gerechnet einige besonders zärtliche und feine Sorten, die früh reifenden Kartoffeln (Frühkar­toffeln) weniger von der Krankheit gelitten ha­ben, als die Spätkartoffeln. Viele Bestätigun­gen liegen uns vom Aus - und Jnlande her vor. Um von den aus dem Jnlande eingegangenen Mittheilungen über gemachte Wahrnehmungen einige Gewährsmänner anzuführcn, beziehe ich mich auf die Anführungen des Schnldheissen Frasch in Oberroth (Gaildorf), des Lehrers Koch in Sulzgries (Eßlingen), des Gerichts- Notars Steeb in Pfullingen. Auch in hiesiger Gegend sind die früheren Kartoffeln mehr, je­doch durchaus nicht ganz verschont geblieben. In Hohenheim hatten allein die wenigen aller- frühesten Sorten gar keine Kranke, wohl aus der Ursache, weil ihr Kraut schon abgestorben war, bevor die Krankheit an dem Kraute der übrigen sich zu zeigen begann.

Wenn wir uns nun auch auf diese Erschei­nungen noch nicht zu sehr verlassen, auch nicht vergessen dürfen, daß die Spätkartoffeln durch- fchnittlich besser lohnen und sich länger gut halten, als die Frühkartoffeln, so ist cs doch gewiß ge­rechtfertigt und anznrathen, dieses Jahr viel Frühkartoffeln auszulegen, insoweit Samen da­von vorhanden oder zu erhalten ist. Dafür spricht besonders noch der Umstand, daß es dermalen höchst wichtig ist, möglichst frühzeitig neue eßbare Kartoffeln zu erhalten.

Welche Sorten von «Lpätkartoffeln vorzugs­weise zu empfehlen seyen, ist schwer zu sagen. Ueberdieß werden die wenigsten Kartoffelbauer in der Lage seyn, darin viel wählen zu können, sondern das nehmen müssen, was sie haben oder erhalten können. Die hier seit Jahren im Großen gebaute Lerchcnkartoffel und die rothe Märkische haben sich beide besser gehalten, als die blaue Filderkartoffel und die Rohaukartoffel.

2) Kann man Kartoffeln zur Saat verwenden, welche an der Krankheit gelitten hatten?

Es liegen viele übereinstimmende Nachwei­sungen vor, daß solche Kartoffeln, welche im Herbst 1845 von der Krankheit ergriffen gewe­sen, aber nicht naßfaul geworden waren, im Jahr 1846 zur Saat verwendet, sich gut bewährt haben. Aus den eingegangenen Mittheilungen einige zu nennen, führe ich als Beleg an:

a) Herr Generallieutenant v. R ö d e r in Ludwigsburg schrieb, daß ein Bürger in Heu­tingsheim aus Noch Morgen im Frühjahr 1846 mit stark erkrankt gewesenen, aber wieder aufgetrockneten Kartoffeln bepflanzte und davon 27 Säcke ganz gesunde Kartoffeln erntete.

b) Schultheiß Maulen in Untertürkheim erhielt von ausgesezten kranken Kartoffeln (in Gruben aufbewahrt) gesunde, während er aus gesundem Samen theilweise kranke erntete.

e) Kameralverwalter Umfried in Hirsau erhielt ebenso aus kranken Kartoffeln gesunde.

In Hohenheim pflanzten wir von verschie­denen Sorten kranke und gesunde Saatknollen auf besondere Beete aus. Das Resultat war, daß das Verhältniß an Kranken und Gesunden bei beiden gleich war. Wenn wir nun auch keineswegs hieraus den Schluß ziehen wollen, daß man lieber kranke als gesunde Kartoffeln auslegen solle, vielmehr ein völlig gesundes Saat­gut vor einem schadhaften vernünftigerweise im­mer den Vorzug behält; so dürfte man doch die­ses Jahr kein sehr großes Bedenken tragen, auch solche Kartoffeln mit zur Saat zu verwenden, welche die Spuren der Krankheit noch an sich tragen, ohne im Innern in Fäulniß übergegan­gen zu seyn.

3) Sollen wir die Kartoffeln aus Samenkörnern ziehen?

Daß die aus dem eigentlichen Samen der Kartoffelpflanze gezogenen jungen Knollen, wenn sie im folgenden Jahre wieder zu Samen ver­wendet werden, vor der Krankheit nicht sicher sind, darüber liegen viele übereinstimmende Er­fahrungen vor.*) Es ist daher eine Täuschung, wenn man glaubt, durch Erziehung aus dem Samen und weitere Fortpflanzung der jungen Knollen für die nächste Zeit der Gefahr, schlechte Kartoffelernten zu machen und faulkranke Knollen zu erhalten, überhoben zu seyn. Daß aber der Erziehung von Kartoffel aus dem Samen in Bezug auf den ökonomischen Nuzen noch mehrere Bedenken entgcgenstehen, dieß ist in Nro. 4 des Wochenblatts für Land- und Hauswirthschaft erst kürzlich auseinandergesezt worden. Dennoch ist sehr zu wüwchen, daß sich recht Viele in dieser neuen Erziehungsmethode verbuchen und dabei nach der gegebenen Vorschrift verfahren **) denn wenn ein recht sorgfältiges Verfahren eingehalten und ein wohl zubereitetes Land zur Auspflan­zung der aus dem Samen gezogenen Kartoffel­pflanzen gewählt wird, kann ein guter Ertrag und können auch schöne gute Samenkartoffeln für die Folge gewonnen werden.

Wenn nun aber auch hier und da durch Er­ziehung von Kartoffelpflanzen aus dem Samen etwas an Saatgut erspart werden kann, so ist dieß doch im Ganzen von nur geringem Belange, denn auf der einen Seile fehlt der Same, auf der andern Seite sind über diese ganze Methode noch zu wenig sichere Erfahrungen gemacht, um sie allgemein empfehlen zu können.

*) Von den in neuester Zeit eingegangencn Mittei­lungen möge die von Helfer Memminger in Pful­lingen gemachte hier noch erwähnt sepn, wonach die im Jahr 1845 aus dem Samen gezogenen kleinen Kartof­feln theilweise schon erkrankten, während im Jahr 1846, nachdem die 45r Kartoffeln ausgelegt waren, viele kranke davon entstanden.

**) Zu dem Ende hat die Centralstelle des land­wirtschaftlichen Vereins die unentgeldliche Verteilung von Kartoffelsamen angeordnet.