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öfters überzustcigen, als er um die Magd freite. Wenn wir nun dies ruchbar machen, dann wird cs Verdacht erregen, das Gericht ihn vielleicht Helen und wenn man mehr Beweise verlangt, so zeigen wir das gefundene Taschentuch und sagen, dasselbe vor einigen Tagen im Hofe gefunden zu haben. So gewinnen wir vorerst Zeit, um den Todten wcgzuschaffcn.

Ein schlimmer Fund sprach der Bäcker, ihr wür­diger Teilnehmer an dem Morde, so wird die gefürch­tete Hausdurchsuchung vorerst abgcwcudet und nicht bis zu eurer Wohnung ausgedehnt. Aber dabei fällt mir etwas ein, was den Verdacht gegen Niklas nicht wenig vermehren wird. Am lczten Markttage befand ich mich mit dem Bauern, von dem ich inein Korn kaufte, bei dem »blauen Reiter'; ich mußte nick dem Bauern abrechnen und bat um ein Stück Papier, um daraus etwas anzuschreiben. Niklas gab mir einen Dcklarationsschein um aus dessen Rückseite zu schreiben. Seht hier ist er! Allein laßt uns in Acht nehmen; die Schrift auf dessen Hinterer Seite ist von meiner Hand. Dies muß vorher ausgclöscht werden; wir brennen das das Papier z. B. bis so weit auf; ich versuche dann gleich, wenn das Gericht zur Wittwc Andrecht geht, ins Haus zu kommen und finde dann zufällig diesen Deklarationsschei», welchen ich dem Gericht einhändige. Dieses wird nun mit demjenigen, was ihr unter die Nachbarn wegen Niklas ausstreut, den Verdacht gegen denselben verstärken und so cntgebcn wir aller Gefahr.

Dieser wohl durchdachte Plan wurde von ihnezi sämmtlich für zweckmäßig erfunden und wie wir ftn Verlauf der Erzählung sahen, ausgeftihrt. Die Folge davon war ja bekanntlich, daß Niklas ins Geiängniß kam. Allein nun geriet!) Leztcrer unversehens durch den Zimmermanu Isaak in ein schreckliches Gedränge. Schon versicherte ras Gerücht, daß er ersten Tags wohl auf die Tortur gebracht werde. So weit hatten jedoch die Mörder, denen es nur um Abwendung der augenblicklichen Gefahr, welche über ihren eigenen Häupter» schwebte, zu thun war, nicht gedacht, daß cs mit Niklas komm n würde. Die Menschlichkeit, deren sich auch der tiefgcsunkcnc Bösewicbt nicht ganz entledigen kann, erhob jezt ihre Stimme. Diese Stimme sprach laut für den arme» Niklas, der ihnen nie etwas zu Leide gethan hatte und doch durch sie in diesen Abgrund von Schande und Elend gestürzt war. Von fürchterlichen Gewissensbissen gepeinigt, beschlossen sie, wenn es möglich wäre, den unschuldigen Niklas noch zu retten. Deshalb suchte der Bäcker den bekann­ten Taubstummen auf und ließ diesen den Bruf schrei­ben, dessen Inhalt sie zuvor geschmiedet hatt n. Das Mißtrauen und die Furcht, die gewöhnlichen Begleiter des Verbrechens, schärfte ihnen ein, daß vielleicht die Hand eines unter ihnen den Richtern durch Vcrgftichung be­kannt werden könnte und ihre Kurzsichtigkeit ließ sic wähnen, daß sic von einem Taubstummen keinen Ver- rath zu befürchten hätten. Aber nick dem Brief meinten sie zugleich zwei Zwecke zu erreichen, nämlich dadurch, daß sie unter das Schreiben den Namen des vermiß­ten Corporals scssc», würden die Züchter, dachten sie.

immer in dem Wahne bleiben, der so plözlich ver­schwundene Eorporal Rühler sey dcscrtirt und nach England geflohen. Würde dieser p ctrug, so wähnten sie ferner einmal Eingang gefunden haben, so müßte dies für alle Zeit die Aufmerksamkeit von dem plözli- chen Verschwinden des Corporals ablciten und nie aus sie sich richte».

Wir sahen sic diesen listigen Plan aussührcn und so den Brief in die Hände der Richter spielen, zu wel­chem Zwecke die Frau des Wollkämmers eigens nach reiste; allein wir sahen auch, wie die Berech­nung der Bosheit sich irrte, und ihr gottloser Plan in Trümmer zerfiel. Hätte die Furcht sie nicht davon ab- gehaltcn, ihre Unternehmung reiflich zu überlegen, dann würden sie ja den fürchterlichen Fehler nicht be­gangen, einen Vierten, nämlich den Taubstummen, mit in das Spiel zu mengen, sondern lieber das schlechte Weib den Brief haben abichreibcn lassen, wo denn das ganze schreckliche Geheimniß unter ihnen und der Mord wahrscheinlich für immer verborgen geblieben seyn würde.

An demselben Tage, wo der Zimmermann Isaak und dessen zwei Mitschuldige öffentlich vom Leben zum Tode gebracht wurden, erlitten auch der Bäcker und der Wollkämmer, dessen Freu während des ProeeffeS im Gefängnisse gestorben war, die Todesstrafe.

Wenn irgendwo, so hat sich hier die Wahrheit dcS bekannten Sprüchworts dargcthan:Es ist nichts so fei» gesponnen, daß cs nicht kommt an die Sonne n."

Ei» jüdischer Knabe stand auf dein Markte mit einem Ti che voll Löffel und bot diese feil. Ein anderer kam und fragte:Na, Jckob, wie gehts ? Der Gefragte crwicdcrte mit den Achseln zuckend:Wie solls gaihn- Wie den Kranken, alle Stunden anen Lössel."

Ein vornehmer Herr fragte den Wirth seines Ho­tels:Was giebt cs heute Abend zu essen?,,Hal­ten zu Gnaden" antwortete rer Wirth mit tiefen Bück­lingenunterthäiiigste Forelle» und gehorsamste Brat­würste."

F r n ch tI> reis e.

In Calw am 21. März 1846.

Kernen der^Schfl. 20-6 20 er» ,9/6 43er» 19-6 -er» Tinkcl 8-6 9 er» 8 F er» 7-6 48er»

Haber 6-6 15 er» 5-6 47 er» 5-6 36er»

Roggen das Sri. 2-6 3er>» 2 6 2 er»

Gersic ,, 1 -6 46er» i-S 45 er-?

Bohnen,, 152 er» 1-6 48 er»

Wicken i / 1 2 er» - 48 er»

Linsen 2-6 8er»-6er»

Erbsen 2 / 36 er» 6 - er»

Brodtaxe in Calw vom 2l. März.

4 Pf. Kernenbrod 17 er» 4 Pf. schwarzes Brod 15 er» 1 Krcuzerweck muß wägen 4^ Lcth.

In Nagold am 2l. März 1846.

Dinkel der Schfl. 8-§ 42 er» 7/ 52er» 7-6 30 er» Haber 6-? 24 er» 6 -6 2er» 5 -§ 36 er»

Gerste 15 ^ >2er» 14-6 40 er» 14-6 24 er»

4 Pfd. Kernenbrod 16 er» 4 Pfd. Schwarzbrot, 14 er»

Redigirt, gedruckt und verlegt von C. Me eh in Neuenbürg.