113

Beilage

zum

Amts- und JtttelligenzBlatt für den OberamtsBezirk Neuenbürg

Tiro. 23. den 27. Mar) 1847.

Ueber die Fortdauer

der

Kartoffelkrankheit

und die

in Bezug auf den Llnbau der Kartoffel in gegenwärtiger Leit zn ergreifenden Maßregeln

Von Direktor v. Pabst in Hohenheim.

(Fortsezung und Schluß.)

4) Weitere Kultur der Kartoffel.

Alles, was sich auf das Verfahren bei der

Saat bezieht, wollen wir in der III. Abtheilung dieses Aufsazcs erst berühren. Im Uebrigen aber ist jedem erfahrenen Landmann bekannt, daß ein sorgfältiges Reinhalten, ein mehrmaliges Be­hacken und Behäufeln der Kartoffelpflanzung nicht unterbleiben darf.

Man hat bei dem ersten Anzeichen des Er­scheinens der Kartoffelkrankheit auch versucht, derselben dadurch Einhalt zu thun, daß man das Kraut möglichst schnell über dem Boden abgenommen und weggebracht, die Kartoffel aber noch längere Zeit im Boden gelassen hat. Von mehreren Seiten, z. B. durch Gerichrsnotar Steeb in Pfullingen, ward versichert, daß man dann wenig oder gar keine kranke, aber auch weniger ganz ausgebildete Kartoffeln erhal­ten habe. Andererseits, z. B. nach Angaben in den Annalen der preußischen Landwirthschaft, hatte man durch das Krautabschueiden noch mehr Kranke erhalten. In Hohenheim zeigte sich von dem Abschneiden des Krautes, beim er­sten Eintritt der Krankheit vorgenommen, kein günstigeres Resultat als da, wo man es später (etwa 8 Tage vor der Ernte) abnahm. Nach solchen Thatsachen scheint mir kein Grund vor­handen, das Abschneiden des Krauts bei Anzei­chen der eintretenden Kartoffelkrankheit vorzuneh­men , denn man wird -diese dadurch nicht sicher abhalten, kann aber den Ertrag im Ganzen leicht beeinträchtigen.

5) Verfahren bei der Ernte und Auf­bewahrung.

Ob es bei eintretender Krankheit rathsam sey, die Saatkartoffeln rasch aus dem Boden zu thun oder sie noch länger darin jzu lassen, darüber sind die Ansichten auf den Grund ge­machter Erfahrungen getheilt. Die meisten aus Württemberg uns zugegangenen Mittheilun- gcn, z. B. vonOr. Koch in Laichingen, Schuld­heiß Reiser in Egesheim, O.A. ^paichingen, sprechen sich für das frühere Austhun aus. Es

dürfte hiebei Vieles auf Zeit und Umstände an­kommen. Wenn die Krankheit eintritt, bevor die Knollen gehörig ausgebildet sind, so dürfte es nicht zu rachen seyn, sie schnell auszuthun, es sey denn, daß die Fäulniß sehr stark um sich greift. Wenn aber die Kartoffeln schon gut aus­gebildet sind zur Zeit, wo vie Krankheit zum Vorschein kömmt, mag das Austhun sicherer seyn, zumal auf einem nassen Boden oder wenn nach­her anhaltend nasses Wetter eintritt. Uebrigens hat man häufig zu wenig beachtet, daß die früh ansgechanen, theilweise schon kranken Kartoffeln auch nach dem Austhun noch weiter erkrankten.

Was ich schon im vorigen Jahre empfohlen, hat sich auch lezten Herbst wieder sehr gut be­bewährt, nämlich die ausgethanen Kartoffeln zuerst im Felde auf spizen Haufen und mit Stroh und Kartoffelkraut gedeckt mehrere Wochen sizen zu lassen und sie erst, nachdem sie ausgeschwizt haben, bei kühlerem Wetter einzubringen. Auf die Keller kömmt dann noch Vieles an. Sind sie trocken, lustig und kühl, dann halten sich die Kartoffeln, wenn sie gesund hineinkommen, auch gut; bei weniger guten Kellern ist es rathsam, einen Rost von Holz, Latten re. zu machen, wo­rauf die Kartoffeln zu liegen kommen, und auch durch Verschlüge dafür zu sorgen, daß sie an feuchte Mauern nicht angelegt werden.

Wie die Kartoffeln im Großen in sogenann­ten Mieten im Freien gut aufbewahrt werden, habe ich in meiner Anleitung zum Kartoffclbau näher beschrieben. Die nach diesen Angaben auch vom lezten Herbst her hier aufbewahrten Kartof­feln haben sich wieder vollkommen gut gehalten.

III. Wie ist bei dem jezigen Saat­mangel und den ausserordentlichen Prei­sen der Kartoffeln bei der Saat am vor- theilhaftesten zu verfahren?

Diese wichtige Frage will ich versuchen in folgenden Abtheilungen näher zu erörtern

1) Was für Sorten sind zu wählen?

Im grossen Durchschnitt hat sich in den bei­den lezten Jahrgängen herausgestellt, daß, ab-