130
harrt mit Erwartung und Spannung, ob wir würdtg sind, die Freiheit zu ertragen. Sie ist ein großes, herrliches Gut, deßwegen auch leicht zu mißbrauchen. Es ist gar schwer, fich etwas zu versagen, wo keine äußere Gewalt hemmt. Deßwegen müssen wir durch Geseztheit und männliche Mäßigung zeigen, daß wir mündig geworden sind; wir müssen zeigen, daß man uns ohne Grund Gimpel genannt Hat, zeigen, daß wir eben so mündig find, wie England, wie Amerika. Mit Gewalt wird keine Meinung abgekämpft. Früher durfte man sich nicht frei äußern, jezt darf man es. Der Meinungskampf muß aber nun auch frei ausgekämpft werden; man muß auch verschiedene Meinungen ertragen können; Jeder muß das Recht haben, seine Meinung frei zu äußern und zu verfechten, wie Jeder jezt seinen Glauben haben darf. — Es lebe hoch die freie, edle Gesinnung! Der schlechten aber, dem Terrorismus, ein Pereat!"
Nun werden die Fackeln zusammen geworfen. Bekannte Lieder erschallen. Eine halbe Stunde, die großartige Erscheinung ist verschwunden und Stille herrscht, wo eben noch Tausende gedrängt hin- und her wogten.
Stärke der französischen Militärmacht.
Der Bestand der französischen Streitkräfte ist nach dem neuesten Budget: Effectiv unter den Fahnen 377,128 M., in Reserve 86312 M., Pariser Bataillone 25,000 M- Im Ganzen 488440. Hiezu die jungen Soldaten der Classe 1847 mit 70000 M., gibt ein Total von 558,440 Mann. Die afrikanische Armee beträgt gegenwärtig 80000 Mann. Diese könnte ohne Gefahr für die französische Herrschaft auf 60000 reducirt werden, und es bliebe zur Verfügung für einen Continentalkrieg nach diesem Abzüge ein Heer von 500,000 M-, außerdem 80 Bataillone mobiler Nationalgarde jedes zu 1000 Mann., wodurch sich mit Einschluß der freiwilligen Corps, die sich im Falle eines Kriegs unfehlbar bilden würden, die Gesammtstärke auf mindestens 600,000 M. beliefe.
Nachdem Eugen Sue so lange gegen den gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft geschrieben hat, ist er von der gegenwärtigen Regierung seines Vaterlandes in den Stand gesezt worden, wenigstens einigermaßen für seine Ideen zu wirken. Er ist Vicepräsident der Commission für Nationalbelohnungen geworden.
Dermuthliche Witterung im April 1848. Anfangs warm und hell, zu Trübung und Regen geneigt am 3., 4>, meist heiter und warm bis 9. oder 11., kühler und regnerisch am 13., 14., veränderlich und rauh, auch Regen oder Graupeln am 15., 16., Heller und zu Reif geneigt am 17., 18.; zunehmende Wärme, trocken und hell vom 19. bis 24., dann zu "z Regen geneigt und kühler am 24., 25., wieder warm ^ bis 29., Regen oder gewittcrhaft am Schluß. (C. Zs.)
Erwiederung
auf den Artikel in Nro. 25 des Enzthälers, die Con- serenzaufgabe des Calmbacher Conferenz-Sprengels betreffend.
Dem verehrlichen Herrn Einsender, welcher die in neuerer Zeit allerdings sehr bedeutsame Conferenzfrage »über den Pauperismus» in Nro. 25 des Enzthälers zum Gegenstand einer G e n e r a l - Conferenz-Bespre- chung erhoben wünschte, diene zur Nachricht, daß am 28. Juli 1847 in Dobel diese Frage bereits von den Mitgliedern des Herrenalber Bezirks erörtert worden ist. Nach Nro. 50 des Amts- und Jntelligenzblattes vom Jahr 1847 lautete das damalige Thema:
»Welches sind die in gegenwärtiger Zeit besonders hervortretenden Uebelstände unseres bürgerlichen Lebens, denen die Volksschule entgegenzuwirken vermag und auf welche Weife?»
Hier wurde in erster Linie der Pauperismus angeführt. So viel dem Einsender dieses noch erinnerlich rst,so wurde unter den Mitteln zur Abhülfe, welche dem
Volksschullchrer zu Gebot stehen, vornehmlich hervorgehoben: eine gründliche Schulbildung sowohl in materialer als formaler Beziehung, da unwissende, oberflächliche und seichte Köpfe in der Gegenwart nothwendig stecken bleiben müssen ; besondere Berücksichtigung der sogenannten ge- meinnüzigen Kenntnisse, welche für den denkenden Land- und Gewerbsmann unserer Zeit unerläßlich sind, dies vornehmlich auch in Sonntags-und Fortbildungsschulen; Anfachung eines muntern, regsamen, thatkrafligen, den Müssiggang und die Arbeitsscheue schon in der Wurzel tödtenden Schulgeistes und Schullebens; Einführung von Turnübungen, als Mittel zur Erfrischung und Stählung des Körpers und des Geistes; Ausbildung und Erweiterung der Industrieschulen; Anleitung der Schüler zum rationellen Betrieb des Garien-nud Ackerbaues und der Baumzucht; Einprägung fester, sittlicher Grundsäze; besondere Rücksichtsnahme auf diesen Krebsschaden der Zeit in Werk-, Sonntags- und Fortbildungs- Schulen mit Hervorhebung seiner sittlichen und bürgerlichen Nachtheile und veranschaulicht durch Warnungs- Beispiele aus der Geschichte und dem Leben; Weckung und Belebung eines mannhaften und patriotischen Ehrgefühls, das nicht von der Gnade Anderer leben, sondern seine Selbstständigkeit durch eigenen Fleiß und' Sparsamkeit sich bewahren will; Einpflanzung eines wahrhaft christlichen und brüderlichen Geistes, eines Communismus im edelsten Sinne des Worts; Theil- nahme des Lehrers an Armenvereinen, Wohlthätig- keitsanstalten, Empfehlung und möglichste Förderung derselben durch Wort und That re. re. A
* Neuenbürg, den 7. April. Lezten Sonntag ist nun auch hierdieBürgerwehr ins Leben getreten, und begann sogleich mit der Eintheilung und den Vorübungen, deren mehrere nacheinander unter lobenswerthem Eifer der Theilnehmer für die Sache stattgefunden. — Es wäre aber sehr zu bedauern, wenn der patriotische Sinn in unsrer Gemeinde nicht noch mehr erwachen und dieTheilnahme an der Bürgerwehr, namentlich von Seite der jungen Einwohner nicht allgemeiner würde, als es bis jezt geschehen ist. — Oder will sich die Jugend hierin durch das Alter beschämen lassen, und den Beitritt nicht als Ehrensache betrachten?
Ein frommer Wunsch.
Es würde gewiß sehr dankbar anerkannt werden, wenn vonSeitendes Kommando's derSchüzengesellschaft bei den Schicß-Uebungen eine Art militärischer Ordnung eingeführt und Vorsichtsmaßregeln, wie sie bei gut orga- nisirten älteren Schüzengesellschaftcn bestehen, angeordnet würden. Es ist aber dabei vor Allem nothwendig, daß jeder Schüze selbst das Seinige dazu beiträgt; denn wenn ein Gewehr sich entladen hat, ist es zu spät, und Entschuldigung bei etwa möglich werdendem Unglück kann das Geschehene nicht wieder ungeschehen machen. — Zur ersten Vorsichtsmaßregel dürfte wohl gehören, daß Kinder soviel möglich vom L>chießplaz entfernt gehalten würden.
Neuenbürg.
Schraimeiizettcl vom 1. April 1848.
Kernen wurde verkauft:
5 ,, L 16 fl. 36 kr. . . . 83 fl. — kr.
10 » L 16 fl. 30 kr. . . . 165 fl. - kr.
12 Schfl. ä 16 fl. 24 kr. . . . 196 fl. 48 kr.
11 » ü 16 fl. 12 kr. ... 178 fl. 12 kr.
37 » ä, 16 fl. —f kr. . . . 592 fl. — kr.
75"Schfl> .>215 fl. - kr.
Mittclpreis 16 fl. 12 kr.
Aufgestellt blieb: 20 Vchfl.
Taren:
für 4 Pfund weißes Kernen- oder Waizenbrod 14 kr. 4 Pfund Rückenbrod ...... 12 kr.
4 Pfund schwarzes Brod ..... 11 kr.
1 Kreuzerweck muß wägen 6 Loth.
Stadtschnldheiffenamt. A. V. Dittus.
Redigirt,gedruckt und verlegt von C. Me eh in Neuenbürg.