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Wie man aus Karlsruhe erfährt, soll die badisch-württcmbergische Gränze in der Gegend von Pforzheim durch Württemberg er besezt werden.

Ausland.

Frankreich.

Folgendes ist wörtlich die Erklärung La- martines an die deutsche Deputation: Die Republik ist mit keiner Nation, mit keiner der bestehenden Negierungen weder in offenem noch geheimem Krieg, so lange von diesen Na­tionen, diesen Negierungen nicht die Erklärung ausgeht, daß sie mit ihr im Kriege seyen. Sie wird also gegen die deutschen Nationen keinen Akt des Angriffs und der Gewalt ausüben oder gutwillig ausüben lassen. Sie arbeiten in diesem Augenblick daran, ihr Bundessystem zu ändern Einheit u. s. w. zu gründen. Man müßte un­vernünftig oder Verräther an der Freiheit der Welt seyn, um sie in dieser Arbeit durch Kriegs­demonstrationen stören zu wollen, um die Be­freiungs-Ideen, welche sie zu uns, zu Ihnen hinziehen, in Feindschaft oder in Haß zu ver­wandeln.

Es hat den AnHein, als werde Hr. La­martine in mehr als 30 Departements gewählt werden.

Paris, 29. März. (Oberrh.Z.) Louis Philipp hatte nicht weniger als 22,000,000 Fr. in fiinf- procentigen Staatsrenten (600,000 Fr. ü 5°/») angelegt, jedoch die Vorsicht gebraucht, sie un­ter falschen Namen in's große Buch einschreiben zu lassen. Dem scharfsinnigen Marrast ist es je­doch gelungen, diese Winkelzüge zu enthüllen und auch dieser neue Theil des kolossalen Pri­vatvermögens des Er-Königs ist unter Sequester gelegt worden. Von dem Patriotismus der Franzosen hat man in Deutschland keine Ahnung. Mit jedem Tage sieht man ganze Gewerke nach dem Stadthause ziehen, die der Regierung ihre Sparpfenninge bringen. Wir sahen gestern 1500 blutarme Leute, die seit 3 Wochen 3400 Fran­ken zusammengespart hatten, um der Regierung in ihrem Bestreben für Allgemeinheit zu helfen. Die wohlhabenden Classen ziehen sich dagegen mürrisch zurück und vergraben ihre Schäze aus Furcht vor dem Communismus.

Spanien.

Madrid, 26. März. (Oberrh. Z.) Heute ist auch hier der Sturm losgebrochen. Nach einem heftigen Zusammenstoß zwischen Volk und Truppen blieben die Leztercn Meister der Stadt. Das Ministerium erläßt so eben eine Prokla­mation an die Einwohner von Madrid.

Miszellen.

Die drei großen politischen Festtage Deutschlands.

^ (Fortlezung.)

vr. Jucho bringt sodann dem würdigen Präsiden­ten ein Hoch! Vater Jtzstcin erwiedert dies, indem er gerührt seine Freude ansspricht, da- er nach so vie­

len Jahren schweren Kampfes den Tag der Freiheit noch begrüßen und Mitarbeiten dürfe an der Vollendung deutscher Freiheit. Ein begeistertes Hoch ertönt dem edlen Veteranen.

Aber die Menge will noch mehr hören.

Dahlmann spricht:

»Deutsche Brüder! Man hat mir wohl öfter vor­geworfen, daß ich saumselig sey im Reden; de« Vor­wurf will ich mir heute nicht verdienen, heute spreche ich gerne. Es ist wieder der Mühe Werth, zu leben; aber es ist auch der Mühe werth, gut und besonnen zu leben. Jeder trachte darnach, das unendlich reiche, das ihm in diesen merkwürdigen Tagen geboten wird, mit voller Seele und kräftigem Geiste zu genießen; Jeder bestrebe sich, in der Freiheit Maß und Ziel zu halten, nicht zu viel und nicht zu wenig zu thun, und was er thue, in Ordnung zu thun. Freiheit und Ordnung, eng und unzertrennbar verbunden, sie leben hoch!»

Nun tritt Bassermann hervor, dessen Name seit dem 12. Februar unter den ersten Vorkämpfern der Freiheit glänzt. Er spricht:

»Der Lenker der Weltgeschicke streut den Samen aus, der Boden des Vaterlandes nimmt ihn aber auf und entwickelt ihn zur kräftigen Pflanze. Schon im Jahre 1815 streute der Freiherr von Stein den Samen einer freien, einigenden Verfassung Deutschlands aus; aber der Wiener Congreß war ein unfruchtbarer Boden. Zum zweiten Male that es mein Freund Welker in der badischen Ständekammer im Jahr 1831; allein, obschon fruchtbarer geworden, war die deutsche Erde doch noch nicht reif für die Pflanze und diese konnte noch keine tiefen Wurzeln schlagen. Ewig werde ich mich glücklich schäzen, daß der Lenker der Welt auch am 12. Februar dieses Jahres den Samen auf's Neue tragen ließ in den gereisten Boden unmittelbar vor dem wunderbaren Frühlingssturme, in dessen Schöpfungsprozeß ganz Eu­ropa gerissen wird. Wir haben nur das Verdienst, den Samen an den rechten Ort gebracht zu haben; aber das deutsche Volk hat das Verdienst und den herrlichen Beruf, den Samen zu nähren, daß er sich entfalte herr­lich zur vollendeten makellosen Pflanze. Wenn einst diese Pflanze, die deutsche Eiche stark geworden in ge­sundem, natürlichem Boden, nicht in einem Treibhause, wo man freilich Blüthen und Früchte vor der Zeit reifen lassen kann, die aber den Keim des Todes, den Fluch des Widernatürlichen in sich tragen; wenn dann diese Elche der Freiheit unter ihren erquickenden Schatten und Schuz sämmtliche deutschen Bruderstämme ausge­nommen haben wird: dann mögen wir Alle ruhig zur Grube fahren. Für die deutsche Zukunft und die deutsche frere Verfassung ein Hoch!«

^ An ihn schließt sich Wclcker und donnernd tönt die Strmme des glühenden Patrioten herab zu den Tausenden:

»Deutsche Männer! Mein Herz ist voll wie das Eu« rtge von der großen, herrlichen Zeit, die über uns aufgegangen ist. Eine Zeit steht uns und unserm Deutsch- land bevor , größer, als seit Jahrtausenden, wenn wir, kräftige Männer sind. Freiheit und Einigkeit nach In­nen, Selbstständigkeit und Größe nach Außen. Große Gefahren stehen uns bevor im Innern, schwere, blutige Kriege drohen uns von Außen! Sammeln wir uns Kraft durch Einigkeit; seyen wir Männer, die nicht gierig nach Früchten greifen, ehe sie reif geworden sind. Frei­heit und Einigkeit im Innern, Größe und Ehre nach Außen, das ist unser Ziel, das ist das Ziel von Män­nern, welche die Zeit verstehen und zu gebrauchen wissen. Die Freiheit und Ehre der deutschen Nation hoch!»

Noch tönen die Namen verehrter Männer, die man hören will. Jordan tritt auf, der wiedererstandene, jugendlich gewordene. Er spricht mit kräftiger Stimme:

»Wir sprechen von Freiheit! Was ist das? Nicht Zügellosigkeit, nicht, was Jedem gefällt. Sich selbst nöthigcn, Das zu thun, was Gesez und Ordnung ver­langt, sich selbst verläugnen zum Besten des Allgemei­nen, des Ganzen, aus innerer Ueberzeugung zu thun, was sonst durch Zwang geschehen. Ganz Deutschland blickt hieher mit Hoffnung und Vertrauen, ganz Europa