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Beilage
zum
Amts- und JtttelligenzBlatt für den OberamtsBezirk Neuenbürg
Tiro. 23. den 27. Mar) 1847.
Ueber die Fortdauer
der
Kartoffelkrankheit
und die
in Bezug auf den Llnbau der Kartoffel in gegenwärtiger Leit zn ergreifenden Maßregeln
Von Direktor v. Pabst in Hohenheim.
(Fortsezung und Schluß.)
4) Weitere Kultur der Kartoffel.
Alles, was sich auf das Verfahren bei der
Saat bezieht, wollen wir in der III. Abtheilung dieses Aufsazcs erst berühren. Im Uebrigen aber ist jedem erfahrenen Landmann bekannt, daß ein sorgfältiges Reinhalten, ein mehrmaliges Behacken und Behäufeln der Kartoffelpflanzung nicht unterbleiben darf.
Man hat bei dem ersten Anzeichen des Erscheinens der Kartoffelkrankheit auch versucht, derselben dadurch Einhalt zu thun, daß man das Kraut möglichst schnell über dem Boden abgenommen und weggebracht, die Kartoffel aber noch längere Zeit im Boden gelassen hat. Von mehreren Seiten, z. B. durch Gerichrsnotar Steeb in Pfullingen, ward versichert, daß man dann wenig oder gar keine kranke, aber auch weniger ganz ausgebildete Kartoffeln erhalten habe. Andererseits, z. B. nach Angaben in den Annalen der preußischen Landwirthschaft, hatte man durch das Krautabschueiden noch mehr Kranke erhalten. In Hohenheim zeigte sich von dem Abschneiden des Krautes, beim ersten Eintritt der Krankheit vorgenommen, kein günstigeres Resultat als da, wo man es später (etwa 8 Tage vor der Ernte) abnahm. Nach solchen Thatsachen scheint mir kein Grund vorhanden, das Abschneiden des Krauts bei Anzeichen der eintretenden Kartoffelkrankheit vorzunehmen , denn man wird -diese dadurch nicht sicher abhalten, kann aber den Ertrag im Ganzen leicht beeinträchtigen.
5) Verfahren bei der Ernte und Aufbewahrung.
Ob es bei eintretender Krankheit rathsam sey, die Saatkartoffeln rasch aus dem Boden zu thun oder sie noch länger darin jzu lassen, darüber sind die Ansichten auf den Grund gemachter Erfahrungen getheilt. Die meisten aus Württemberg uns zugegangenen Mittheilun- gcn, z. B. vonOr. Koch in Laichingen, Schuldheiß Reiser in Egesheim, O.A. ^paichingen, sprechen sich für das frühere Austhun aus. Es
dürfte hiebei Vieles auf Zeit und Umstände ankommen. Wenn die Krankheit eintritt, bevor die Knollen gehörig ausgebildet sind, so dürfte es nicht zu rachen seyn, sie schnell auszuthun, es sey denn, daß die Fäulniß sehr stark um sich greift. Wenn aber die Kartoffeln schon gut ausgebildet sind zur Zeit, wo vie Krankheit zum Vorschein kömmt, mag das Austhun sicherer seyn, zumal auf einem nassen Boden oder wenn nachher anhaltend nasses Wetter eintritt. Uebrigens hat man häufig zu wenig beachtet, daß die früh ansgechanen, theilweise schon kranken Kartoffeln auch nach dem Austhun noch weiter erkrankten.
Was ich schon im vorigen Jahre empfohlen, hat sich auch lezten Herbst wieder sehr gut bebewährt, nämlich die ausgethanen Kartoffeln zuerst im Felde auf spizen Haufen und mit Stroh und Kartoffelkraut gedeckt mehrere Wochen sizen zu lassen und sie erst, nachdem sie ausgeschwizt haben, bei kühlerem Wetter einzubringen. Auf die Keller kömmt dann noch Vieles an. Sind sie trocken, lustig und kühl, dann halten sich die Kartoffeln, wenn sie gesund hineinkommen, auch gut; bei weniger guten Kellern ist es rathsam, einen Rost von Holz, Latten re. zu machen, worauf die Kartoffeln zu liegen kommen, und auch durch Verschlüge dafür zu sorgen, daß sie an feuchte Mauern nicht angelegt werden.
Wie die Kartoffeln im Großen in sogenannten Mieten im Freien gut aufbewahrt werden, habe ich in meiner Anleitung zum Kartoffclbau näher beschrieben. Die nach diesen Angaben auch vom lezten Herbst her hier aufbewahrten Kartoffeln haben sich wieder vollkommen gut gehalten.
III. Wie ist bei dem jezigen Saatmangel und den ausserordentlichen Preisen der Kartoffeln bei der Saat am vor- theilhaftesten zu verfahren?
Diese wichtige Frage will ich versuchen in folgenden Abtheilungen näher zu erörtern
1) Was für Sorten sind zu wählen?
Im grossen Durchschnitt hat sich in den beiden lezten Jahrgängen herausgestellt, daß, ab-