Sro ir i k.
Deutschland.
An das deutsche Volk.
Deutsche! Eure in Frankfurt versammelten Vertreter haben mich zum deutschen Reichsverweser erwählt.
Unter dem Zurufe des Vertrauens, unter den Grüßen voll Herzlichkeit, die mich überall empfingen und die mich rührten, übernahm ich die Leitung der provisorischen Centralgewalt für unser Vaterland.
Deutsche! Nach Jahren des Drucks wird Euch die Freiheit voll und unverkürzt. Ihr verdient sie, denn Jbr habt sie muthig und beharrlich erstrebt. Sie wird Euch nimmer entzogen, denn Ihr werdet wissen sie zu wahren.
Eure Vertreter werden das Verfassungs- Werk für Deutschland vollenden. Erwartet es mit Vertrauen. Der Bau will mit Ernst, mit Besonnenheit, mit achter Vaterlandsliebe geführt werden. Dann aber wird er dauern, fest wie Eure Berge.
Deutsche! Unser Vaterland hat ernste Prüfungen zu bestehen. Sie werden überwunden werden. Eure Straßen, Eure Ströme werden sich wieder beleben, Euer Fleiß wird Arbeit finden, Euer Wohlstand wird sich heben, wenn Ihr vertrauet Euren Vertretern, wenn Ihr mir vertrauet, den Ihr gewählt, um mit Euch Deutschland einig, frei und mächtig zu machen.
Aber vergeßt nicht, daß dl? Freiheit nur unter dem Schirme der Ordnung und Gesez- lichkeit wurzelt. Wirkt mit mir dahin, daß diese zurückkehren, wo sie gestört wurden. Dem verbrecherischen Treiben und der Zügellosigkeit werde ich mit dem vollen Gewichte der Geseze entgegentreten. Der deutsche Bürger muß geschüzt seyn gegen jede strafbare That.
Deutsche! laßt mich hoffen, daß sich Deutschland eines ungestörten Friedens erfreuen werde. Ihn zu erhalten ist meine heiligstejPflicht.
Sollte aber die deutsche Ehre, das deutsche Recht gefährdet werden, dann wird das tapfere deutsche Heer für das Vaterland zu kämpfen und zu siegen wissen.
Frankfurt a. M., den 15. Juli 1848.
Der Reichsverweser: Erzherzog Johann.
Die Reichsminister:
Schmerling. Peucker. Heckscher.
Ausland.
Großbritannien.
Die Frau Königin verlangt zur Vergrößerung der Eingänge am Windsor Palaste eine Kleinigkeit von 83,000 Pfd. Sterling, so beinahe 1 Milliönchen Gulden. Daß diese Sume für daS arme irische Volk, das vor Hunger umfällt wie die Fliegen an Herbsttagen, besser angewendet wäre, ist klar.
Frankreich.
Es hat sich das Gerücht verbreitet, General Aupick, der Botschafter der französischen Republik in Konstantinvpel habe gegen eine Einmischung Rußlands in die Angelegenheiten der Donau- fürstenthümer prstestirt.
Belgien.
Man schreibt von da: Unser König war nie so volksbeliebt als gegenwärtig und die wenigen Republikaner, die Belgien zählt, sind durch die Handlungen der Regierung und der Liebe des Volks völlig entwaffnet. Belgien ist ein lebendiges Beispiel dafür, daß eine wahre Volksvertretung, gestüzt auf ein ehrlich gemeintes Grundgesez, doch kein zu verachtendes Palladium für König und Volk ist.
Italien.
Einem ou-ckit zufolge gedenkt der sardinische König Alberto, eingeschüchtert durch den Fall von Vicenza und Treviso, für seine Person vom Kriegsschauplaz abzutreten und das Oberkommando seiner Armee dem Banquier Rothschild in Wien zu übergeben, da dieser es länger gewohnt sey, Oestreich etwas vorzuschießen.
Rußland.
St. Petersburg, 6. Juki. Die Cholera wüthet hier auf eine wahrhaft erschreckliche Weise. Am 2. Juli erkrankten hier 776 Menschen an der Cholera und starben 396, während 58 geheilt wurden. Am 3. erkrankten 1000, starben 534, genasen 129 und blieben 2606 in der Behandlung. Binnen zwei Tagen sind die Generale Backow, Ssablukow, Rajewsky, der Staatsrath Wlassow und der Kollegienrath Stackelberg an der Cholera gestorben. Man rechnet, daß hier bis jezt 7000 Menschen an der Cholera gestorben sind.
Das Alles der Gegenwart.
Frankreich stiftet Alles England vergiftet Alles Rußland vernichtet Alles Schweden schweigt über Alle»
Schweiz lacht über Alles Ungarn schimpft über Alles Bayern pfeift über Alles Württemberg versäumt Alles Baden pontirt Alles Holland hat Schulden über Alles Venedig verschwendet Alles Mailand wagt Alles Spanien verliert Alles Oestreich seufzt über Alles Tyrol betet für Alles Papst macht'S Kreuz über Alle- Gott erbarm sich über Alles sonst
Holt der Teufel Alles!
(FilSthalbote). v. H.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Me eh in Neuenbürg.