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len zu Steinenberg in den Pensionsstand gnä­digst versezt, und dem Kameralamtsbuchhalter Schäfer in Wiblingen die nachgesuchte Dienst­entlassung gnädigst ertheilt.

Diensterledigungen:

Zwei Kanzleiaffistentenstellen bei der Staats- kaffenverwaltung, die KameralamtSbuchhal- tersstellen in Hall und Wiblingen, eine Buchhaltersstelle bei der Eisenbahnkasse (800 fl.), eine Assistentenstelle bei dem Hauptzollamt in Ulm (615 fl.), das in der ersten Klasse stehende Umgeldskommiffariat Balingen.

Unter dem 29. August wurde der erledigte Schuldienst in Lienzingen, Dek. Knittlingen, dem Schulmeister Pfänder in Schmie und der katholische Schul- und Organistendienst in Fritt- lingen, OA. Spaichingen, dem bisherigen Schul­meister Gregor Zimmerer in Nendingen, AO. Tuttlingen, übertragen.

Ferner wurde dem auf den erledigten katho­lischen Schul- und Organlstendienft in Nendin- gen, OA. Tuttlingen, patronatisch ernannten bisherigen Schulmeister Melchior Schiele in Frittlingen, OA. Spaichingen unterm 29. Aug. die landesherrliche Bestätigung ertheilt und unter dem 22. Aug. der Schulmeister Haler in Eschenbach, Dek. Göppingen, auf sein Ansu­chen von feiner Stelle entlassen.

Erledigt:

der Schuldienst zu Beltersrolh, Dek. Oeh- ringen, (200 fl.)

Gestorben:

den 31. Aug. zu Stuttgart der pensionirte Geh. Rath v. Kapff, Kommenthur des Kronordens, 77 Jahre alt; zu Reutlingen Oberamtmann Wolfer, 51 Jahre alt.

Stuttgart, 3. Sept. Gestern ist ein königlicher Befehl erschienen, durch welchen, um Erscheinungen, wie sie anderwärts vorgekommen sind, bei dem württembergischen Armeekorps vorzubeugen, alle Militärpersonen, mit Aus­nahme des Kriegsministers, von dem Eid auf die Verfassung entbunden werden. Demgemäß war auch in den neuen Fahneneid, den das württembergische Militär heute geschworen hat, die Verpflichtung auf die Landesverfassung nicht ausgenommen. (Würt.Z.)

O e ftr e i ch.

Um dem verderblichen Einflüsse des Brannt­weingenusses auf die socialen Zustände und die Gewerbsthätigkeit Schranken zu sezen, hat die hiesige Handels- und Gewerbekammer die Ver­minderung der Zahl der Branntweinschenken dem k. k. Ministerium angerathen.

Ausland.

Schweiz.

S ch w y z. Den 29. und 30. August hat es tief in die Berge hinab geschneit; der halbe Kanton ist mit Schnee bedeckt. Seit 50 Jahren das erste Mal.

Miszellen.

Ein Neiterstücklein.

(Schluß.)

Dem ungeduldig harrenden Varneri schlich die Zeit mit bleischwerer Trägheit hin. Niemand wollte sich zeigen, außer ein paar einzelnen sächsischen Sol­daten, die er mit leichter Mühe entwaffnete und von dannen jagte, indem er sie, wie früher alle ihre Ka­meraden, bedrohte, sie unter das preußische Kriegs­volk zu stecken, wenn sie sich wieder blicken ließen. Während unten auf der Landstraße Czekuli den Be­richten des Trompeters und Bapars keinen Glauben schenken wollte, beide zurückhielt und die begehrten Leute hinaufzuschicken zögerte, weil er dieselben durch einen Hinterhalt zu verlieren fürchtete, ritt oben der Obristlieutenant hin und Her, bald zu der nach dem Innern führenden Brücke, ohne sich jedoch durch den Thorbogen hindurch zu wagen, bald gegen den äußern Eingang, um nach denen auszuschauen, die er so sehn­lich erwartete, voll bitterlicher Ungeduld und Besorg- niß, aber dennoch jedenfalls fest entschlossen, lieber zu sterben als seine Beute fahren zu lassen. Doch entschloß er sich nach einer ewiglangen Stunde vergeblichen Harrens und Bangens endlich, sich nach dem ersten Schlagbaum zurückzuverfügen; dort fand er den Bur­schen, welcher ihn auf französisch angeredet hatte, und der nun, offenbar von Neugierde getrieben, wieder den Berg heraufkam. Varneri fragte denselben, ob er ein gutes Trinkgeld verdienen wolle, und Gottlieb, dessen Rausch in der Zwischenzeit verflogen war, ent- gegnete, er begehre nach keinem Trinkgeld, doch sep er gern erbötig, dem Herrn Offizier einen Gefallen zu thun, wenn dieser ihm hernach erlauben wolle, wieder in die Festung zu kommen. Zugestanden, betheuerte Varneri, zog die Schreibtafel hervor, schrieb flüchtig einige Zeilen an Puttkammer und trug dem Burschen auf, das Brieflein zu bestellen und sich als Führer in die Burg anzubieten.

Gottlieb verhieß, alles getreulich zu vollführen, und der Held des Zufalls wandte sich wiederum dem Schauplaz seiner Thaten zu, um der gespenstigen Ein­samkeit auf's Neue troz zu bieten, obschon er lieber sich mit zwanzig Feinden herumgeschlagcn hätte- Sorg­sam untersuchte er nochmals die Wachstube des ersten Thores und die ganze Klcngelsburg; Alles war öd und still; auch von der Wohnung des verwundeten Befehlshabers her ließ sich kein Laut vernehmen; wahr­scheinlich war der alte Mann schon todt und seine Diener sammt den übrigen Jusaßen der Veste hatten sich furchtsam verkrochen. Indessen neigte sich der Tag dem Ende zu, der einsame Reiter dehnte nach und nach seine Forschungen bis über die innere Brücke Hin aus, wagte sich durch das Thor, das sich auch ohne Hülfe menschlicher Hände und Waffen allein schon durch die Schauer seiner Einsamkeit zu - verteidigen schien, und gelangte, ehe er sich dessen recht versehen, zum Johannisthurm, auf dessen Schwelle endlich ein mensch­liches Wesen sich blicken ließ, eine hochbejahrte Dame, in welcher der Fremdling, der Beschreibung des Sol­daten nach, die Gefangene von Stolpen zu erkennen