gerührt worden, sondern nur das Küchengeräth lag ver­wirrt untereinander. ES wurde nichts davon vermißt; allein man schien im Sinne gehabt zu haben, einiges Zinn- und Kupfergeschirr von demselben mitzuuehmcn, denn eine große Menge desselben stand in einem Korbe zusammengepackt. Vielleicht hatten die Diebe bei ihrem Fortgehen dasselbe in der Eile vergessen.

Eine Kühnheit und Ucberlcgung, welche Leuten von solchem Handwerk nicht allezeit eigen ist, hatte sie hier in ihrem strästichen Beginnen geleitet. Es war deutlich zu sehen, daß sie sich wohl Zeit genommen halten und nicht vor Ucberraschung bange gewesen waren. So hat­ten sie z. B. von dem Schranke, dessen Thüren und Schubladen, die durch ein schwer aufzumachendes Schloß verschlossen waren, sie gewiß nicht hatten öffnen können, den obersten Thcil oder sogenannten Himmel abgcnom- men und hieraus die Thüren ausgehoben. Alles dies war so geschikt durch sie ausgeführt, daß man nicht das Mindeste an dem Holzwerke beschädigt fand. Den Him­mel und die Thüren hatten sic Hebendem Schranke auf dem Boden stehen lassen. Alle Kostbarkeiten nebst dem besten Leinenzeug und die Prettosen waren aus dem Schranke entwendet. Auch war aus zwei Koffern ein reicher Vorrath von Gold, Silber und Kleidungsstücken gestohlen. Der gelammte Betrag der vermißten Sa­chen wurde ungefähr aus 2000 fl. geschäzt.

Zum Glück war der Wittwe ihr meiste- Vermögen welches in Staatspapicren bestand, erhalten Sie'war gewöhnt, diese wichtigen Papiere nebst ihrem Getdvor- rathe mcht in dem Schranke, sondern in einer eisernen Kiste aufzubcwahren. Zufälligerweise war diese Kiste, die sonst in ihrem Schlafzimmer stand, kurz vor 'ihrer Reise in eme abgelegene Kammer gesezt worden/ wo dieselbe den Dieben entgangen war. Alles bewies-in­dessen unwidcrsprechlich, daß kein Eiinelncr diesen Dieb­stahl vollführt hatte, sondern daß derselbe von Mehr, als einer Person begangen war. Man hielt auch für ausgemacht, daß der Diebstahl von Leuten vollführt sci, die in dem Hause und mit den Umständen der Wittwe nicht ganz unbekannt waren und daß die Thäter nickt sehr weit entfernt wohnten. Hierzu hatte man wohl einigen Grund. Das Haus der Wittwe hatte keine an­sehnliche Nachbarn, nicht sowohl, weil es sich in einer abgelegenen Strafe und zwischende» Wohnungen armer Leute befand, sondern weil in der Gegend viel schlech es Volk wohnte. Der Garten hinter demselben, von welcher Seite die Diebe cingebro- chcn waren, lief gemeinschaftlich mit verschiedenen andern Gärten der nächsten Häuser nach dem Stadt­graben :u und war nur durch eine Dornenheck' von der Wasserfeste getrennt. Das nächste Haus stand an der Ecke eines WegS, welcher gleichfalls nach dem Wasser hinlief und längs dem Gartcnzaune dieses Eckhauses bis an einen Steg führte. Nach aller Wahrscheinlich­keit nun waren die Diebe mit einem Kahne bis an den Zaun gefahren, und über denselben in den Garten gestiegen; sic brauchten dann nur eine kleine Leiter an das bewußte obere Schiebfenster zu sezcn und konnten hierauf leicht auf die oben beschriebene Weise ins Haus kommen.

Mit diesen Erläuterungen und Wahrnehmungen ver­sehen kehrten die Gcrichtsperwnen von der amtlichen Besichtigung zurück. Die ganze Nachbarschaft war in­zwischen in Bewegung gerathen und es strömte eine zahlreiche Menge Neugieriger vor dem Hause zusam­men. Einem aus dem Haufen, einem Bäcker, welcher dem Hause gegenüber wohnte, glückte es, mit den Ge­

richtspersonen in das Haus zu kommen und MeS nahe­bei zu beschauen. Einige Bekannte, die ihn hätten hin- cingchen sehen, bestürmten ihn bei seiner Rückkehr mit mancherlei Fragen. Er ließ sich aber nicht viel über die nähern Umstände aus, sondern that sehr g heim und gab auf Alles eine verblümte Antwort, so daß sie we­nig von ihm erfuhren.

Unter den zahlreichen Neugierigen, welche durch die Ankunft des Gerichts vor ihre Thüren gelockt waren, befand sich auch ein Wollkräuter, rer indem erwähnten Eckhausc zunächst der bestohlenen Wiitwe wohnte. Wo er nur hier und da einige Nachbarn vor ihren Schwellen beieinander stehen sah, die über den Vorfall zusammen sprachen, drängte er sich in ihren Kreis und gab in ei­nem bestimmenden Tone seinen Gedanken über eins und das andere Raum. Er ließ besondere Reden fallen, brachte wiederholt eine gewagte Mnthmaßung nach rer ankern an den Tag, ja er wagte cs zuweilen von ferne aus gewisse Perionen und Sachen nicht undeutlich zu sticheln. Er machte hiedurch die Aufmerksamkeit der ihn umringenden Nachbar» rege. Auch seine Frau ließ sich unter einem Haufen Nachdarsfrauen auf der Straße sehr laut hören. Während die eine Dies, jene wieder etwas Anderes was auf den Vorfall Bezug hatte, er­zählte, führte sie vor Allen das große Wort, wußte es besser und endete damit, baß sic tagte: es sollte sie nickt wundern, wenn die Diebe noch vor dem Abend ins Gefängniß gebracht würden. Unter andern Umstehen­den, mit welchen sich ilr Mann in ein vertrauliches Gespräch über den Vorfall eingelassen hatte, war auch ein Trödcljudc gewesen, der gerade mit seinem Sack dort vorbcikam. Er hatte bereits viel im Beisein jenes Juden gesprochen und wollte demselben eben eine Frage beantworten, als e n Nachbar ihm einen Wink gab unv ihn auf die Seite rief, wobei er ihm zuflüstertc, daß er vor- sichtig sein und nicht so offen mit dem Juden sprechen müsse, indem derselbe ein Agent des Gerichts sei. Doch dies war nun zu spät, er hatte bereits zu viel gesagt, und der Jude war wirklich, ein Polizciagent. Sogleich wur­den die Reden des WollkrämerS dem Gericht überbracht, welches die Folge hatte, daß Lezterer noch an demsel­ben Vormittage vor dem Gericht zu erscheinen entboten wurde.

Als nun der Wollkrämer vor dem Gericht stand und er gefragt wurde, welchen Sinn man in die Ausdrücke legen könne, die er hätte auf der Straße fallen lassen, suchte er sich zu entschuldigen und sagte, daß er, gleich den andern Nachbar», nur im Allgemeinen gesprochen hätte. Als jedoch das Gericht nachdrücklich auf eine nähere Auslegung seiner Worte drang, mußte er doch zur Erläuterung derselben übergehen.

(Fortsezung folgt.)

F r u ch t P r e i se.

In Calw am 7. Februar 18)6.

Kernen der Schfl. 2t / 20 KN 20/ 47 KN 20/ 24KN

Dinkel 8/ 48KN 8/ 27 KN 8/ 6KN

Haber 6/-KN5/50KN5/36KN

Gerste ,, 1/52KN / KN

Bobuen,, 1/48 KN 1/32 KN

Wicken / 52 KN / 50 KN

Linien ,, 2/ 8KN 2/KN

Erbsen 2/ 40KN/ KN

Brodtaxe in Calw vom 7. oebruar.

4 Pf. Kcrnenbrod >8 KN 4 Pf. schwarzes Brod KN 1 Krcuzerweck muß wägen 4Lotb.

In Nagold am 31. Januar 1846.

Dinkel der Schfl. 9/ KN 8/ 28KN 8/ -KN

Haber 6/ -KN 5/ 49KN 5/ 40KN

Kernen,, 19/ 20KN / KN

4 Pfd. Kernenbro^ /7 rr L Psd. Scbwarrbred 15 KN

Redigirt, gedruckt und verlegt v.n C. Meeh rn Ne.,enourg.