern auch nicht, denn Alle wurden aufmerksam und erbauten sich an der schönen, frommen Stimme. "Sie singen wie die Sontag, die morgen kommt," meinte die Bür­gersfrau zum Abschied, als sie das Gesangbuch zurück­erhielt. »Wenn ich's nun selbst wäre, liebe Frau?» Und sie war's, und so große Freude der Nürnbergerin das Freibillet und das Konzert selber machte, die fromme Sängerin in der Kirche war ihr doch noch lieber.

(Ein weiblicher Prediger.) In Boston predigt jezt eine Jungfrau Antoinette Brown in der presbyterianischen Kirche und verrichtet den regelmäßig gen Kirchendienst. Fräul. Brown hat in Oberlpn ftu. dirt, ist 21 Jahre alt und soll sehr hübsch fepn. Weib­liche Aerzte hatten wir bereits längst in Nordamerika-

In der Nähe von Blois wurde vor kurzem ein junger Mann von einer Viper gestochen. Kaum erfährt dies der Ortspfarrer, als er hineilt, aber ohne alle Heilmittel, ohne Arzt was war zu thun, um den Unglücklichen zu retten? Schnelle Hülfe nur konnte ihn dem Tode entreißen. Der Priester faßt den Ent­schluß, die Wunde zu erweitern und auszusaugen.

Troz der Gefahr, die für ihn selbst mit dieser Opera­tion verbunden, führt der edle Geistliche sie aus, saugt anderthalb Glas voll Blut aus der Wunde und auch das Gift; denn als bald darauf ein Arzt herbeikommt, erklärt dieser den Gebissenen durch den menschenfreund­lichen Muth des Priesters gerettet.

Wie der Deutsche Michel Geographie studirt.

John Bull: Sag mir, guter Michel, was weißt Du von den Gränzen des Staatenbundes Deutschland ?

Michel: Deutschland hat in diesem Punkte die auf­fallendste Aehnlichkeit mit England.

John Bull: So! Wie kannst Du dies beweisen?

Michel: England hat Besizungen in Europa, Asien, Afrika, Amerika und Australien, wo ein englisches Land oder Meer aufhört, fängt ein anderes an; mit einem Wort: England gränzt an allen Seiten an sich selbst.

John Bull: Gut! Aber ist denn dies auch bei Deutschland der Fall?

Michel: Allerdings; denn die Staaten des deut­schen Bundes gränzen nach Westen an dir deutschen Niederlande und das deutsche Elsaß ; gegen Süden an die deutsche Schweiz; gegen Osten an die deutsche Provinz Preußen und die deutschen Ostseeprovinzen Rußlands; gegen Norden endlich an das deutsche Schleswig-Holstein Dänemarks mit einem Worte: Deutschland gränzt überall an sich selbst. (Leuchtkugeln.)

Vermuthliche Witterung im Juli.

Im Allgemeinen erwarte man einen warmen bis heißen Juli, der aber dabei öfter Regen und Gewitter bringt,; doch mit mäßiger Regenmenge, dabei eine ziemliche Anzahl heißer Tage; W-8Winde im Mittel, mittleres Barometer höher als gewöhnlich. Die Wit­terung gehört demnach zu den sehr fruchtbaren, und ist nur da und dort schädlich. Ausgezeichnete Cometen- jahre haben solches Wetter gehabt; indem ich so sage, verwahre ich mich gegen Mißdeutung.

Im Besondern: Regen und Gewitter vom 1. bis 3.; dann Wärme zunehmend bis heiß vom 4. bis 7.; leicht Regen, dabei kühler vom 8. bis 11.; dann tro­cken, warm bis heiß vom 12. bis 19.; dazwischen Ge­witter und Abkühlung am 16., 17.; Regen, Gewitter, mit Abkühlung vom 19- bis 21.; trocken, zunehmend wärmer und heiß vom 22. bis 29., gewitterhaft am 28. und 30.; also erst im lezten Drittel beständiger hell, trocken und heiß.

(Prof. Stieffel's Zeus.)

Neuenbürg.

Fruchtmarkl-Ergebnijse der lebten 4 Wochen.

Verkauft wurden in dieser Zeit je auf 1 Woche:

a. 35 Scheffel Kernen zu 662 fl. 9 kr.

b. 33 » » » 614 fl. 30 kr.

66 » » » 1220 fl. 33 kr.

ck. 58 » » » 1091 fl. 45 kr.

und waren die Mittelpreise für 1 Scheffel Kernen: a.l8fl> 55kr., b. 18 fl. 39 kr., o. 18 fl. 29kr., ä.18fl.49kr.

Ausgestellt somit unverkauft blieben bei a. 13 Schfl., b. 18 Schfl., o- 14 Schfl., ä. 14 Schfl.

Vrodpreise

vom 5. Juni 1852 :

4 Pfund Kerncnbrod, weiß und gut gebacken 16 kr.

1 Kreuzerwecken 5Vs Loth.

Stadtschuldheiß Meeh.

Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.