282
nicht zauderte. Voll Freude, die drückende Einsamkeit unterbrochen zu sehen, begrüßte er die Gräfin aufs Höflichste und erwartete, von ihr nicht minder zuvorkommend empfangen zu werden, ein willkommener Befreier aus langwieriger Haft. Darin fedoch irrte er wiederum, wie denn überhaupt alle Begegnisfe dieses wunderlichen Tages jeglicher Vorausberechnung spotten zu wollen schienen. Statt ihn willkommen zu heißen, wie er allen Ernstes gemeint, empfing ihn die Gräfin mit einer Fluth von Schmähreden, nannte ihn den feigen Mörder ihres alten Freundes Liebenau, einen Elenden, welchen für das begangene schmähliche Bubenstück die irdische Gerechtigkeit erreichen, die ewige Strafe nicht schonen und die Nachwelt brandmarken werde, und übergoß ihn dermaßen mit Schmach und Hohn, daß er, der doch sonst weder Tod noch Teufel scheute, nimmer Stand zu halten vermochte, sondern vor der geläufigen Zunge eines alten Weibes Reißaus nahm, nach dem Ausgang sprengte und vielleicht den Plaz ganz und gar verlassen hätte, war ihm nicht, kaum mehr erkennbar in dem lezten Schimmer der in Nacht verschwimmenden Dämmerung, Puttkammer mit einem Zug Husaren entgegengekommen, um in aller Ordnung von der fo seltsam und unbegreiflich durch vier Reiter eroberten Veste förmlich und regelmäßig im Namen des Königs .von Preußen Best; zu nehmen.
Noch ist hinznzusügen, daß Varneris Kugel den greisen Befehlshaber nicht tödtlich getroffen, sondern nur zwischen Haut und Fleisch gestreift hatte, und der alte Herr den Schrecken noch um einige Jahre überlebte. Die übrigen Offiziere des Schlosses wurden zu Gefangenen gemacht, und die Preußen erbeuteten bei dieser Gelegenheit zwölf Kanonen, mehrere Mörser und Falkonets, nebst einem sehr großen Vorrath von Waffen, Pulver, Kugeln und Lebensmitteln. Auch steht zu vermachen, daß die Folgen dieses denkwürdigen Reiterstückleins dem Gottlieb und seiner Erdmuthe zu gute gekommen find; denn wenn auch nichts ausdrücklich davon erwähnt wird, so wissen wir doch, daß der im Fahr 1828 als ein stcbenzigjährigcr Greis zu Dresden verstorbene Hofrath Johann Georg Tzschirner der zweite Sohn eines Sporers und Riemers zu Pirna war, in welchem wir, aller Wahrscheinlichkeit nach, den besagten Gottlieb wieder erkennen.
Als besondere Denkwürdigkeit dürfte ausdrücklich zum Schluffe noch zu erwähnen sepn, daß Varneris Schuß auf Liebenau der erste war, welcher in dem blutigen und ereignißreichen siebenjährigen Krieg überhaupt gefallen ist.
(Die Fremdenlegion in Algier.) Das bunte Durcheinander aller Sprachen in diesen aus 6 bis 7000 Mann (2 Regimentern) bestehenden Truppen erinnert an den babylonischen Thurmbau. Die Mehrzahl besteht aus Deutschen und man hört das breite Plattdeutsch der Pommern, Mecklenburger, Schleswig-Holsteiner und Hannoveraner, das Verschlucken der Endsilben der Badenser, das Schwäbische, das Alemannische rc. Süddeutsche sind im Allgemeinen zahlreicher als Norddeutsche und besonders Baden, Bayern und Rheinpreußen lieferten viele. Außer der deutschen
Sprache hört man am meisten Französisch, dann Italienisch, Polnisch, Spanisch, Ungarisch, Holländisch, Schwedisch, Dänisch, Russisch, Vlämisch, Arabisch, Griechisch. Eben so verschiedenartig wie das Vaterland, ist der frühere Stand und die Beschäftigung der Legionssoldaten. Söhne der edelsten Geschlechter stehen neben geborenen Vagabunden, frühere Offiziere neben ihren ehemaligen Tambouren, sonstige höhere Beamte, die einmal zu tief in fremde Kassen griffen, neben dem Handwerksburschen, der früher dem gestrengen Herrn nur mit Zittern und Zagen sich zu nahen wagte. Die Mehrzahl der deutschen Soldaten find leichtsinnige Deserteure aus preußischen, badischen und bayerischen Regimentern. In lezter Zeit sind viele politische Flüchtlinge, von der Noth getrieben, eingetreten. Gar Manche dienen da, welche ganz wie die Landsknechte des Mittelalters Jedem ihre Faust verkaufen, der sie bezahlte, und die meisten Kriege schon mitgemacht haben, welche in den lezten 15 bis 20 Jahren in Europa, Asien und Amerika geführt wurden. Feste Gestalten sind dabei, Kerle mit wilden, trozigen Blicke» und vernarbten Gesichtern, dagegen auch Andere mit seinen Händen und zartem Bau, denen man es ansiebt, daß sie in ihrer Jugend zu diesem rauhen Leben nicht gewöhnt worden.
In der Badischen Landeszeitung macht ein Ober- wund- und Hebarzt, I. Heß aus Freiburg, das Resultat seiner Beobachtungen über die KartosfellauS bekannt. Der Mann hat bei seinen dankenswerthcn Forschungen einer fabelhaften Gründlichkeit sich befleißigt; er hat sogar die Eier dieses heillosen Insekts gezählt und herausgebracht, daß ein einziges weibliches Individuum dieser verderblichen Nace vom Juli bis September nicht weniger als »fünftausend neunhundert und vier Millionen und neunmalhunderttausend Nachkommen zurückläßt." Er räth, mit aufgelöster Asche, Gyps und Salz, bei noch stehendem Thau, die Kartoffelpflanzen zu bestreuen, was diesen Läusen den sicheren Tod bringt.
Welche Eier taugen zum Aufbewahren und Brüten?
Ein Ei, in welchem die Blase, die sich am dicken Ende des Ei's befindet, zersprungen ist, taugt nicht dazu. Um nun zu wissen, ob dies geschehen sep, halte man das dicke Ende des Ei's an die Zunge. Ist es kalt und bleibt es lange, so ist die Blase zersprungen und man muß es bald verbrauchen, wenn es nicht gar schon verdorben ist, ist es aber warm oder wird es wenigstens gleich warm, so ist sie nicht gesprungen und das Ei zum Aufbewahren und Brüten gut.
Auflösung -er Räthfel Ln Nro. «7.
1.
Die Donau, welche im Schwarzwald entspringt und im schwarzen Meere mündet.
2 .
Erlau an der Theiß mit 19,000 Ew.
3.
Neckar — Gmünd. Neckargmünd, badische Stadt am Neckar mit 2400 Ew.
Redaktion, Druck und Verlag der M e eh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.