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Kohlrübe und Brachrübe, weniger die gelbe Rübe und so gut wie gar nicht die Pastinake.

Die Runkelrübe (Augersche, Dickwurz) verdient Behufs der Viehfütterung nicht nur wie bisher, sondern noch stärker angebaut zu wer­den. Nur sollte man für tiefe Lockerung des dazu bestimmten Landes, namentlich mittelst Anwen­dung des Untergrundpfluges mehr thun, weil dadurch ihr Ertrag ausserordentlich erhöht wird; auch sollte man die besseren (nahrhafteren) Sor­ten wählen, wie die gelbe runde Oberdörfer und die Zuckerrübe. Wir haben im vorigen Jahre von 29 Morgen theils Zucker-, theils Oberdör­fer Runkelrüben über 11000 Centner geerntet, oder per Morgen fast netto 400 Centner. Die­sem großen Ertrage, verbunden mit den hohen Heuerträgen unserer Wässerungs- und mit Com- post gedüngten Wiesen und unserer Kleegras­schläge, haben wir es zu verdanken, daß wir den hiesigen großen Viehstand aufs Beste bis zum Sommer zu ernähren im Stande sind und daß uns in dieser Beziehung der Ausfall in den sonst zur Verfütterung kommenden Kartoffeln in keine Verlegenheit gesezt hat. Der Landwirth muß nicht Alles auf eine Karte, nie zu viel auf eine Karte sezen! Von Verwendung der Run­kelrübe zur menschlichen Nahrung wollen wir nicht reden, sie ist keine Speise für uns und auch das Runkelrübenbrod dürfte unter den Brod- surrogaten in lezter Linie stehen.

Die Unterkohlrabe (Kohlrübe) ist der Runkelrübe in feuchter Lage, auf feuchrem Bo­den theils an die Seite zu sezen, tbeils vorzu­ziehen. In mehr trocknen Lagen ist sie unsicherer und trägt bedeutend weniger. Sie ist bekanntlich als Gemüse sehr anwendbar, besonders wenn man eine gute Sorte, wie die gelbe oder sogen, schwedische Kohlrübe, wählt.

Die Brachrübe (weiße Rübe, Stoppel­rübe, Turm'ps) wird in verschiedenen Gegen­den von Württemberg schon häufig gebaut, aber ihre Kultur läßt noch eine große Vervollkomm­nung zu theis dadurch, daß man ihr ein besser und tiefer vorbereitetes und stärker durchdüngtes Land zuweist, und daß man sie in Reihen säet und die Reihen noch mit feinem Compost, Kno­chenmehl, Guano und dergleichen düngt und dann zwischen den Reihen aufs Fleißigste ar­beitet; theils dadurch, daß man bessere nahrhaf­tere Sorten, namentlich die besseren englischen Turnipsarten wählt. Da sedoch diese Rübe in trocknen Sommern weit eher als die Runkelrübe mißräth, und da sie auch nicht wie diese bis ins Frühjahr hinein sich aufbewahren läßt, sondern nur bis gegen Neujahr, so wird im Allgemei­nen die Runkelrübe den Vorzug bei uns behaup­ten. Für leichten und doch fruchtbaren Boden, zumal in feuchter Lage, verdient jedoch die weiße Rübe auch neben andern Arten gebaut zu wer­den, denn man hat zur Düngung und Vorbe­

reitung des Landes Zeit bis in den Juni und unter günstigen Umständen kann der Ertrag sehr groß seyn. Ueberdies empfiehlt sie sich zum Anbau als Stoppelfrucht. Die besseren Sorten, zu denen auch die in öffentlichen Blättern etwas über Verdienst empfohlene Wortfelder Rübe gehört, haben als Speise für die Menschen un­gefähr denselben Werth wie die Unterkohlrüben.

Die gelbe Rübe (Möhre), welche im Grö­ßeren noch wenig angebaut wird, ist in vieler Beziehung zum stärkeren Anbau zu empfehlen, denn bet guter Kultur gibt sie großen Ertrag, die Wurzeln sind zu Gemüsen und Suppen sehr- gut und als Futter für die Thiere das gesündeste und angenehmste Wurzelwerk von allen, das z. B. bei Pferden, besonders bei Fohlen und Mutterstuten, die Körner zum Theil ersczen kann. Die Aufbewahrung ist zwar etwas schwie­riger als die der Runkelrübe, indem sie viel Luft verlangen, weßhalb man sie in guten Kel­lern oder Magazinen mit Stroh dnrchschichiet; bei gehöriger Vorsicht lassen sie sich aber bis zum Mai durchbringen. Es erfordert jedoch die Kultur dieser Rübe einen kräftigen, tief bear­beiteten, wo möglich gcspateten Boden, eine frühe Saat und ein etwas mühsames Jäten und Bearbeiten. Dieser lezte Umstand sollte aber den wiirttembergischen Landmann am wenigsten ab­halten, Möhren zu bauen, sobald er den rech­ten Boden hat, denn Mühe und Arbeit nicht scheuen ist sein Ruhm und der Lohn dafür wird hierbei nicht ausbleiben. Ich werde die Kultur der gelben Rübe, welche in Hohenheim bisher auf V- Morgen beschränkt war, dieses Jahraus 3 Morgen ausdehnen. Ueberhaupt aber dehne ich den Anbau der verschiedene» Rübenarten io weit aus, daß etwa mehr Rüben als Kar­toffeln gebaut werden, während sonst im Ver­gleich gegen Kartoffeln etwa ^ weniger Run­kelrüben (die einzige im Größeren gebaute Rübe) angepflanzt wurden, oder mit andern Worten: der Kartoffelbau ist um eingeschränkt, der Rübenbau um ausgedehnt.

Zulezt muß ich noch auf dre Pastinake auf­merksam machen, welche der gelben Rübe ähn­lich, aber noch nahrhafter und für die Menschen als Speise noch angenehmer ist. Sie hat auch die gute Eigenschaft, daß sie im Boden über­wintert und dann im Frühjahr ein sehr gutes Gemüse und Futter ist.

3. H ülsen früchte.

Wir bauen zwar Bobnen, Erbsen und Linsen, allein der Anbau der Bohnen und Erbsen hat neuerer Zeit mehr ab- als zugenom­men und so ist es natürlich auch mit deren Ver­brauch als Speise gegangen. Und doch kennt man den Werth der Ackerbohne als Zuthat zu einem kräftigen Brode und würde jczt sehr froh daran seyn, deren nur mehr hiefür zu haben; und welche kräftige Speise sind die Erbsen und