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gendsten, auf Mittel bedacht zu feyn, wie dem Armen und Arbeitsfähigen Beschäftigung verschafft wird, da­mit er sich auf ehrliche und anständige Weise durch­bringen kann und nicht genöthigt ist, Almosen anzuneh­men oder gar zu suchen, und die Zahl derer nicht im­mer stärker wird, welche sorglos und unthätig davon ausgehen, daß der Staat, die Gemeinde und die Wohl- thätlgkeitsvereine ihnen für Brod sorgen undUnterstüzung reichen müssen. Arbeit und ein mit den Preisen der Lebensmittel im Verhältnis stehender höherer Lohn scheint mir die zweckmäßigste, die nüzlichste und auch für zu­künftige Zeiten berechnete Unterstüzung zu sepn. Aller­dings ist aber die Frage nicht leicht zu beantworten: womit sollen wir gegenwärtig die Armen beschäftigen? Soweit dieß im Walde geschehen kann, will ich hier einige Vorschläge mittheilen, hoffend, daß Andere wei­tere Vorschläge zu Beschäftigung derselben in andern Wirthschaftszweigen daran anreihen werden. Der Forst­betrieb beflzt leider nur die Etgenthümlichkeit, daß er gegenüber von andern Betriebszweigen und namentlich gegenüber von der Landwirthschaft verhältnißmäßig nur wenig Arbeit erfordert; auf 100 Morgen Wald finden nicht so viele Hände Beschäftigung als auf 100 Morgen Feld. Dagegen ist die Waldfläche bei uns und in Süd­deutschland überhaupt sehr groß und befindet sich die­selbe gewöhnlich im Beflze des Staats, der Gemein­den, Stiftungen und solcher Privaten, welche reiche Leute, Standes- und Grundherrn find und von welchen zu erwarten ist, daß fle oder ihre Verwalter den nach­stehenden Vorschlägen Gehör schenken werden.

Was die Staatswaldungen unseres Landes betrifft, so hat das K. Finanzministerium schon im vorigen Jahr außerordentliche Waldarbeiten, insbesondere Waldweg­bauten und Verbesserungen, aus Rücksicht auf die Be­schäftigung der ärmeren Volksklassen vornehmen lassen, und es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß in diesem Jahre die erforderlichen Waldarbeiten fortgesezt werden. Ich glaube mich daher mit meinen Vorschlägen hier auf die Waldungen der Gemeinden, Stiftungen und größe­rer Privatwaldbcfizer, zu denen ich besonders die Stan­des- und Grundherren rechne, beschränken zu dürfen. In diesen Waldungen ließen sich nun folgende Arbeiten mit Rücksicht auf die Zeitumstände gegenwärtig nüzlich anordnen und ausführen.

1) Vor allem Anderen steht hier der Waldweg­bau, den wir in so vielen Gemeindewaldungen am gröbsten vernachlässigt finden, oben an. Wenn man Vicinal- und Feldwege im besten Zustande sehen kann, scheint oft alle Ordnung aufzuhören, sobald man die Wege im Walde betritt. Daß es löbliche Ausnahmen hievon gibt, darf man zur Ehre mancher Gemeinde nicht übersehen, allein in der Mehrzahl der Fälle liegt ein dringendes Bedürfnis zur Verbesserung der Ge­meindewaldwege vor. Woher die bisherige Vernachlässi­gung kommt, soll hier nicht weiter besprochen werden, wenn nur bald geholfen, die sezige Zeit benüzt und von den waldbesizenden Gemeinden und «Stiftungen berücksichtigt wird, wie Vieles gute Waldwege zu Ver­besserung des Waldzustandes, sowie zu Erhöhung des Holz- und Geldertrags der Waldungen beitragen, wie groß dagegen der Schaden ist, welcher durch vernach­lässigte Waldwege dem Waldbestande erwächst, wie von den Holzfuhrleuten nach allen Seiten hinausgefah­ren und dadurch auch der Boden verdorben wird, be­sonders durch die harten und nassen Stellen, welche entstehen, wenn keine geordneten Wege angelegt sind. Wir wollen ganz davon absehen, welcher bedeutende Gewinn den Gemeindckassen dadurch entgeht, daß die Holzkäufer um so weniger für das anzukaufende Holz bezahlen können, se mehr sie wegen schlechter oder gar nicht vorhandener Wege an Kosten für Fuhr- oder Trägerlohn bezahlen müssen;wir wollen nur die Frage stellen, ob es für die Angehörigen einer Gemeinde von keinem Vortheile ist, wenn sie ihr Holz aus dem Gemeindewald mit der Hälfte und noch weniger Auf­wand an Zeit, Menschen- und Thierkraft beziehen kön­nen, und ob es nicht zu wünschen ist, daß die furcht-

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Flüche der Fuhrleute im Walde aufhören. Der produk­tionsfähige Boden, welchen geordnete, nicht zu breite Waldwege in Anspruch nehmen, ist für die Holzzucht nicht gänzlich verloren, in sofern den an den Seiten der Wege wachsenden Bäumen größerer Ernährungs­und Wachsthumsraum zu Statten kommt.

tzDen Verwaltern von standes- und grundherrlichen Waldungen bemerke ich noch weiter, daß viele Fälle nachgewiesen werden können, in welchen der Aufwand für die Herstellung eines ständigen Holzabfuhrweges durch den Mehrerlös von einem einzigen Jahresschlag gedeckt worden ist.

2) Die Anlegung von Pflanzschulen. Hierin liegt eines der wirksamsten und sichersten Mittel zur Hebung der Waldkultur, zu vollständigerer und aus­gedehnterer Benüzung des Waldbodens. Gemeinden, welche über 100 Morgen Waldfläche befizen, können schon mit Nuzen Pflanzschulen unterhalten, und man darf wohl für je 100 Morgen Waldland Morgen zu Saat- und Pflanzschulen bestimmen. Die Kosten find im Vergleich zu den damit verbundenen Vortheilen so gering, daß kein Waldbeflzer länger dieses vortreffliche Mittel zu einer vollkommeneren Wirtschaft entbehren sollte. Es gibt viele Fälle, zumal im Schwarzwald, wo von Wild kein Schaden zu befürchten ist und deß- halb die Pflanzschulen ohne Umfriedigung hergestcllt werden können. Wo also in der nächsten Zeit größere Waldkulturen, z. B. durch Abtretung von Weiden re., zu vollziehen find, versäume man doch nicht, sogleich kleine Pläze von gutem Boden und günstiger Lage auszusuchen, gehörig bearbeiten zu lassen (wre in der Obstbaumschule der Boden bearbeitet wird) und Saat­beete mit denjenigen Holzarten anzulegen, welche dem­nächst angepflanzt werden sollen, (lieber die Anlegung von Saat- und Pflanzschulen kann jeder Forstmann, der ein Buch über Waldbau gelesen hat, nähere Aus­kunft geben. Auch können wir uns in dieser Beziehung aus Mittheilungen im Wochenblatt f. L. u. H. Nro 44 von 1845 beziehen.)

Unterhält der Waldbeflzer eine eigene Pflanzschule, so ist er nicht genöthigt, aus fremden Pflanzschulen die schlechteren Sezlinge, öfters den Ausschuß, welche über- dieß durch den Transport noch mehr verdorben werden, zu kaufen oder wichtige Pflanzungen zum Nachtheil der Wirthschaft zu verzögern, am Ende ganz zu unterlassen.

3) Die Ausführung von Pflanzungen in den Waldungen und außerhalb derselben. Dadurch kann in diesem Frühjahr von jezt an eine große Zahl von Menschen, Männer und weibliche Personen vom 15jährigen Alter an, beschäftigt werden. Man darf nur schleunigst die Waldungen der Gemeinden in dieser Hinsicht untersuchen und man wird finden, daß noch manche des Anbaues und der Bepflanzung bedürftige oder würdige Stellen vorhanden sind. Hier ist ein weites Feld für forstliche Regsamkeit und Beschäftigung " der Armen eröffnet.

Es sind nicht bloß öde Flächen, welche mit passen­den, in Pflanzschulen erzogenen Holzarten bepflanzt werden können, sondern besonders in den Schlägen und in den bis dahin vollzogenen Kulturen, an Wegen und außerhalb des Waldes sind noch viele Hunderttausende von Holzpflanzen zum Vortheil der Waldbeflzer und des allgemeinen Wohles zu sezen. Besonders möchte ich auf diejenigen Laubholzbestände aufmerksam machen, welche schon lange Zeit als Ausschlagwaldungen be­handelt werden und wo eine Menge alter, einen kräf­tigen Wiederausschlag versagender Stöcke vorhanden ist, welche ausgegraben und durch junge Pflanzen er- sezt werden sollen.

Wenn es auch Regel ist, zur Pflanzung nur solche Pflänzlinge zu verwenden, welche zu diesem Zweck be­sonders angezogen worden sind, sep es nun in Saat- und Pflanzschulen oder auf freien Pläzen im Walde, z. B. in ehemaligen Stumpenlöchern, so gibt es doch auch viele, unter günstigen Verhältnissen erwachsene, zum Vcrsezen brauchbare Pflänzlinge in den Waldun­gen, die, bei Mangel von Pflanzenvorräthen in den Pflanzschulen, zu, den in den nächsten Jabren vo