selbst als sie sich einmal umsah, that ich so gleichgültig, als bemerke ich sie gar nicht. Ich war ordentlich bitter geworden.

Ohne daß ich es gewahrte, waren wir auf dem nicht sehr steilen Wege schon eine bedeutende Strecke aufwärts gegangen, als Amalie plözlich stehen blieb, und, wie mir schien, mit einem Blick auf mich, aus­rief: --Ach, welch ein schönes Glöckchen!-- Schon halte auch ich das Blümchen entdeckt, das aus der Nize eines vorspringcndcn Felsens aufgeblüht war. Schnell klimmte ich auf einem kurzen Umwege zu dem Felsen empor, legte mich der Länge nach auf denselben hin, und streckte mich so weit hinab, bis ich das Blümchen in der Hand hielt. Amalie stieß einen lauten Schrei aus, und der Pfarrer rief mrr im Tone der Besorgniß zu:Bleiben Sie zurück!-- Aber noch hatte er die Worte nicht völlig ausgesprochen, als ich schon wieder auf dem Felsen stand, in der Hand das schöne Glöckchen. Amalie war völlig blaß geworden, und als ich ihr stumm und ziemlich steif das Blümchen darreichte, sagte sie mit sichtbarer Bewegung:Ich danke Ihnen, Unbesonne­ner!-- Um Alles in der Welt hätt' ich jezt nicht die in mir aufsteigenden Worte:Den Dank, Dame, begehr' ich nicht!-- Hervorbringen können, wenn ich mich auch wirklich dazu entschlossen gehabt hätte. Stumm ver­beugte ich mich und trat wieder zurück zu den Eltern und dem Pfarrer.

Mit einem verweisenden Lächeln und erhobenem Zeigefinger sagte der Geistliche:Junger Mann, sehen Sie vorsichtiger! Man hat Beispiele, daß dergleichen Waghalsereien einen schlimmen Ausgang nahmen.--

Das weibliche Geschlecht,-- sagte der Hofrath, hat eben seine Lüsternheit nach allem Verbotenen von seiner Stammmutter her, und die Männer sind stets thöricht genug, ihm zu willfahren, selbst wenn der Verlust des Paradieses darauf stünvc.--

Jch wollte mich durch die Gefahrlosigkeit meines Unternehmens rechtfertigen, aber der Pfar-er fiel mir wieder in's Wort:Ich kenne das wohl!-- Wenn eS der Gesellschaft nicht unangenehm ist, so wollen wir «ns unter jenem großen Ahorn niedcrlaffen, und ich will ein Geschichtchcn erzählen, das Sie in diesem Augenblick anziehen dürfte. Eine kleine Ruhe dürfte ohnehin nicht schaden.--

(Fortsezung folgt.)

Ursprung des Spiegels.

Eine russische Sage.

Ein Mönch saß in seiner Zelle und laß die heilige Schrift. Als er an die Worte kam:Bittet, so wird euch gegeben, fing er an zu zweifeln, und es stieg der Wunsch in ihm auf, die Wahrheit jener Ver­heißung zu prüfen. Er ging also zum Könige und bat um die Hand seiner Tochter. Der König wunderte sich gar sehr über ein solches Begehren und sagte es seiner Tochter, die darüber eben so sehr in Verwunderung gerieth; die Höflinge verspotteten den Mönch. Nach vieler Ueberlegenheit sprach endlich die Prinzessin: Diese Bitte ist so unerhört, daß der Mönch auch etwas Unerhörtes vollbringen muß, um meine Hand zu erlangen; er schaffe mir ein Ding, in dem ich mich

ganz von Kopf bis zu Fuß beschauen kann « lieber dieses Verlangen gerieth nun der Mönch seinerseits in Bestürzung und große Betrübniß, denn damals war die Erfindung des Spiegels noch nicht gemacht worden.

Er begab sich aber dennoch auf die Wanderung, um das Begehrte zu suchen, und durchstrich Wälder und Fluren, Städte und Dörfer, aber nirgends war es anzutreffen. Eines Tages kam er im Walde an eine leere Einsiedelei und ging hinein; da hörte er ein dumpfes Wehklagen und eine Stimme ließ sich also vernehmen: »Ehrwürdiger Vater! erbarme dich über meine Leiden. Schon seit Jahren bin ich von dem Einsiedler, der hier sonst wohnte, in ein Waschbecken eingeschlossen. Befreie mich aus meinem Kerker, und ich will dir gern einen Gegendienst erweisen. Der Mönch, welcher an nichts anders dachte, als wie er zum Besiz der schönen Prinzessin gelangen möge, trug dem gefangenen Dämon (denn wer hat nicht schon errathen, daß der Klagende nur ein böser Geist seyn konnte?) seinen Wunsch vor, dessen Erfüllung der Dämon auch sogleich gelobte. Nun hob der Mönch das Kreuz vom Waschbecken und befreite den Geist. Dieser hielt auch wirklich sein Versprechen, und schaffte einen Spiegel herbei. Ein solches Ding schien dem Mönch über die Maßen wunderbar, und voll der an­genehmsten Hoffnung eilt er damit zum Könige. Doch wie jezt leine Wünsche in Erfüllung gehen sollten, be­fiel den Mönch plözlich eine bittere Neue, an der Ver­heißung der heiligen Schrift gezwcifclt zu haben. Darum entsagte er der Königstochter und zog in die Wüste, um seine Sünden abzubüßen. Weil nun der Spiegel dem Mönch durch einen bösen Geist gegeben war, so beschauen sich die Altgläubigen der russischen Kirche (die Naskolniken) nie darin, und dulden bis auf den heutigen Tag keine Spiegel in ihren Häusern. Die Aufgeklärteren des schönen Geschlechts unter den RaS- kolniken bedienen sich aber bei vorkommenden Gelegen­heiten ohne Furcht des Spiegels, wohl wissend, daß vor dem Zauber weiblicher Reize jeder andere Zauber schwinden müsse.

Neuenbürg.

Fruchimarkt-Ergebniffe der legten 4 Woche.«

Verkauft wurden in dieser Zeit je auf 1 Woche:

a, . 72 Scheffel Kernen zu 1351 fl. 44 kr.

b. 39 729 fl. 44 kr.

v. 65 1175 fl. 36 kr.

ck. 31 555 fl. 30 kr.

und waren die Mittelpreise für l Scheffel Kernen: a,.l8fl- 46kr., b. 18 fl-42 kr., v.I8fl. 5 kr., ü. 17 fl. 55 kr.

Ausgestellt somit unverkauft blieben bei s>. Schfl., b- 40 Schfl-, v. 33 Schfl., ä. Schfl.

Nrodpreise

vom 20. Dezember 185 t:

4 Pfund Kernenbrod, weiß und gut gebacken 15 kr. 1 Kreuzerwecken 5V» Loth.

Stadtschuldheiß M e e h.

Belannlinachungen und Anzeigen, deren Veröffentlichung durch den am Mittwoch den 7. erscheinenden Enzthäler gewünscht wird, wellen wo möglich, schon am nächsten Montag gefälligst -.ingesendet werden.

Redaktion, Druck und Verlag der M e eh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.