des Hauses geworden war. Je anscheinend glücklicher seine Verhältnisse sich gestalteten, desto umwölkter und düsterer wurde sein Sinn. Früher hatte man ihn oft auf den Tanzböden der Stadt gesehen, wo er unter den Frohen der Froheste war, nun ließ er sich schon lange nicht mehr dort blicken. Geschah es dennoch einmal, so saß er allein und abgesondert; die frische, lustige Bewegung um ihn her weckte ihn nicht aus seinen Träumereien. Der alte Schloffermeister, den man hierauf aufmerksam machte, entgegnete schmunzelnd: »Ich weiß schon; daran ist die Liebe Schuld. Fragt meine Tochter Eva, ob sie's nicht eben so macht.»
Aber der Alte, wenn er auch vor den Leuten so sprach, war in seinem Herzen doch um den Jüngling, den er liebte, ernstlich bekümmert. Einst, als sie zusammen Abends von einem kleinen Gelage nach Hause gingen und eben einen einsamen Plaz überschritten, blieb er stehen, und die Hand auf die Schulter des Jünglings legend, rief er: »Was ist's nur, Andreas? warum bist du seit Jahr und Tag so gar still und einsilbig? Drückt dich ein Kummer? Ist dir etwas an uns oder unfern Verhältnissen nicht recht? hast du daheim etwas Liebes, was dich heimlich zurnckruft? Sprich, mein Sohn.» — »Theurer Vater,« entgegnete Andreas, »von alle dem drückt nichts meine Seele. Glaubt mir, ich fühle mich glücklich und völlig zufrieden mit meinem Schicksal."
Ars ließ jezt von weitern Fragen ab, doch während sie Beide so zusammen weiter gingen, richtete der alte Meister seine Blicke forschend auf des Jünglings Gestalt, und endlich rief er: »Andreas, wie kommt's, daß deine eine Schulter so viel niedriger ist als die andere? Als du zu uns kamst, warst du gerade, fest und schlank wie die Tanne in unfern Wäldern." — Diese plözliche Frage machte, daß der junge Mann wie mit Blut übergossen wurde; er war so verwirrt, daß er nur unzusammenhängende flüchtige Worte stammeln konnte. Der Alte bemerkte dies wohl, doch that er nicht, als legte er groß Gewicht auf diesen Umstand; im Innern dachte er aber: »Was mag es sehn, daß seine Schulter schief ist und seine Seele so umflort und düster? Dieses Geheimnis muß ich enträth- seln." — Aber er vermochte nichts zu erforschen und nach und nach vergingen ihm Argwohn und Bekümmerniß. Er gab seine Einwilligung, als Andreas um Eva anhielt, und er geleitete das Brautpaar in das unheimliche Haus hinüber.
(Fortsezung folgt.)
Die Pariser Feilenhauer.
(Ans dem Vereinsblatt für deutsche Arbeit.)
(Schluß.) ^
DaS Direktorium der Gesellschaft besteht aus sieben von der Generalversammlung gewählten Mitgliedern, die von Jahr zu Jahr zur Hälfte ausscheiden und ergänzt werdet;. Das Direktorium beschließt über An- und Verkauf, Ucbcrnahme von Aufträgen, Miethe, Anstellung des Buchhalters, des Kassiers und der Hülfs- arbeiter; es schlägt der Versammlung den Geranten vor, der die Handelsabschlüsse unterzeichnet und überhaupt die eigentliche Exekutive repräscntirt. Er wird ^
auf unbestimmte Zeit erwählt, ist also zu jeder Zeit absezbar; bis jezt aber hat in diesem Amte kein Personenwechsel stattgefundcn. Die Gesillichaft nimmt auch junge Arbeiter in die Lehre läßt sich aber kein Lehrgeld zahlen. Der Lehrling erhält hingegen schon im zweiten Jahre den halben, im dritten Jahre V., Arbeitslohn und es wird außerdem für sein Gnthaben eine Dividende zur Masse geschlagen. Kranke erhalten täglich 1 Fr. 50 Cent. Krankengeld.
Das sind die Grundzüge der Gesellschaft der Pariser Feilenhauer, die außer dem erwähnten Hauptcomptoir noch ein Filialcomptoir errichtet hat, und sich nächstens auf vier große Werkstätten ausdehnen wird. Sie zahlt gegenwärtig 1800 Fr. Miethe, 200 Fr. Steuern und über 40,000 Fr. Löhne jährlich. Der Umsaz in diesem Geschäft beträgt in diesem Jahre 60,000 Fr., der Reingewinn 14 — 15 Prct. Einen neuen Aufschwung scheint das Geschäft durch das uncigenuüzige Anerbieten eines französischen Gelehrten nehmen zu sollen, der der Gesellschaft eine in England und Frankreich patentirte wichtige Erfindung mitgetheilt hat. Zur Ausbeutung derselben haben die Arbeiter ein neues Anlchen von 50,000 Fr. zu 5 Prct. erhalten.
„WaS uns — sagt ein Pariser Tagblatt — an dieser arbeitsamen Familie besonders überrascht hat, ist ihre scharfsinnige kaufmännische Verwaltung." — Nicht minder rühmlich ist wohl die strenge Disciplin, welche sich diese Arbeiter selbst auferlegt haben. ES herrscht die beste Ordnung in ihren Werkstätten, wo Schlägerei und Unmäßigkeit unerhörte Dinge aber mit scharfen Strafen bedroht sind. Darum stellt sich auch diejenige Macht, welcher nur der verblendete Arbeiter den Krieg erklären zu müssen meint, das Kapital, solchen Bestrebungen mit Vertrauen zur Verfügung. Das ist eine erquickliche und bedeutungsvolle Erscheinung in unserer unerquicklichen Zeit- Da ist das alkranselüs- semont intelleetnel et eivigae ües ti's,vailwui'kq wie der Franzose sagt, faktisch eingetreten und der Grund zu einem neuen Bündniß gelegt, das über die sozialen Probleme den Sieg davon tragen wird. Vom geistigen Kapital aber muß man erwarten, daß es auch vom Feinde zu lernen verstehe. Der Dorn im Riehl'schen Auge, „der feine Mann,» darf uns nicht blind machen gegen die gesunden Keime im gesellschaftlichen erschütterten Organismus. In der Stadt der Atome begrüßen wir einen solchen Keim. Zwilchen der Schncioer- gesellenherberge zu Frankfurt am Main und der Fei- lenhauerwerkstatt in der der kassaxe äe I-r nurrmite liegt ein großes Stück Geschichte. — Die Pariser Feilenhauer sind es werth, daß ihnen ihre deutschen Genossen ein wohlgemeintes Glückauf bringen.
Gold- 8 Silber-Course. Frankfurt, 1. Februar 1851.
fl.
kr.
Pistolen ........
9
29-30
Preußische Friedrichsdo'r . .
9
55-56
Holländische 10 fl. Stücke . .
9
39-40
Nand-Dnkaten......
5
29-30
20-Franksstücke ......
9
22-23
Englische Sonverains . . .
1l
39-40
Preußische Thaler. ....
45-Vs
Preußische Kassenscheine . .
1
45 V«-'/»
5-Frankenthaler .....
2
20V--V»
Hochhaltig Silber ....
24
26-28
(Mit einer Beilage von der Flammersschen Buchhandlung in Pforzheim; den Prospekt des Pariser Da - menkleidermagazins enthaltend.)
Redaktion, Druck und Verlag der M e e h'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.