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O e ft r e i ch.

Wie man vernimmt, ist der Vertrag zwi­schen Oestreich und dem Kirchenstaate wegen Vergütung der Kosten für Besezung einiger Ne­gationen durch kaiserliche Truppen definitiv ab­geschlossen. Oestreich erhält eine jährliche Ent­schädigung von 500,000 C.-M.

Zwischen Wien und Paris herrscht fort­während das beste Einverständniß; unser Cabi­net hat bereits den Präsidenten durch Herrn v. Hübner beglückwünschen lassen, und Ludwig Napoleon hat wiederholt durch Herrn de la Cour die Versicherung geben lassen, die Politik des Friedens zu verfolgen und nach Innen Ruhe und Ordnung zu erhalten.

Der Finanzminister v. Krauß ist durch Hrn. v. Baumgartner ersezt, der zugleich die Leitung des Handelödepartements behält. Ein am 1. erschienenes kaiserliches Patent erklärt die März­verfassung und die damals verkündeten Grund­rechte für aufgehoben. Die Hauptgrundzüge für den künftigen Staatsorganismus sind: Reform der Gemeindeverfaffung in konservati­vem Sinne, Beseitigung der Schwurgerichte mit Beibehaltung des Anklageprozesses und der Mündlichkeit, Erleichterung der Errichtung von Majoraten und Fideikommissen und berathende Ausschüsse neben den Kreisbehörden und Statt- haltereien. Das Deficit für das Jahr 1852 wird noch auf 50 Mill. fl. angegeben.

Ausland.

Großbritannien.

Der unterseeische Telegraph macht so glän­zende Geschäfte, daß man die Interessen bereits jezt schon auf 12°/, jährlich für die Aktionäre schäzt.

England schickt eine Dampffregatte an die Küste von Westafrika, zur Station des Kap, um dem Sklavenhandel vollends den Garaus zu machen.

Belgien.

Aus Brüssel wird berichtet, daß die bel­gische Regierung ein Promemoria, betreffend die Forderung Frankreichs wegen Erstattung der Kriegskosten vom Jahre 1832, hat abfaffen lassen, das sämmtlichen Regierungen überreicht werden, und in welchem das Unbegründete der franzö­sischen Forderung nachgewiesen werden soll. Der Kern des Promemorias ist die Behauptung, daß die ganze Expedition damals nicht zu Gunsten Belgiens, sondern um des europäischen Friedens willen von Frankreich unternommen worden wäre.

(N.Pr.Z.)

Frankreich.

Paris, 30. Dez. Hr. v. Persigny hat die Sendung erhalten, von der Regierung Bel­giens die Entfernung deö Herrn Thiers und anderer Volksvertreter, ferner die Zahlung der 70 Millionen Kriegskosten zu verlangen, welche der französische Feldzug von 1830 verursacht hat.

(A.Z.)

Paris, 1. Jan. Die officielle Bekannt­machung über das Resultat der Abstimmung ist!

erfolgt, und es stellt sich dasselbe folgender Maßen: Die Zahl der Abstimmenden betrug 8,116,773; darunter haben mit Ja gestimmt 7,439,216; mit Nein stimmten 640,737; als unregelmäßig wurden vernichtet 36,820 Zettel. Dieses Resultat wurde gestern Abend um 8*/, Uhr von der berathenden Kommission in das Elpsee gebracht, wo sie von dem Präsidenten ver Republik, umgeben von seinen Ministern und Adjutanten, in Empfang genommen wurde. Ein Theil der Abstimmung aus Algerien, nämlich aus dem Arrondissement Oran, ist nun­mehr auch bekannt. Das Verhältniß stellt sich dort weit nicht so günstig, wie in Frankreich, heraus, indem hier 1001 bejahenden Stimmen 858 gegenüber stehen. In der Hauptsache än­dert dies natürlich nichts, aber man erkennt doch daraus die in Algerien herrschende Stim­mung. Nach demMoniteur" sind auf den Fahnen die Adler wieder hergestellt. (St.Anz.)

Paris, 1. Jan. Heute Morgen um 11'/^ Uhr verließ der Präsident der Republik das Elpsee und begab sich über die elyseeischen Fel­der, den Konkordienplaz und die Quais nach dem Liebfrauen-Dom, um dem dort stattfinden­den Tedeum beizuwohnen. Nach Beendigung des Teveums begab sich der präsidentschaftliche Zug den nämlichen Weg zurück nach den Tui- lerten, wo er seinen Einzug durch den Triumph­bogen, dem Haupteingang des Palastes, hielt. Der Palast der Tuilerien ist offiziell zur Woh­nung deö Präsidenten Louis Napoleon erklärt.

DasPaps« veröffentlicht heute einige interessante Mittheilungen über die Gefangenen von Ham- Im Fort vom Ham befinden sich seit der Freigebung des Generals Cavaignac noch die Generale Changarnier, Bedeau, Lamoriciere, Leflo, Obrist Charras und Hr. Bazc- Sie speisen zusammen und werden von Unter­offizieren bedient, welchen es zur Pflicht gemacht ist, die Gefangenen mit der größten Rücksicht zu behandeln. Die Damen Lamoriciere, Leflo und Baze theilen frei­willig die Gefangenschaft ihrer Gatten. Der kalte und spöttische Stoicismus des Generals Changarnier sticht seltsam ab gegen die sprudelnde Lebhaftigkeit des Ob­risten Charras; General Lamoriciere bewahrt auch in seiner Haft den unerschütterlichen Gleichmuth und die Energie des Charakters, die ihn während seiner öffent­lichen Laufbahn so sehr auszeichneten; er spricht mehr in Marimen, als in fließender Rede, und es ist schwer, die geheimen Gedanken zu errathen, welche dieses ernste und stets sinnende Haupt bewegen; mit großer Resig­nation erkennt er die volle Bedeutsamkeit der Staats­umwälzung vom 2. Dez. an; er verwahrt sich mit Entschiedenheit dagegen, daß er sich zu irgend einer Zeit und irgend wie in eine Verschwörung eingelassen habe, und erwartet mit größter Ruhe und Entscheidung seines Looses. Obrist Charras äußert sich oft mit hef- ttger Bitterkeit über die Rolle, welche in der lezten Zeit der Nationalversammlung die republikanische Op­position gespielt; er erkennt den großen Fehler an, den die republikanische Partei dadurch begangen, daß sie sich mir dem Socialismus verbündete, dessen Nie­derlage durch eine unwiderstehliche Reaktionsbewegung auch den Sturz der Republik selbst herbeiführen mußte. Hr. Baze ist außerordentlich niedergeschlagen; er be­fürchtet, daß die Aktenstücke, die man in seiner Woh­nung gefunden, ihn kompromittirter erscheinen lassen möchten, als alle übrigen, und der Gedanke, daß er ! des Landes verwiesen werden könne, erfüllt ihn mit