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Oberrechnungskammer (600 ff.) und dir Post- haltrrei Biberach.

Baden.

Karlsruhe, 26. Dez. Durch allerhöchste Ordre des Großherzogs lst Markgraf Marimi- lian von Baden zum Kommaiidüeiiden des gr. Armeekorps ernannt worden.

Preußen.

Berlin, 27. Dez. Aus Brüssel und Paris ist die wichtige Nachricht eingetroffen, daß der Präsident der französischen Republik Ansprüche erhebe in Betreff der Eutichädigungsforderungen Frankreichs an Belgien wegen der «», Jahr 1832 geleisteten militärischen Hülfe. Er gehe dabei von der Ansicht aus, Ludwig Philipp habe aus familic»-'politischen Rücksichten das Interesse Frankreichs hiebei unverantwortlicher Weise ausser Augen gelassen, weßhalb die Entschädigung nach­träglich einznfordcrir sep. Bestätig! sich diese Nachricht, so wäre hierin die erste Aeußeruug der napoleonischen auswärtigen Politik gelegen, die deshalb hier nicht geringes Aussehen gemacht hat.

O e st r e i ch.

Lezthin gr'eng von Triest der Fregattenkapi­tän Graf H. nach Konstantinopel ab, um ,m Aufträge unserer Negierung mehrere Kriege­dampfschiffe der türkischen Flotte zu anzukausen Wie wir vernehmen, ist die Summe von einer Million 200,000 fl. C-M. für diesen Zweck be­stimmt worden.

Ausland.

Großbritannien.

DieTimes" bekämpft die Ansicht, als würde durch PalmerstonS Rücktritt die Dauer­haftigkeit der Whigverwaltung gefährdet.

Frankreich.

In der Kirche Netre-Dame werden glän­zende Vorbereitungen für ein Tedeum getroffen, durch welches der Erfolg gefeiert werden soll, welchen der Prinz-Präsident bei seinem Unter­nehmen und bei der Volksabstimmung gehabt hat. Sein Oheim hatte im Jahre 1804 in der­selben Kirche eine großartige Feier wegen seiner Befestigung im Gesize der Gewalt veranstaltet.

Schweiz.

Bern, 19. Dez. Einem Briefe aus Paris entnehmen wir, daß die Gesandten und Ge­schäftsträger der fremden Staaten den Prinz- Präsidenten besucht und die Anerkennung des Geschehenen durch ihre Regierungen erklärt haben, daß aber die Gesandten von Nordamerika und der Schweiz sich eines solchen Besuches enthalten.

Rußland.

Einzelne Berichte in deutschen Zeitungen über Truppenbewegungen in Rußland und Polen sind nach einem Schreiben aus Ka lisch im C.Bl.a.B." gänzlich unbegründet. Die ganze aktive Armee wird für den Winter die bezoge­nen und schon früher angedeuteten Stellungen innehaben» und es kommen nur unbedeutende Quartierwechsel vor. Die Positionen der russi­

schen Armee sind von der Art, daß in kurzer Zerr hinlängliche Streilkräfie entwickelt werden können, ohne aus weiter Ferne Truppen herbei- ziehen zu müssen.

Miszellen.

Die Alpenrose.

Aus der Mappe eines Touristen.

Es war schon tief in den Nachmittag hinein, und noch saßen wir fest an dem Tische unseres gastfreund­lichen Pfarrers. Wir schwazten bei der Flasche viel von vergangenen Freuden und Mühen unserer Reise und von den Genusten, welche der Verfolg derselbe» uns noch bieten würve. Eben war der Assessor lebhaft in der Schilderung des Gewitters begriffen, das uns auf dem Rigi überrascht und durch seine Großartigkeit auf uns Alle einen so tiefen Eindruck gemacht hatte. Da stand Amalie leise vom Tische auf und trat an'S Fenster. Mein Blick folgte ihr, und da sie schon ge­raume Zeit still und in sich gekehrt dagesessen und an dem allgemeinen Gespräche keinen Anlheil genommen: so wollte mich die Unruhe kaum langer stzen lassen. Einige Augenblicke kampste zwar in mir der Wunsch, die Ursache lhreS Trübsinnes zu kennen, mit der Be- sorgniß, durch meine Zudringlichkeit die Grenze deS Anstandes zu überschreiten und sie gegen mich aufjll- bringen, doch bepielt r>ie Reugierve die Oberhand.

..Warum heute so still unv sinnig, Amalie?« fragte ich, zu ihr au's Fenster tretend. Sie hatte mich anfangs nicht bemerkt, ihr Blick war unverwandt hin­auf zum blauen Himmel gerichtet. Auf meine Frage wendete sie sich rasch gegen mich und sagte mit ihrer gewöhnlichen Muntert, ir: .-Wurden Sie wohl noch einen Spaziergang mitmachen?«

"Wenn Sie mich miinehmen, o ja!« antwortete ich, in ihren Ton einsümmend.

«So ermuntern Sie die Gesellschaft dazu.«

Sogleich wollte ich diesen Auftrag vollziehen und den Assessor in dem Flusse seiner Rede stören, aber schnell hielt sie mich wieder zurück, und warf flüchtig die Worte hin: »Doch, bleiben Sie, ich will es selbst thun.« Ich war betroffen, selbst etwas verlezt. Amalie schlug dem Assessor leicht aus die Schulter, und sagte ihm halbleise in's Ohr: »Brechen Sie ab, wir wollen noch ein wenig ausfliegen. Du gehst doch auch mit, Mütterchen ? Sie nicht auch, lieber Herr Pfarrer?«

»Wohin denn sezt?» rief der Vater. »Wartet doch bis gegen Abend, dann wollen wir in der Kühl» das Thal hinaufgehen »

»Wenn ich mitstimmen dürfte,« cntgegnete ihm der Pfarrer, »so würbe ich mich zu Amaliens Partie schlagen. Ganz gemächlich könnten wir noch vor Son­nenuntergang die unterste Alme erreichen, wo die Fernsicht wohl die Mühe des Ganges lohnen möchte.«

Der Vorschlag wurde angenommen.

Schon vorhin hatte Amalie meine Empfindlichkeit gereizt, sezt machte sie mich fast eifersüchtig. Vielleicht wollte sie das. Vor der Thüre des Pfarrhofes gab sie schnell dem Assessor den Arm, und verwies mich da­durch zu ihren Eltern und dem Pfarrherrn. Ich nä­herte mich ihr aber auch nicht ein einziges Mal, und