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Der Oestcrreichifche Beobachter ist mit Metternich's Flucht zu Grabe gegangen. Nie war ein Hofblatt frecher, unverschämter und armseliger. Sein Lenker ist der Edle v.Pilat, irren wir nicht, ein Protestant aus Hannover, dessen Sohn in Innsbruck als Jesuit lebt. Seit länger als einem Bierteljahrhundcrt hat der edle v. Pilat das klägliche Amt versehen, die Freiheit zu verleumden, die Völker zu schelten, die officielle Lüge in ein System zu bringen und den Hochgestellten und Mächtigen zu schmeicheln. »Unser Kaiser befindet sich durch Gottes Gnade wohl, also auch das Volk.» Das ist ungefähr der Inbegriff der Weisheit des Oesterreichischen Beobachters gewesen, der sich am 1. April d. I. selber begraben mußte. Aber der Edle v. Pilat hat einen politischen Straußenmagen, er verdaut Alles, den Met- ternich'schen Absolutismus wie das konstitutionelle Oesterreich, — so lange nur die »Emolumente» bleiben.
Und was wird der Metternich'sche Reichshistoriograph, der Erantistes aus Schafhausen, was wird Friedrich Hurter thun, der Liebling ver Jesuiten und Liguorianer, welcher in seiner bekannten urbanen Weise so eifrig gegen »die kollerige, bauchbläfige, schäbige Schindmähre Gleichheit« zu Felde gezogen; der unter weithinschallenden Trompetenstößen, mit ausdrücklichem Beifall des Fürsten Metternich erklärte, »seine Grundsäze sepen durch und durch mit dem erhaltenden Principe Metternichs verwachsen," und er wolle Ringe zu der Kette schmieden, mit welcher die »Bestie» Freiheit gefesselt werden müsse ? Kann dieser Mann in seiner bisher einflußreichen Stellung bleiben? Wird das konstitutionelle Oesterreich einen Mann besolden, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, der Willkürherrschast und den Jesuiten zu dienen, alle freien Gestaltungen zu bekämpfen und die Geschichte zu verfälschen?
Wir rathen unsern Brüdern in Oesterreich, sich solcher Menschen zu entledigen. Man verfahre mild aber gerecht gegen sie; man lasse ihnen die »Emolumente», an welchen sie so zärtlich hängen, wenn sie es mit der Ehre vereinbar finden, sich für Dieste bezahlen zu lassen, die sie nicht verrichten, und obendrein bezahlen!zu lassen, von den Constiturionellen, die sie bisher als »Ausgeburten des Beelzebub» bekämpften. Ist Metternich gefallen, so schaffe man auch seine Creaturen und Werkzeuge bei Seite. Den neuen Wein der Freiheit darf man nicht in die alten verdorbenen Schläuche füllen.
(Wes. Ztg.)
Flotten - Träume.
(Von Ferdinand Frciligrath.)
1 .
Sprach irgendwo in Deutschland eine Tanne:
»O, könnt' ich hoch als deutscher Kriegsmast ragen! O, könnt' ich stolz die junge Flagge tragen Des ein'gen Deutschlands in der Nordsee Banne!
Dann wär' ich Fähndrich, ha! wo Mann an Manne Blutrünst'ge Krieger deutsche Seeschlacht schlagen; Wo deutsche Segler, grimm und ohne Zagen)
Den fremden Entrer hauen in die Pfanne!
Dann lehnte wohl, die Brust vom Stahl gekerbt,
Ein Held an mir in des Gefechtes Gluthen,
An meinem Stamme schweigend zu verbluten!
Jndeß mich jezt das Blut des Wilddiebs färbt,
Des armen Wilddiebs, hinterrücks erschossen,
Der mir zu Füßen hinfinkt in die Sprossen!«
2 .
Schwarz, Roth und Gold! Frei weht ihr aufdenStangen . Und Masten jezo, gürtend rings das Land !
! In tausend Wimpeln, einst verpöntes Band,
Hat dich der Ocean selber umgehangen!
O, ständen jezt, die Anno Neunzehn sangen.
Daß bkch zerschnitten der Gewalt'gen Hand;
O, ständen jezt, die man um dich verbannt, Berraths beschuldigt, ach! und schnöd gefangen:
O, ständen Alle jezt auf diesen Höhen,
Frisch, wie am Tag, da man auf Wartburg zog'. Daß sie dich glühn in deinen Ehren sähen!
Sie staunten wohl, und riefen: Hurrah hoch!
Stoßt an, stoßt an! Wie sich die Dinge drehen. Der alte Ocean auch noch Dcmagog!
3 .
Wie unsre muth'gen Orlogsmänner heißen?
Komm mit auf's Meer, ich will cs dir verkünden! Da drüben der mit sechzig Feuerschlünden,
Das ist »der Arndt!» du siehst die Goldschrift gleißen!
Hier die Fregatte, bauschig rings von weißen. Halbvollen Segeln, kämpfend mit den Winden —
O Gott, ihr Name mahnt an alte Sünden! —
»Die Sieben» heißt sie! Mag kein Strick ihr reißen!
Dort die Korvette, segelnd wie der Bliz,
Es ist »die Hansa!« Doch am Ufer diese,
Stolz wie ein Schwan, »die Königin Luise!«
Der Dreimast drüben ist »der alte Friz!»
Und hier voll Zorns der schlagbereite Kutter,
Du ahnst es schon, das ist »der Doclor Luther!«
4 .
Und andre noch will ich dir rühmend zeigen;
Sie kreuzten wohl, und kehren jezt vom Zuge;
Sie wehn heran mit majestät'schem Fluge:
»Der Alerander Humboldt» führt den Reigen!
Ha, sieh' den »Göthe« tief in sein Bugspriet neigen! Ihm nach »der Schiller», auch mit tiefem Buge! »Die freie Presse» läßt mit gutem Fuge Leuchtende Kugeln in die Lüfte steigen!
Die fernsten drüben kann ich nicht errathen!
Laß ungenannt sie vor dem Winde laufen!
Eins ist gewiß: sie haben tücht'ge Pathen!
Wir brauchen Namen wahrlich nicht zu kaufen!
Wir haben Männer, haben Tage, Thaten: — ^
Mehr Schiffe nur! wir wollen sie schon taufen!
5 .
So seh' im Geist, ein truzig Kriegsgeschwader,
Ich Wacht sie halten, festiglich und stete,
Wo weiland nur des Evers Wimpel wehte,
Ein Burtehuder etwa oder Stader;
Da naht der Feind, und mit ihm naht der Hader! Aufzischt gen Himmel die Signalrakete,
Die Trommel wüihet, und an die Lastete Schlachtatbmend tritt das rüst'ge Volk der Lader!
Das Sprachrohr heischt: da birst mit tausend Schüssen Ihr Flammengruß aus den metall'nen Läufen; Umsinkt der Mast, das Tauwerk zuckt zerrissen!
Grau ballt der Rauch sich, wirre, zorn'ge Streifen! Ein Ruck, und Schiss hat sich in Schiff verbissen: — O ernste Schule, drinnen Männer reifen!
6 .
Doch — wenn zuerst in Meer- und Pulvernebel Wir also schwimmend Volk an Volk gerungen; Wenn eine Seeschlacht Lorbcern uns geschlungen Um unsre Lunten und um unsre Säbel:
Dann seyd gedenk! An Schiffen sizen Schnäbel! Drauf, ihr Matrosen und Kajütenjungen!
Den wucht'gcn Hammer und das Beil geschwungen! Die Schnäbel ab! und bringt sie heim als Hebel!
Als Hebel? — Ja! — Ihr, die mit heitcrm Spähen Am Strand ihr jauchzet unsrer frischen Kühne,
Und lächelnd ansaht unser salzig Rennen:
Ihr Bannerherrn, wohin mit den Trophäen? —
Sorgt für ein Forum, schafft die Rednerbühne, Daß nur, wie Rom, das Beste schmücken können!
Redigirt, gedruckt und verlegt von C. Me eh in Neuenbürg.