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Organisation unseres Gerichtswesens baldmöglichst vorgenommen werde, denn der bis jezt herrschende Heimlichkeitsschiendrian hat selbst auf die ihrem Privatcharakter »ach besten Beamten seinen un­heilvollen Einfluß.

O e st r e i ch.

Wien, den 16. Juli. (F.J.1 Der Ge­schäftsträger der Vereinigten Staaten von Nord­amerika hat an dieWiener Zeitung" eine Erklärung gerichtet, worin er es als höchst un­wahrscheinlich hinstellt, daß jene Individuen, welche der Aula eine bedeutende Summe Gel­des vorgeblich aus Amerika überbracht haben, wirklich aus Amerika gekommen seyen, auch stehe eine solche Gesandtschaft mit dem Charakrer der Nordamerikaner im Widerspruch.Die Bürger der Vereinigten Staaten sind ferner nie und nimmer Propagandamänner gewesen. Obgleich sie in Bezug auf die Ausbreitung menschlicher Freiheit und freier Regierung auf dem Erdkreise keineswegs gleichgültig sind, so haben sie die Förderung dieser Strebnisse doch niemals mit­telst Emissäre mittelst Geldbeiträge oder Waffen­gewalt zu betreiben gesucht. Wenn die freien und erleuchteten Grundsäze, von denen unser Land regiert wird, jemals weiter verbreitet wer­den sollen, so darf dies nach dem Dafürhalten eines ächten Amerikaners, lediglich durch die Macht des friedlichen Beispiels geschehen!"

Pcsth, den 14. Juli. Der ungarische Ge­sandte beim deutschen Parlament in Frankfurt, Herr Ladislaus v. Szlai, ist von unseren Mi­nisterium angewiesen worden, sobald der deutsche Reichsverwcser sich ein Ministerium gebildet ha­ben wird, mit diesem eine diplomatische Verbin­dung anzuknüpsen.

Miszellen.

Die Frauen von Bonn an das deutsche Par­lament.

Bei dem Drange der Geschäfte, der uns an das Haus bannt, konnte es dennoch unS Frauen nicht, ent­gehen, daß unfern Männern in diesen schwierigen Zeit­läuften vielfach die Spannkraft zum Entschlüsse fehlt, daß namentlich der Mehrzahl der in Frankfurt tagenden Reichstagsglieder der Rath und der Muth, daß der ganzen Versammlung die Einigkeit in hohem Grade mangelt. Unter diesen Umständen wagen wir es, unsere Hülfe anzubieten, welche die deutschen Frauen aus­nahmsweise in Zeiten der Noth und Gefahr von jeher boten, bitten wir die betreffenden Räche nach Hause zu kommen, ihre Sorgfalt der Kinderstube, der Küche, der Waschküche und dem Keller nur einige Zeit zu widmen, während wir Frauen rascher das bedrohte Vaterland zu einigen und zu rüsten denken. Daß Frauen dieses vermögen, mag die Geschichte mit dem Beispiele der beiden russischen Katharinen, der deutschen Maria Theresia, der portugiesischen Louise von Bra- ganza, der spanischen Zsabella, der brittischen Elisabeth und Anna bezeugen. Daß wir Frauen es diesmal thun werden, verbürgen die Eigenschaften unseres Geschlech­tes. Man wirft uns freilich vor, wir wären von dem Geiste zu großer Redseligkeit besessen, wären gar plau- derhaftig, der Unpartheüsche jedoch, welcher die steno­graphischen Bericht« liest, welcher erfährt, wie stürmisch

cs in der Paulskirche zugeht, welche Redelust, beson­ders die 75 deutschen Professoren entfalten, dürfte geneigt sepn, uns Frauen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, uns geeigneter, uns parlamentarischer zu erach­ten. Wir alle sind von Zugend auf gewöhnt, weniger Anträge zu stellen, als uns über Anträge schnell zu entscheiden, und würden also nicht alles an Ausschüsse überweisen, nicht immer zur Tagesordnung übergehen. Wir Frauen sind gewohnt, von jeher weniger auf die, von Gewaltsherren geschriebenen Gcscze, weniger auf die Gebote der Polizei, als'auf die öffentliche Meinung zu halten, uns davon bestimmen zu lassen, was uns nicht minder zu der beanspruchten Sendung befähiget. Wir Frauen halten viel vom Fortschritte, bequemen uns viel eher zu der Stimmung, zu der Bewegung des Tages, wohingegen die Mehrzahl der vcrehrlichen Parlamentsmitglieder im Gestern, im Vorgestern, in der Rumpelkammer, Gott weiß wo, steckt; wieder ein Grund mehr, der uns zur Schlichtung der Angelegen­heiten befähigen würde. Wir Frauen haben wohl Zöpfe, aber nie einen deutschen Zopf getragen, und würden, was ausserordentlichen Einfluß hätte, auch im Parla­ment ohne Zopf erscheinen. Wir Frauen halten es, wie das Glück, mit der Jugend, wir wenden uns mit Ab­scheu von dem, was sich überlebt hat und würden nicht zu denen gehören, welche durchaus das Tobte wieder auferwecken, das hinstechende wieder auf den Thron sezen wollen. Ferner sind wir Frauen entschieden- Wir lieben oder wir hassen, wir nehmen an, oder verwer­fen; wir verstehen nicht die Kunst, einen Grundsaz aufzustellen und ihn dann hinterher durch hundert Aus­nahmen zu umgehen, und nur als Höllenstrafe ist es Frauen verhängt worden, was Männer mit Wohlge­fallen zu thun scheinen, das Danaidenfaß zu füllen. Zulezt haben die Frauen ein Herz, sind für das Gute, Große und Schöne immer begcisiert gewe'en, haben ihm von jeher bei jedem Aufschwünge der Welt­geschichte die höchsten Güter, unsere Söhne geopfert, und werden sie, wenn wir tagen, auch jezt opfern, wo die Männer nicht einmal ein elendes Steckenpferd d'ran geben wollen. Unsere Urväter haben dieses Herz und seinen Muth in uns erkannt, sie haben das Göttliche im Weibe verehrt, verweise, daß Velleda, Gana, Au- rinia und Thusnelde Sterne waren, die ihr Licht bis in unsere Tage werfen. Versuchen die Männer unserer Zeit sich gleichfalls bei den Frauen Rathes zu holen, da sie völlig rathlos sind und sie werden wohl bera- then sepn. Möge daher das hohe Parlament seine pas­senden Glieder in unsere Frauenzimmer senden, dafür unsere Hülfe empfangen und gewiß sepn, daß die-Frauen wie bei den alten Teutonen die Wa­genburg noch vertheidigen, wenn die Männer schon er­legen find.

Bonn, im Juni 1848.

Im Namen sämmtlicher Frauen und Jungfrauen.

(Oberrh. Ztg.)

Oeffentliche Blätter bringen, folgende hübsche Anek­dote von Erzherzog Johann: Es war in einem stillen entlegenen Posthause, Mitten in den Bergen von Jnneröstreich und um die Zeit der Ernte. Alle Knechte waren auf dem Acker, nur der Posthalter, ein alter, von Gicht gelähmter Mann, und ein Stallbube waren da; in der Stube saß des Posthalters Tochter, ein schlankes, kräftiges Kind der Alpenwelt, und beugte die frische, von der Bergluft geröthete Wange über ihr Nähzeug. Da rollt eine vierspännige Kalesche vor der Alte kommt ins Zimmer geeilt, Noth und Schrecken in jedem Zuge. Der Erzherzog Johann der Erzherzog Johann ist da und alle Knechte fort. Der Erzherzog Johann der darf nicht Wartens sagte das Mädchen, ich will ihn fahren! Sie eilte fort, ehe noch der Alte eine Splbe erwiedern konnte. Der Stall- bube und der Postknecht von der lezten Station legtdn