107
Beilage
zum
Amts- und JntelligerrzBlatt für den OberamtsBezirk Neuenbürg
Uro. 2T. den 2't. März
er -re Fortdauer
der
Kartosfelkrankheit
und die
in Bezug auf den Anbau der Kartoffel in gegenwärtiger Zeit zn ergreifenden Maßregeln.
Von Direktor v. Pabft in Hohenheim.
(F o r t s e z u n g.)
3) Düngung.
Was die Düngung betrifft, so muß zwar zugegeben werden, daß gewöhnlicher guter Rindviehmist in günstigen Jahrgängen der Kartoffel- kultnr durch bedeutend größeren Ertrag wesentlichen Nutzen gewähre; auch kann nicht behauptet werden, daß das Unterlassen des Düngens mit Stallmist überall gegen die Sommer- und Herbstfäule geschüzt habe. Die Mehrzahl der uns zugekommenen und bekannt gewordenen Erfahrungen sowohl vom Jahr 1845 als vom Jahr 1846 stimmen aber darin überein, daß da, wo mit frischem Stallmist stark gedüngt worden, die ' Kartoffelkrankheit in der Regel stärker eintrat, als da, wo unter sonst gleichen Verhältnissen eine solche Düngung unterblieb. Von den vielen uns darüber zugegangenen Mittheilungen wollen wir nur die des Schuldheiffen Fra sch in Ober- roth, O.A. Gaildorf, anführen, welcher 1845 nach starker Düngung sehr viele kranke Kartoffeln erhielt, während er 1846 auf demselben Felde und aus dem von der 45r Ernte genommenem, zumThcil kranken Samen nach blosser Aschendüngung ganz gesunde Kartoffeln erntete; in der Markung Obcrrvth war aber auch 1846 die Krankheit wieder viel verbreitet. Auch in Hohenheim hatten wir nach frischer starker Düngung mehr kranke Kartoffeln, als auf dem im Herbst und Winter mäßig gedüngten und dem gar nicht gedüngten Lande. Darum rathe ich auch Heuer wieder, gleichwie im vorigen Jahr, frische und starke Düngung zu vermeiden, wenn irgend anderes noch hinlänglich kräftiges Land zu Gebot steht, oder doch lieber zu anderen Dungmitteln zu greifen, die sich gegen die Krankheit besser bewährt haben.
Wenn nun auch von keinem Dungmittel bis jezt behauptet werden kann, daß es gegen die Kartoffelkrankheir vollkommen schüze, so haben sich doch mehrere in der Weise bewährt, daß die Krankheit in geringerem Maaße und in einzelnen Fällen gar nicht
darnach auftrat. Die zu dem Ende empfehlens- wertheren Dungmittel aber sind:
u) Holzasche, Kalk und Gyps. Eine Mischung dieser drei Stoffe so angewendet, daß zu jeder Saatkartoffel eine Handvoll gestreut wird, ist an und für sich für die Kartoffeln ein sehr geeignetes Dungmittel, sobald das Land nicht ganz mager und nicht sehr hizig ist. Fehlt cs an Asche und hat man gebrannten Kalk, so wende man hievon V- mit Gyps an. Hat man gute Torsasche, so nehme man V- oder'/, davon und V- oder V, Holzasche und weniger Kalk oder lasse den Kalk ganz weg. Manche, welche diese Düngung vergleichend gegen Mift- düngung anwendeten, wollen ihre Pflanzung ganz oder fast ganz dadurch gegen die Krankheit geschüzt haben. In Hohenheim hatten wir bei Anwendung jenes Streumittels sowohl auf zugleich mit Mist gedüngtem, wie auf ungedüng- tem Lande zwar auch noch kranke Kartoffeln, allein unsere Kartoffeln widerstanden doch der Krankheit mehr (sie hatten nur etwa V, kranke und diese konnten fast alle noch benuzt werden) und gaben noch mehr als eine halbe Ernte. Wir litten überhaupt weniger als unsere Nachbarschaft, was ich freilich weniger der Aschen- und Kalkdüngung als der in allen Beziehungen eingetretenen sorgfältigen Behandlung, zum Theil auch unfern Kartoffelsorten beimcsse.
Anführungswerth dürste noch folgende von vr. Schinz-Geßner aus Zürich eingegangene Mittheilung seyn: „Auf einem mit Stallmist und später auch noch mit Gülle gedüngten Acker, welcher mit Kartoffeln bepflanzt worden war, wurden 25 Stöcke beim Häufeln noch mit einer Handvcll Gyps auf jeden Stock versehen. Blos diese 25 Stöcke aber hatten bei der Ernte ganz gesunde Kartoffeln, alle übrigen hatten mehr oder weniger kranke." In Hohenheim blieben dagegen die bei der Saat mit Gyps bestreuten Kartoffeln nicht verschont.