sein Kind scheiden sicht, um es in weiter Ferne von ihm unbekannten Offizieren unbekannt wie? zum Soldaten ausbilden lassen zu müssen; zugleich weißt man darauf hin, welche Gefühle sich des Rekruten bemcistern werden, wenn er aus der in der Heimath gewohnten reicheren Lebensweise heransgerissen wird, um in dem ärmeren Norden uotbdürnia zu leben.

(F.J.-

Desreei ch.

Wien, 22. Dezember. Es wird behauptet, der Kaiser habe ein eigenhändiges Schreiben des russischen Kaisers erhalten, worin derselbe dem jungen Monarchen den Rath ertheile, die deutsche Frage mit Preußen auf möglichst fried­lichem und freundschaftlichen Wege zu schlichten.

Wien, 22. Dezember. DieOstdeutsche Post" referirt heute:Eine telegraphische De­pesche meldet aus Frankfurt, daß vorgestern d. h. am 20. d. M., Mittags um 1 Uhr, oer Erzherzogs-Reichsoerweser seine Vollmacht in die Hände der versammelten Bunveskomnussion niedergelegt habe, genau um dieselbe Stunde, in welcher sämmtliche Bundestags,zefanvte im Juli 1848 ihre Vollmachten in die Hände des Reichsverwesers niedergelegt haben. Elzherzog Johann, welcher nach dem Gesez vom 28. Juni an die Spize der Centralgewalt berufen wurde, hat seit 18 Monaten an der Spize der Reichs- regierung gestanden, durch 18 Monate, die in der Geschichte Deutschlands eine der denkwür­digsten und lehrreichsten Epochen für alle Zeiten bilden werden. Möge die neue Bundeskom- mission die Erfahrungen beachten und bcnnzen, welche den allen Bundestag stürzten und die Versammlung in der Paulsrirche untergruben. Möge vor Allem Oestreich, welches durch die Einfeznng der neuen Bunveskomission und na­mentlich durch die Form, wie diese geschah, einen diplomatischen Steg errungen hat, diesen Sieg im Geiste der modernen Geschichte, im Geiste der Zelt und der deutschen Nation be- niizen und die Neugestaltung Deutschlands der Art zu vollbringen suchen, daß der Name Oest- reichs ein gesegneter werde und seine Stellung in Deutschland wieder jene freiwillige Huldi­gung finde, welche die deutsche Kaiserkrone fast enMzh im Hause der Habsburger machte."

Ausland.

Frankreich.

Der Minister des Innern hat dem Ver­nehmen nach sämmtlichen Präfekten anempfohlen, Bälle zu geben und Soireen zu halten und durch alle möglichen Mittel die vermögenderen Ein­wohner in den Departementen ebenfalls zur Veranstaltung solcher Reunionen zu veranlassen, damit auf diese Weise die Industrie gefördert und den arbeitenden Klassen Verdienst zugcwen- dei werde.

Der Tag nimmt während des ganzen Mo­nats Januar wieder zu um 54 Minuten.

Miszellen.

Der Junker und fein Knecht.

Dem Grafen Hartmann hatte seine Gemahlin zwei Söhne geboren und da die edle Frau zu sterbe» kam, mußte ihr Herr und Ehewirth geloben, den jüng­sten weder dem Dienst der Kirche zu weihen, noch auch für das adelige Gewerbe der Waffen zu erziehen, son­dern ibn in den weltlichen Wissenschaften unterweise» zu lassen, daß er einst ein Licht in des Kaisers Rath werden möge. Zu beiden Bitten hatte die Gräfin ihre besonderen Gründe; als eine zärtliche Mutter wünschte sie wenigstens einen ihrer Söhne von de» Gefahren des Kriegs ferne zu halten, und als heimliche Anhängerin der kirchlichen Neuerer war ihr der Ge­danke unerträglich, daß ihr Ulrich die Weihen einer Kirche empfangen solle, der sie selbst im innersten der Seele sich entfremdet hatte. Der Graf hatte in der Rührung des Abschieds das Versprechen übereilt ge. geben und er fühlte sich verpflichtet, es zu erfüllen, ob- schon es ihn gereute; denn es war von jeher in seinem Stamme Sitte gewesen, einen der Söhne des HanseS im Dienste des Altars zu hohen Ehren und Reich- thümern zu befördern und der Hauptstamm hatte sich stets auch durch die glänzenden Erbschaften, welche nach dem Htnscheiden der ihm entsprossenen Bischös-, Prälaten und Domherrn ihm anheim zu fallen pfleg­ten, aus mancher Noth und Fährlichkeit geholfen.

Dem Junker selbst jedoch behagte das Lernen nicht und er begann, dem zu seiner Obhut gefeiten Magister allgemach über den Kopf zu wachsen, so daß der hochgel^rte, aber schwache Mann das junge wilde Blut nicht zu bändigen vermochte und eben nur zu klagen wußte, wenn sein Zögling lieber einen raschen Gaul tummelte, als über den Büchern saß, lieber die Klinge als die Feder führte, statt des Cirkels und Quadranten die Kugelbüchse handhabt« und im trozigen Unmuth dca ehrwürdigen Lehrer einen lateinischen Simpler nannte, so ihm dieser vorflcllte, daß er nach des Vaters Willen und der seligen Mutter Vcrmächt- niß nicht zu den Waffen erzogen sondern ein Mann dcS Rathes und der Feder werden solle. Der Troz des Knaben freute und erquickte zwar den Grafen so recht von Herzen, da er aber als ein redlicher Mann steif und fest an dem gegebenen Wort hielt, so beschloß er, den Utz in strengere Zucht ans eine hohe Schule zu thun. Er sprach den Befehl aus und der Sohn mußte gehorchen.

Sie zogen zu Drei aus; voran der hochaufge­schossene, obschon erst sechszchcniährige Ulrich auf sei­nem wilden Rappen, an der Seite den langen Ranf- degcn, den Fedcrhut schief auf den blonden Ringellockcn, deren Fülle das Band im Nacken kaum fcstzuhalten vermochte und am Sattelbogen. Helm und Tartsche; hinterdrein Magister Wohlgemuth, der seinem Namen keineswegs entsprach, so mißmuthig saß er ans seinem zahmen, alten und lebensmüden Schimmel, vorgcbcugt, daß die Locken der Haarhaube schier den Sattelknopf berührten, mit hinaufgezogenen Knieen und dabei so furchtsam, daß selbst der treue Gotthold, welcher zur Seite laufend die Zügel hielt, eines Lächelns sich nicht erwehren konnte, obgleich er den Magister, welcher in den Mußestunden ihn alles das gelehrt hatte, was Tag für Tag Ulrich eigentlich, hätte lernen sollen, gleich einem Vater verehrte.

(Fortsezung folgt.)

Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.