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BeUaae rum EnzthAer Nro. tt»

Schleswig-Holstein.

(Nordd. B.) Auf drei Punkten sind die Dä­nen in Schleswig eingefallen. Hadersleben ist in ihren Händen. Verrath hat sie herbeigeführt, mit Verrath die Helme geschwärzt und weiße Bin­den um die Arme, griffen sie die Deutschen an. Ließ wird hoffentlich vortheilhaft auf die Frie­densverhandlungen einwirken. Nach dem Be­richt eines Augenzeugen, schreibt das Rendsb. Tagblatt, ist am 31. Mai auf Sundewitt ein hiziges Treffen vorgefallen, in welchem die Dänen mit großem Verlust aus ihren Stellungen geschlagen und von den Mecklenburgern bis an die Küste so hartnäckig verfolgt worden sind, daß Mehrere ihren Kolbenschlägen erlegen, An­dere ertrunken sind.

Der Rückzug der Preußen aus Jütland hat, wie wir aus glaubwürdiger Quelle erfahren, nicht in Folge einer drohenden Note Rußlands, sondern auf den Wunsch oder vielmehr den Rath Englands stattgehabt, welches dem preußischen Kabinete bemerklich machte, daß die Erzielung des allen Theilen wünschenswerthen Friedens am leichtesten werde angebahnt werden, wenn Preußen, ohne vorherige Eröffnungen Dänemarks abzuwarten, den freiwilligen Beweis liefere, daß Deutschland nicht gesonnen sey, von dem Ge­wichte, welches ihm die blose Uebermacht einem so kleinen Staate, wie Dänemark, gegenüber verleihe, ungebührlichen Gebrauch zu machen.

Als nun aber in dem britischen Mini­sterium bekannt geworden, daß Dänemark, ohne dem gegebenen Fingerzeige Folge zu leisten und sich zum friedlichen Entgegenkommen geneigt zu zeigen, den Rückzug der Preußen als Schwäche gedeutet und zur Offensive überzugehen die Ab­sicht zeigte, habe dasselbe sofort eine energische Note der dänischen Regierung überreichen lassen, welche zur Folge gehabt habe, daß einer der Kammerherrn des Königs zu Anfang dieser Woche in specieller Mission mit einem Dampf­bote direkt von Kopenhagen nach London abge­sandt worden sey. (Die Abreise des Kammer- Herrn Reedtz nach London wird auch von den Kopenhagcner Blättern gemeldet.')

Aus dem südlichen Holstein, 2. Juni. Der unselige Rückzug der Preußen, zu welchem eine ihn schon früher an aller raschen Benuzung seiner Erfolge hindernde Politik des Berliner Kabinets den General Wrangel sehr wider feinen Willen nvthigte, erscheint noch unheilvoller, wenn man von glaubwürdiger Seite die Ueber- zeugung aussprechen hört, daß, wenn die Preu­ßen noch einige Tage geblieben wären, in Jüt­land eine energische, vielleicht bis zur vorläufigen Lossagung von Dänemark gehende Demonstration gegen die dänische Regierung erfolgt wäre. In diesem Fall würde sicher auch in Kopenhagen der Terrorismus der Kriegspartei und mit ihm das jezige Ministerium gestürzt worden sepn. Wenn nur die Diplomaten

Ausland.

Frankreich.

Die Polizei hat bei einem Arbeiter, welcher vorgestern wegen Diebstahls verhaftet wurde, einige Papiere gefunden, die ihn in Bezug auf die Affaire vom 15. Mai stark compromittiren, unter andern eine Liste von zwanzig Individuen, welche diePartei" für die Guillotine bestimmt hatte!

Für die Neuwahlen haben sich allein in den 14 Arrondiffementen des Seine-Departements mehr als 700 Candidaten gemeldet. Die Sucht nach politischem Einfluß ergreift mehr und mehr alle Schichten der Gesellschaft.

Großbritannien.

Das jüngste Töchterlein der Königin ward durch den Erzbischof v. Canterbury im Beiseyn einer Elite hoher und vornehmer Gäste getauft. Das Kind erhielt die NamenLouise Caroline Alberta." Zum Schluß wurde ein von Prinz Albert componirter Choral gesungen.Glückli­ches Altengland!" bemerkt hiezu der Sun,wo die Prinzen noch so sorgenfrei in den sieben freien Künsten dilettiren können." (Südd.P.Z.)

London. Das Haus der Lords hat die Judenemancipationsbill verworfen! Viele von den edlen Herren mögen wohl bei der Pumpfrage viel rücksichtsvoller mit den Juden umgehen.

Miszelle n.

Fürst Metternich und seine Werkzeuge.

(Schluß.)

Den Reigen dieser Ueberläufer, welche noch allsammt in einflußreichen Aemtern sind, eröffnete der verstorbene Berliner Friedrich Gentze, der sich später Hr. v. Gentz nannte. Wenn man Barri-re den Anakreon der Guillo­tine genannt hat, so kann man den diplomatischen Lüst­ling Gentz als Anakreon der Eongreß- und Conferenz- deschliisse bezeichnen.

Nie ist eine schlechte Sache glänzender und glatter dargestellt worden, als von dieser ungemein gewandten, käuflichen Creatur, gegen welche sein Nachfolger Jarke die Unbeholfenheit und Plumpheit selbst ist. Als Ber­liner Professor fand er es mit Pflicht und Gewissen vereinbar, seinen Uebertritt zur katholischen Kirche zu verheimlichen. Als Lohn für seine Abtrünnigkeit wurde ihm eine Stelle in der Wiener Staatskanzlei übertra­gen, in welcher er lenen fanatischen Eifer gegen alles was Fortschritt und Entwicklung heißt, bethätigte, der die Renegaten insgemein anszeichnet. Es mag für den Scharfsinn des Berliner HofeS zeigen, daß der Publicist der Staatskanzlei für eine politische Autorität galt, dessen Weisheit man anstaunte.

Freilich stand Zarcke in lebhafter Eorrespondenz mit dem wandernden Militärdiplomaten v- Radowitz, der in der Schweiz, in Paris und in Wien immer gerade zu rechter Zeit eintraf, um den Sonderbund, Ludwig Philipps Thron und Metternich's System über den Hansen stürzen zu sehen. Aus Jarckes Feder sind die meisten Anfsäze und Cabinctsschriften geflossen, durch welche Fürst Metternich die liberale Richtung bekämpfen und verdächtigen ließ. Als Schildknappen standen ihm Clemens v. Hügel, der Jesuitendiener, und der un­glückliche Dichter der Todtenkränze, v. Zedlitz, zur Seite, dessen schamlose und lügenhafte Berichte über die Vorgänge in Galizien Alles überbiete», was in die­sem Fache von feilen Federn je geleistet worden ist.