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Hessen-Darmstadt.

Mainz, 25, Juni. In cheinpreußischen Blättern ist davon die Rede, daß der Gouver­neur von Posen in gleicher Eigenschaft nach Mainz versezt werden würde. Hier weiß man noch nichts davon, daß Hr. v. Hüser sich zu­rückziehen werde; auch ist es als gewiß anzu­nehmen, daß der früher beabsichtigte Wechsel der hiesigen preußischen Bundesgarnison nicht eintre- ten wird. Die Mehrheit der Mainzer Bürger­schaft ist vollkommen einverstanden, um so mehr, da das schroffe Verhältniß zwischen thr und dem preußischen Militär nach und nach aufhört, und man sich von beiden Seiten bemüht, alle Rei­bungen auf das Sorgfältigste zu vermeiden.

Darmstadt, 20. Juni. (F. I.) Auf ei­nen Bericht, welchen der vormalige Minister Heinrich von Gagern bezüglich seiner Entlassung aus dem Staatsdienste an den sezigen Großher­zog von Hessen erstattete, hat der Leztere, (damals noch Mitregent), einem hiesigen Lokalblatte zu­folge, am 2. d. M. nachstehende Entschließung ertheilt:Ich genehmige sämmtiche Anträge und danke mit tiefgerührtem Herzen meinem treube­währten Freunde für die vielen wichtigen Dienste, die er dem Großherzogthume in der leider nur zu kurzen Zeit seines segenreichen Wirkens ge­leistet hat; möge er in diesen Worten die Ge­fühle des Vaterlandes erkennen, und in seinem neuen wichtigen Berufe mir und meinem Land und Haus ein freundliches Andenken bewahren. Der Segen des Himmels geleite ihn auch fer­ner auf seiner Lebensbahn. Ludwig. Eine der­artige Erklärung von Seiten eines volksfreund- lichen, den Grundfäzeu der Freiheit aufrichtig ergebenen Fürsten gegenüber einem Manne, auf welchen ganz Deutschland stolz ist, verdient auch dem größeren Publikum bekannt zu werden.

Hessen-Kassel.

Demnächst soll ein kurhessisches Truppenkorps nach Schleswig-Holstein marschrren.

Pole n.

Aus Polen meldet man Hungersnoth, Ver­breitung typhöser Fieber, allgemeine Verarmung und Verkauf der Güter. Auf dem kaukassi- fchen Kriegsschauplaze fallen wichtige Ereignisse vor. Die Bergbewohner glauben in Folge von unbestimmten Kunden über die Ereignisse im We­sten, daß England und Frankreich den Czar mit Krieg überzogen bqbe», nun haben gleichzeitig am Kuban, am Terek, an der Sundschah und am Sulk die Feindseligkeiten begonnen. Fürst Woronzoff reiste eiligst dem Kriegsschauplaze zu; unter den russischen Truppen herscht die Cholera.

Frankreich,

In Paris befinden sich jezt über 50,000 Mann Nationalgardlstkn aus den umliegenden Departementen. Das Seine- und Marne-De­partement allein hat 10,000 Mann geschickt. Fortwährend treffen noch große Züge aus den

Provinzen ein, so daß bei der großen Revue, welche General Cavaignac an einem der nächsten Tage über diese Hülfsmannschaft halten wird, deren Zahl wohl 80,000 übersteigen mag.

Colmar, 26. Juni. Die von England und Rußland besoldete Prätendentschaft hat die momentane Unzufriedenheit der arbeitenden Klas­sen über die Apathie der Nationalversammlung und die Unfähigkeit der Erecutivgewalt in furcht­barer Weise ausgebeutet. Die Armen haben es gebüßt und werden es büßen müssen, daß sie sich von monarchischen Jntriguanten gebrau­chen ließen. Damit nicht der Sieg der Waffen über das mißleitete Proletariat eine Reaktion in oligarchischer Richtung Hervorrufe, damit die reine demokratische Republik erhalten werde, wird sich das Volk im Elsaß massenhaft erheben. Die mobile Nationalgarde des Oberrheins ist auf der Stelle unter die Waffen gerufen. So eben versammelt sich die republikanische Gesellschaft, um in öffentlicher Sizung die weiteren Maßre­geln zum Schuz nach Innen und nach Außen zu berathcn.

Vermulhliche Witterung im Juli 1848.

Erste Tage noch kühl und windig, auch Regen, dann Heller, warmer bis heiß mit Gewitterbildung und theil« weise Regen bis 9-, die Gewitter am 8 , 9., auch wenn sie entfernter waren, machen die nächsten Tage vom lO. bis 15. kühl und windig, auch zerstreut zu Regen geneigt; dann steigt die Wärme wieder und fallen einige heiße Tage zwischen den 16. und 21., worauf Gewitter und Regen eine neue Abkühlung brin­gen vom 2 t. bis 23., 24-, die lezten acht Tage sind meist heiter und heiß, obwohl nicht ohne Gewitter und einzelne Regengüsse.

Im Allgemeinen behält der Sommer seinen bishe­rigen Charakter, nur wird die Abwechslung zwischen Hize und Abkühlung auffallender, die Gewitter nehmen der Zahl nach zu, und die Regenmenge wird größer. W-8-Winde bleiben vorherrschend und die Zahl der Tage mit Rege» übertrifft jene der heißen, Barometer und Thermometer werden etwas höher stehen, als im Juni,

(Prof. Stieffcl'6 Zeus.)

Neuenbürg.

Schrannenzettel vom 1. Juli 1848.

Kernen wurde verkauft :

12Schfl. L 14 fl. 24 kr. . . . 172 ff. 48 kr.

18 v " 14 15 " . . . 256 " 30 »

54 » '14 " " . . . 756 - »

6 » 13 " 48 - . - . 82 v 48 »

90 Schfl. 1268 fl. 6 kr.

Mittelpreis 14 fl. 5 kr.

Roggen wurde verkauft:

7 Schfl. L8fl. k. . . . 56 fl. - kr.

Roggen wurde aufgestellt: 3 Scheffel,

Taren:

für 4 Pfund weißes Kernen-oder Waizenbrod 12 kr. 4 Pfund Rückenbrod . . . ... 10 kr.

4 Pfund schwarzes Brod ..... 8 kr.

t Lreuzerweck muß wägen 7 Loth

Stadtschuldheissenamt. Wefsinger, A.V.

Redrgirt, gedruckt und verlegt von L. Me eh in Neuenbürg.