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Blick unruhig durch's Fenster, wo der Pfarrer weg-' blickte, wandten sich die Köpfe nach den zerbrochenen Scheiben; und kam an ein Kind die Reihe, zu lesen, so hatte es richtig die Zeilen verloren. Als daher der Pfarrer sab, daß cs vergeblich war, die Aufmerksamkeit der Kinder von dem bunten Schauspiele, das sich draußen gestaltete, in die dunkle Schulstube zurückzurufen, entließ er sie. Fröhlich drängte sich der Schwarm durch die Thüre, auf die Straße; der Pfarrer aber ging nachdenklich und traurig nach Haus.
Es war ei» Vortrupp der deutschen Bundcsarmee, die in das Dorf einrückte und hier Rasttag machen wollte. Unter kriegerische!» Musikklang zogen sie die Straßen hinauf bis zu dem freien Platz vor der katholischen Kirche; hier machten sie Halt; die Quartierzettel wurden ausgetheilt, und die Soldaten zerstreuten sich in ihre Quartiere.
Ihre Aufnahme war überall ziemlich gleich; sie kamen als zum Theil schon übermüthige Sieger zu einem Volk, das vor kurzem noch in ihren eigenen Landen geherrscht hatte, das sich jetzt in die plötzliche Umwandlung mit bitter», widerstrebenden Gefühlen fügte und in die kaum entschwundenen glänzenden Tage des Kaiserreichs zurücksehnte. Noch hielt sich zwar der Kaiser, aber der bei Bricnne erkämpfte Sieg ließ den Ausgang des Kampfes kaum zweifelhaft; die Bundestruppen marschir- ten nach Paris, wohin Napoleon sich zurückgezogen hatte.
(Fortsczung folgt.)
Aeußerst merkwürdig sind die Wirkungen der Penny- Post in England. Während unmittelbar vor Einführung der PennyBriefpost 75,000,000 portozahlende Briefe durch die Posten des Landes befördert wurden, hat die Zahl solcherBriefe im vorigen Jahre 299,500,000, also das Vierfache jenes früheren Umlaufes, betragen. In dem Postbezirk London allein werden jezt so viele Briefe versendet, als unter dem alten System im ganzen vereinigten Königreich. Das sind die Folgen der Ermäßigung des Briefportos!
In England giebt man sich allen Ernstes große Mühe, die Irländer ans Essen zu gewöhnen, nämlich von suppe und Gemüse. Beide Speisen sind bei ihnen gründlich verachtet. Und doch glaubt man ihnen damit viel besser und nachhaltiger helfen zu können als mit allen Geldunterstüzungen. Denn wenn die Irländer Gemüse und andere Küchenkräuter bauen und essen wollten, würden sie nicht verhungern, wenn die Kartoffelernte mißräth. Die Engländer selbst aber wollen nicht mit gutem Beispiele vorangehen und ziehen vor der Hand auch ein Beefsteak der Suppe vor. — Aus den Listen der Leichenschauer geht hervor, daß seit vorigem Herbst in Irland über 30,000 Menschen am Hunger und den daraus entstandenen Krankheiten gestorben sind.
In ** schickte kürzlich eine Schusterin ihren Lehr- burfchen in später Nacht nm einen Groschenwecken. Der Bursche klopfte an den Laden des Bäckers, der ihm jedoch erwiderte, es lohne sich nicht der Mühe, für einen Groschen den Laden zu öffnen. „Nun so stecken Sie das Brod durch's Schlüsselloch heraus," entgegnete der wizige Schusterbube.
Wohlthat des starken SchnürenS. EinDoctor der Philosophie beweist die Wohlthat des starken SchnürenS dadurch, daß er sagt: „Es nimmt alle albernen Frauenzimmer von der Erde und läßt nur die Vernünftigen darauf zurück, damit diese gute Frauen werden."
Den Argwohn kannst du leicht betrügen; Sprich wahr, so wird er sich selbst belügen.
Die Wünsche, die am Tage steh'n im Dunkeln,
Die fangen des Nachts zu glühen an, zu funkeln;
Die Narben, die am Tag' im Herzen ruhten,
Die fangen des Nachts zu schmerzen an, zu bluten; Die Thränen, die am Tage sich verschließen,
Die fangen des Nachts zu tropfen an zu fließen;
Die Tobten, die sich des Tags vor uns verbergen, Die steigen des Nachts aus ihren Särgen;
Die Stimme des Gewissens, die wir am Tag' bethören. Die läßt des Nachts sich donnerähnlich hören; Begierden, die der Tag gezähmt hält hinter Gittern, Sie dringen Nachts hervor gleich Ungewittern; Hoffnungen, die der Tag hält stramm am Zügel, Bekommen in der Nacht Gewalt und Flügel;
Den Himmel, den des Tags wir kaum betrachten,
Den seh'n wir gläubig an, wenn es beginnt zu nachten; Die Welten, die am Lage unsichtbar im Raume, Erscheinen Nachts im Lichterkranz am WeihnachtsbaumeI D'rum wenn die Nacht den Tag kommt abzulösen, Erscheint als Freundin sie den Guten, als Feindin nur
den Bosen!
Goldne Sprüche des Großvaters auf dem Lande.
(Fortsetzungaus Nro. 12.) Gartenbau..
Kunigund (3. März) mach warm von unt.
Gertraud (17. März) ist die erste Gärtnerin.
Skt. p cnedikt (12. März) macht die Zwiebele dick- Um Mariä Verkündigüng (25. März)
Nimmt man die Deck von Wein und Bäumen wiederum.
Wenns' der Hornung gnädig macht,
Bringt der Lenz den Frost bei Nacht.
Zu Anfang oder zu End
Dem März seinen Gift send't.
Vor Servati (13. Mai) kein Sommer,
Nach Servati kein Frost.
Kein Reif nach Serva;
Kein Schnee nach Bonifaz.
Pancra;, Servaz und Bonifaz (12 — 14.— Mai find drei Eismänner.
Die drei gcstr.nge > Herren behaupten ihr Recht.
Am Skt. Johannistag (24. Junius) soll man die Zwiebeln lege»._^ ^
Sinnspruch.
Auf Kinder wirket nichts so schwach, als eine Drohung, die nicht noch vor Abend in Erfüllung geht.
Jean Paul.
Auflösun g der Charade in Nro. 20.
Meineid.
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Calw, den 13. März 1847.
Fruchtpreise, Brod- und Fleischtare.
Kernen d.Schfl. 28 fl. 30 kr. 28 fl. 5 kr. 27 fl. 48 kr.
Dinkel » 12 fl. 18 kr. 12 fl. - kr. 11 fl. 48 kr.
Haber " 8 fl. 48 kr. 8 fl. 25 kr. 8 fl. - kr.
Roggen d. Sri. 2 fl. 40 kr. 2 fl. 36 kr.
Gerste „ 2 fl. 20 kr. 2 fl. 15 kr.
Bohnen " 3 fl. 24 kr. 3 fl. - kr.
Wicken ,, 2 fl. - kr. 1 fl. 56 kr.
Linsen " 3 fl. 30 kr. 3 fl. 24 kr.
Erbsen " 4 fl. - kr. 3 fl. 30 kr.
Brod. 4 Pf.Kernenbrod kosten 23 kr., 4 Pf. schwarzes Brod 20 kr., 1 Kreuzerweck muß wägen 3V» Loth. Fleisch, per Pfund. Ochsenfleisch 9 kr. Rindfleisch, gutes 7 kr., geringeres kr. Kuhfleisch kr. Kalbfleisch 6 kr. Hammelfleisch 6 kr. Schweinefleisch, unabgezogen 11 kr., abgezogen 10 kr.
(Mit einer Beilage.)
Redigin, gedrückt und verlegt von C. M e e h in Neuenbürg.